Anglerfische

Teile:
26.08.2015 11:08
Kategorie: News

Die schnellen Schlucker

Anglerfische sehen manchmal aus wie von einem fremden Planeten - © Karlheinz Grosch
Anglerfische sehen manchmal aus wie von einem fremden Planeten © Karlheinz Grosch

Sie zu finden ist die schwierigste Aufgabe eines Tauchgangs. Sie dann zu fotografieren oder zu beobachten dann recht einfach, da sie sich auf ihre Tarnung verlassen und brav sitzen bleiben. Was man den behäbig im Riff lauernden Fischen aber gar nicht zutraut, ist dass sie ihrer Beute in Weltrekordzeit verschlingen.


Jetzt mal ehrlich: Wer hat schon selbst einen Anglerfisch entdeckt? So ganz ohne Guide, der deutet, weil da was sein soll. Meist erkennt man dann irgendwann ein Auge oder eine Brustflosse, die sich irgendwo abstützt. Und so konkretisiert sich das Stückchen irgendwas dann als „Fisch“. Als ziemlich seltsames Exemplar von Flossenträger aber, der sich in einem Schwamm verspreizt- oder als Seescheide verkleidet hat. Oder so fransig wie ein alter Flokatiteppich am Meeresgrund herumliegt.


Ein tolles Video (auch gezeigt am Kurzfilmfestival in San Diego) zeigt den Anglerfisch in einigen fantastischen Sequenzen (ab 0:38). Ein sehenswertes Video mit guten Einblicken in die Fortbewegungsarten und Jagdmethoden des Anglerfisches. Danke an Dénise Glazer (Purple Twins) für die Bereitstellung.

 

Anglerfisch - © TomTom
Typisches Bild: Dieser Anglerfisch stützt sich mit den Brustflossen ab – wie mit Händen © TomTom

Informationen Anglerfische

Arten: Etwa 50 Arten
Familie: Antennariidae
Länge: bis 35cm
Lebensraum: Boden- und Riffbewohner
Aussehen: Perfekt getarnt und unfischig

Nomen est omen: Und auch fast alle Anglerfische besitzen eine Angel. Der erste Strahl Rückenflosse ist als solche umgebildet und trägt meist einen Köder, der wie eine Garnele oder ein Würmchen aussieht. Nicht nur das Aussehen, sondern auch die typischen Bewegungen des Köders werden perfekt imitiert.

Sechs Millisekunden, das sind 0,006 Sekunden oder 6/1000s. Solange dauert es, bis ein Anglerfisch sein Maul aufgerissen und angesaugt hat oder ein LED am Monitor reagiert. In diesen sechs Millisekunden hat das kompliziert gebaute Kiefer einen gewaltigen Unterdruck aufgebaut und die Beute samt einem Schwall Wasser eingesaut.

Als sportlich kann man Anglerfische wahrlich nicht bezeichnen - wozu auch? Am liebsten krabbeln und klettern sie auf  den Vorderflossen durchs Riff, etwas schneller geht als auf allen Vieren im Schweinsgalopp. Nur wenn es mal wirklich pressiert, dann können sie auch schwimmen.

Anglerfische aus der Tiefsee - © H.-C. Ho + Pietsch and Van Duzer (Wikimedia)
Zwei Anglerfisch-Exemplare aus der Tiefsee - © links: Diceratiidae: Bufoceratias shaoi (Pietsch, Ho, and Chen, 101 mm SL, ASIZP 61796 (photo by H.-C. Ho)), rechts: Melanocetidae: Melanocetus eustales (Pietsch and Van Duzer, 93 mm SL, SIO 55-229), aus Evolutionary history of anglerfishes (Wikipedia)


Epilog
"Anglerfische fotografieren ist nicht schwer, sie zu finden dagegen sehr!" besagt ein altes Tauchersprichwort. Noch schwieriger ist es einen Angler beim Schnappen der Beute abzulichten, denn in 0,006 Sekunden hat er sein Maul aufgerissen und kurz danach ist die Beute schon im Schlund verschwunden! Mit einer Blitzsynchronzeit von 1/60 Sekunde ist man da meist zu langsam!