Hintergründe zum Tauchverbot Grüner See

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08.10.2015 15:50
Kategorie: News

Wenn der Grüner See nicht mehr grün ist!

Grüner See - © Rudy Reinisch
Das Brückerl im Grüner See © Rudy Reinisch

Die Information kam gestern Abend vom Tourismusverband Tragöß; via Facebook. Der Tourismusverband wird seither von der Taucherwelt via Telefon, Internet, Social Media "drangsaliert", doch bisher keine Reaktion. Was ist passiert, was steckt hinter dem "Aus" für den Grüner See?

KEIN TAUCHEN MEHR im Grüner See (siehe auch Meldung von heute Vormittag)! Die Hintergründe erscheinen auf den ersten Eindruck verrückt. "Der Grüner See könnte seine Farbe verlieren."

Laut einer bereits etwas in die Jahre gekommenen Studie wurde theoretisch die Möglichkeit beschrieben, dass durch die Aufwirbelung von Schwebeteilchen und Sedimenten, vermeintlich durch Taucher, Hunde, Schwimmer & Co., der Grüner See das Licht nicht mehr in gewohnter Weise "grün" reflektiert und dadurch diese Einzigartigkeit in der Natur verliert.

Natürlich muss man auch als Fan des Tauchsports zugeben, dass es in den letzten drei Jahren zu einem erheblichen Aufkommen an Tauchern im See, gegenüber dem Jahrzehnt davor gekommen ist. Es gab scheint es keine Regeln mehr. Weder vom Besitzer, noch vom Tourismusverband oder auch von der Tauchgemeinschaft selbst. Mit Bussen sind Heerscharen von Tauchern angereist, Scooter wurden eingesetzt, Tauchausbildung und Schnuppertauchen wurde im See veranstaltet - ein derart unbeholfenes Benehmen von Tauchern hat natürlich auf keinen Fall zu einem besser darzustellenden Bild geführt.

Die Farbe könnte verloren gehen...

Grüner See, Panorama - © Harald Mathä
Der Grüner See - eingebettet in eine herrliche Gebirgslandschaft © Harald Mathä

Tatsächlich wurde der See vor einiger Zeit auf Drängen einer kleinen Gruppe "endlich" unter Naturschutz gestellt. Die Initialzündung dazu gab, wie informierte Kreise aus der Region erzählten, scheinbar federführend der Bürgermeister von Kapfenberg Ing. Manfred Wegscheider. Telefonisch war heute Vormittag für uns einer der Hauptbetroffenen - der "Seewirt" - erreichbar und hat die Lage als äußerst unerfreulich beschrieben. Er konnte auch bestätigen, dass es dem Naturschutz zu verdanken war, der mehr oder weniger das Tauchverbot, welches ab 1.Januar 2016 gilt, in weiterer Folge auf den Plan gerufen hat.

Der Besitzer des Sees ist nach österreichischem Recht dem Naturschutz verpflichtet. Sollte dem "Juwel" also etwas passieren, sprich aufgewirbelte Sedimente wirklich die Farbe des Grüner Sees beeinträchtigen, das wie oben bereits beschrieben durch Taucher/Schwimmer/Hunde und vieles mehr verursacht werden könnte, dann hat dies rechtliche Folgen. Rechtliche Folgen mit der Konsequenz für den "Schaden" zur Verantwortung gezogen zu werden. Vermutlich in Millionenhöhe...

Taucherisch wurde Österreich gerade in den letzten beiden Jahren berühmt; gehyped durch die Bilder des Grüner Sees, die vor allem unter Wasser entstanden sind. Egal wohin man kommt: Oh you are from Austria, have you been diving the "Green Lake". I need to go there - it is on my bucketlist!

Dass Taucher weltweit sich auf den Weg nach Österreich machten und machen wollten, lag am Grüner See. Und ja, auch daran, dass es Gott sei Dank Menschen gegeben hat, die dieses wunderbare Kleinod berühmt gemacht haben. Eine Beschränkung hätte man früher einführen müssen, keine Frage. Gerade im letzten Jahr wurde wirklich die Anzahl der Taucher übertrieben - das ist auch richtig. Jedoch steht gegen eine Aufhebung des Tauchverbots nun eine rechtlich schwerwiegende Grundlage - der Naturschutz.


Video vom Grüner See von craesh


Bisher hat das Tauchen, die Farbe des Grüner Sees nicht beeinträchtigt. Das Tauchen könnte auch in Zukunft durch ein starkes Reglement, das sowohl Anzahl der Taucher als auch Ausbildungsgrad bestimmt, weiterhin möglich sein, wenn da nicht die "Drohung" durch den Naturschutz gegenüber dem Besitzer wäre. Dem Besitzer ist in keinster Weise ein Vorwurf zu machen, denn wer von uns würde solch einen möglichen Schaden in Millionenhöhe persönlich auf sich nehmen? Wohl niemand. Dass die Taucher selbst aufpassen, dass sie nichts aufwirbeln... leider konnte man im letzten Jahr sehen, dass dies offensichtlich nicht funktioniert! Leider. Wobei erwähnt werden muss, dass es genügend Taucher gab und gibt die vernünftig tauchen; wie so oft bleibt aber der schlechte Eindruck der "schwarzen Schafe". Unter anderem haben z.B. Ausbildungstauchgänge oder Schnuppertaucher nichts im Grüner See verloren.

Der Naturschutz schützt das "Grün" des Grüner Sees für nachkommende Generationen, die dieses Juwel niemals wieder betauchen können. Einzig die Bilder bleiben.

Ob es wohl noch eine Möglichkeit gibt das Land Steiermark und den Naturschutz davon zu überzeugen, dass mit vernünftigen Einschränkungen, der Grüne See erhalten bleibt und der Besitzer das Tauchverbot unter diesen Bedingungen aufheben kann? Dies ist die Frage, die wir uns stellen müssen und ob wir Taucher vielleicht positiv dazu beitragen können, eine Lösung zu finden, die für Naturschutz, Besitzer und Taucher einen gangbaren Weg darstellt!