Japan: Woche des Wals... Sie wollen wieder jagen!

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10.06.2014 15:52
Kategorie: News

Bald wieder japanische Antarktis-Waljagd?

Japanischer Walfänger - Muttertier mit Kalb - © WDC
Bald wieder unterwegs "im Namen der Forschung"?

Trotz Urteil des Internationalen Gerichtshofs: Japanische Regierung drängt auf Wiederaufnahme des kommerziellen "wissenschaftlichen" Walfangs

Das Thema schien endgültig vom Tisch! Ende März hatte der Internationale Gerichtshof (IGH) in Den Haag die japanischen Walfangaktivitäten in der Antarktis für illegal erklärt (siehe auch Meldung vom 31.März 2014). Japan musste daraufhin sein unter dem Deckmantel wissenschaftlicher Forschung laufendes Walfangprogramm sofort beenden.

Das soll nach Ansicht der konservativen japanischen Regierung nun nicht mehr akzeptiert werden. Trotz des vom Internationalen Gerichtshof verhängten Walfangverbots will sich die konservative Regierungsmehrheit des seit Dezember 2012 im Amt befindlichen Premierminister Shinzo Abe für eine Wiederaufnahme des kommerziellen Walfangs einsetzen. Kaum zu glauben, denn sowohl der Verzehr von Walfleisch als auch die Akzeptanz der Waljagd sind in der japanischen Bevölkerung seit Jahren rückläufig. Und: Es ist auch kaum vier Wochen her, da hatte der japanische Verhandlungsführer Koji Tsuruoka nach dem IGH-Urteil von Den Haag gegenüber der Weltpresse erklärt: "Als Staat, der sich an Recht und Gesetz hält und als verantwortungsvolles Mitglied der Weltgemeinschaft wird Japan die Entscheidung des Gerichts befolgen."

Nach den gestrigen Ankündigungen des japanischen Premiers wird klar, dass die Erklärung des japanischen Sprechers nach dem Urteil von den Haag offenbar nur heiße Luft war.

Walcarpaccio und frittierte Walhäppchen

Walfleisch - © WDC
Walhäppchen werden zur "Woche des Wals" gereicht...

Er werde die wissenschaftliche Erforschung der Walbestände verstärken und auf diese Weise für eine Wiederaufnahme des kommerziellen Walfangs sorgen, sagte Premierminister Abe gestern vor einem Parlamentsausschuss in Tokio. Er erklärte, dass er bedauere, dass der Verzehr von Walfleisch von der internationalen Gemeinschaft nicht als  Bestandteil der japanischen Kultur akzeptiert werde.

Geradezu grotesk erscheint dann auch, dass die Regierung nun eine "Woche des Wals" ausrief um dem Ende dieser alten Tradition entgegen zu steuern. Im Rahmen dieser Aktionswoche wird allen Besuchern eine kostenlose Probe frittiertes Walfleisch angeboten und in der Kantine des federführenden Landwirtschaftsministeriums stand demonstrativ Walcarpaccio auf dem Speiseplan.

Der Ärger ist programmiert, obwohl das Urteil des IGH eigentlich keine neuen Handlungsspielräume offen lässt. Denn das Urteil vom Ende März befand, dass der japanische Walfang in der Antarktis  nicht mit der IWC-Definition des wissenschaftlichen Walfangs übereinstimmt.

Japan wieder auf dem Weg zur
Trotz IGH-Urteils plant Japan wieder Walschlächtereien

Dem Urteil zufolge muss Japan die Jagd auf die Meeressäuger beenden. Die Regierung in Tokio muss zudem sämtliche Genehmigungen und Lizenzen, die sie im Rahmen eines Abkommens über die Jagd zu "wissenschaftlichen Zwecken"  vergeben hat, zurückziehen. Dies hatte der Vorsitzende Richter Peter Tomka bei der Verkündung des Gerichtsurteils in den Haag erklärt. Neue Genehmigungen dürfen hiernach nicht mehr ausgestellt werden.

Das Urteil des Internationalen Gerichtshofs ist verpflichtend, eine Berufung ist nicht möglich. Japan zeigte sich "zutiefst enttäuscht" über das Verbot der Walfang-Aktivitäten in der Antarktis, erklärte aber, dass es sich  daran halten werde. Was von solchen politischen Meinungsäußerungen zu halten ist, wurde durch den neuerlichen Vorstoß mehr als deutlich. (hap)

Weitere Infos zum IGH-Urteil und dessen gesamter Wortlaut hier:
www.taucher.net/aktuell_Japan_muss_Walfangprogramm_sofort_beenden