Massensterben von Seesternen aufgeklärt

Teile:
19.11.2014 10:55
Kategorie: News

Ein Killervirus verursachte den Seestern-Massenexodus an der US-Pazifikküste.

Ganze Seesternkolonien fielen vor eineinhalb Jahren einem mysteriösen Massensterben vor der nordamerikanischen Pazifikküste zum Opfer. Wissenschaftler enträtselten nun den Massen-Exodus und erklären die Folgen für das marine System.


Wissenschaftler standen vor einem Rätsel; Millionen von Seesternen verendeten plötzlich vor den Küsten von British Columbia und Oregon. Taucher berichteten von mysteriösem Massensterben von Seeigeln in den nordamerikanischen Küstengewässern und von ganzen Bergen verendeter Seesterne.
Vor fast eineinhalb Jahren nahm dieses zunächst unerklärliche Naturschauspiel seinen Anfang: An den Küsten bis hoch nach British Columbia explodierte die Population von Seesternen förmlich. Woran diese enorme Vergrößerung des Seesternbestandes lag, ist bis heute nicht geklärt. Aber dann schien plötzlich die Evolution das System wieder ins Gleichgewicht bringen zu wollen, denn es setzte ein bisher nie gesehenes Massensterben der Seesterne ein.

Der Mikrobiologe Prof. Ian Hewson von der Cornell Universität in Ithaca fand mit einem Forscherteam nach mehr als einjähriger Forschung heraus, wodurch das Massensterben verursacht wurde. Am Montag veröffentlichten die Forscher ihre Ergebnisse: Ein Densovirus, der von wirbellosen Tieren her bekannt ist, hatte die Seesternbestände angegriffen und radikal dezimiert. Zwischen zwei und zehn Tagen nach der Infektion dauere die Krankheit die am Ende den Seestern von innen auflöse und nur einen Haufen Glibber am Meeresgrund übrig ließe, berichtete der Forscher, der sich besonders mit dem Einfluss von Viren auf marine Systeme befasst.

Sporttaucher, die im verangenen Jahr im Howe Sound (große Bucht an der Straße von Georgia im Nordwesten von Vancouver) tauchten, berichteten von wahren Seestern-Lawinen, in denen befallene Seesterne, die sich von ihren Standpunkten an Riffen und Abbruchkanten gelöst hatten, zum Sterben Richtung Meeresgrund sanken und dort ganze Berge bildeten. In Folge des Massensterbens der Seesterne beklagten Fischer hohe Ertragseinbrüche beim Krebsfang, denn die Millionen von verendeten Seesternen blockierten mit ihren glibbrigen Überresten die Fangkörbe der Fischer.

Und wie sensibel die marinen Systeme sind, wurde erst in der Folge dieses Massenexodus sichtbar. Die Seeigel-Population nahm an den Küsten drastisch zu, denn die Seesterne, die natürliche Fressfeinde der Seeigel sind, waren durch den Virusbefall zu drastisch reduziert worden. Und da Seeigel mit großer Begeisterung Kelp verzehren, befürchtet man inzwischen auch weiter gehende Konsequenzen für die Kelpwälder an den Küsten Nordamerikas. Immerhin sind inzwischen von einigen Teilbereichen der Küste eine Erholungen der Seesternbestände vermeldet worden. Die Wissenschaftler um Ian Hewson aber sind sicher, das es mehrere Jahre dauern wird, bis sich der Sesternbestand wieder einigermaßen regeneriert haben wird.
Professor Ian Hewson steht für wissenschaftliche Anfragen unter der eMail hewson@cornell.edu gern zur Verfügung.(hap)

Mehr Infos:
Zum Artikel