Neuer Apnoe Weltrekord des Hamburgers Tom Sietas

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12.06.2008 13:11
Kategorie: News

Eine kleine Ewigkeit

Tom Sietas, Apnoe Weltrekord Die Schallmauer ist durchbrochen. Was lange Zeit als kaum erreichbar galt, setzte der 31jährige Hamburger Tom Sietas am 7. Juni in Athen in die Tat um: Als erster Mensch durchbrach er im Apnoe-Zeittauchen die Grenze von zehn Minuten. Mit 10 Minuten und 12 Sekunden überbot der Lehramtsstudent seinen eigenen Weltrekord von 9:15 Minuten um fast eine ganze Minute.

Dabei hatte das Projekt „Schallmauer“ zunächst gar nicht so glücklich begonnen. Nach intensiver Vorbereitung hatte sich Tom bereits am 3. Juni zu seinem ersten Versuch in Athen ins Wasser begeben. Die Voraussetzungen schienen perfekt und tatsächlich beendete Sietas seinen Versuch mit 10:12 Minuten. Nach dem ersten Durchatmen, der folgenden Erleichterung und dem  großen Jubel unterlief dann aber einem Sicherungstaucher ein folgenschwerer Fehler. Auch er wollte seinem Idol gratulieren, verursachte aber damit die Annullierung des geschafften Rekords: „Es war nur ein leichter Klapps auf die Schulter und schon wurde ich disqualifiziert“, erinnert sich Tom an diesen kurzen Moment der Unaufmerksamkeit des Teammitglieds. Die strengen Auflagen und Wettbewerbsregeln wurden von einer zehnköpfigen internationalen Jury überwacht, um den Rekordversuch als den Richtlinien des Apnoe-Weltverbands AIDA entsprechend bestätigen zu können. Die Berührung durch den Sicherungstaucher musste nach den Verbandsregularien die Disqualifikation zur Folge haben.

Nach diesem unglücklichen Verlauf des ersten Versuchs war der Hamburger zunächst geschockt. „Der Druck war riesig und ich war derart angespannt, dass ich etwas völlig Verrücktes unternehmen musste. Also bin ich mit Freunden Speedboot gefahren. Am nächsten Tag hatte ich den Kopf wieder frei“, erklärte Tom Sietas Taucher.Net.

Und dass er seinen Kopf wirklich frei hatte, bewies der Spitzenathlet, dessen größtes Potenzial wohl in seiner großen mentalen Stärke liegt, am vergangenen Samstag. Wieder im Wasser, mit denselben optimalen Bedingungen legte Tom Sietas einen zweiten Weltrekordtauchgang hin und erhob seinen Kopf nach genau 10:12 Minuten aus dem Wasser. Dieses Mal wurde das Regelwerk bis zum letzten
Tom Sietas im Speedboot
"Kopf freimachen:" Tom Sietas im Speedboot
Punkt penibel erfüllt und der offizielle Fabel-Weltrekord, ein Quantensprung im Apnoesport, war vollbracht. Dass Tom Sietas nicht nur im Zeittauchen, einer Disziplin, die unter völliger Bewegungslosigkeit am Beckenrand zum Ziel hat, mit abgesenktem Kopf so lange wie möglich unter Wasser zu bleiben, die absolute Weltspitze repräsentiert, bewies er schon in den vergangenen Jahren.


Tom Sietas nach seinem Fabelweltrekord im Apnoe
Der glücklicke Weltrekordhalter mit der 'Siegeruhr'

Seine Leidenschaft für das Apnoetauchen begann im Jahr 2000 während eines Urlaubs auf Jamaika. Beim Tauchen und Schnorcheln entdeckte er die Faszination der Unterwasserwelt. Zurück in Hamburg schloss sich Tom einer Trainingsgruppe an und trainierte täglich. Danach stellten sich schnell die ersten Erfolge ein und seit zwei Jahren gehört der Norddeutsche zur "Weltelite" im Apnoetauchen. Seither stellte er 12 Weltrekorde auf, wurde dreimal Weltmeister (Zeittauchen 9:08 Minuten, Streckentauchen mit Flossen 223,00 Meter und Streckentauchen ohne Flossen 183,00 Meter). Im Tieftauchen mit konstantem Gewicht und Flossen passierte der Hamburger die deutsche Rekordmarke von 70,00 Metern. Im No Limit Bereich mit Schlitten sogar die 122,00 Meter. Ein Ende ist nicht in Sicht,
denn Tom Sietas hat schon die nächsten Projekte im Visier: In der Woche vom 2. bis 9 Juli will Tom in Hamburg einen Rekordversuch in der Disziplin Streckentauchen ohne Flossen unternehmen.  Schon sein bisheriger Rekord von 183 Meter ist von normalen Tauchern kaum zu begreifen. Machen Sie sich einmal auf eine mentale Reise, die sie fast vier Mal durch ein 50-Meter-Becken führt – mit einem Atemzug und ohne Flossen! Unvorstellbar und doch für Tom Sietas in realistischer Nähe. Die nächste Schallmauer wartet darauf, geknackt zu werden.


von Harald Apelt