Projekt Tiefenschärfe: 3D Modell des Bodensees

Teile:
04.05.2014 16:06
Kategorie: News

Neukartierung des Bodensees durch modernste, digitale Technik

Mainauschwelle im Bodensee
Die Mainauschwelle anhand der neuen Vermessungsdaten

Detailgetreues 3D-Modell des Bodensees in Arbeit: Wissenschaftler aus Österreich, Deutschland und der Schweiz arbeiten derzeit an der Herstellung eines detailgetreuen 3D-Modells des Bodensees. Im Sommer des Jahres 2015 soll das Projekt "Tiefenschärfe" beendet sein.

Wie sieht es auf dem Grund des Bodensees genau aus? Auf den Spuren dieser Frage zieht seit April dieses Jahres das Forschungsschiff "Kormoran" seine Bahnen auf dem drittgrößten See Mitteleuropas. Mehr als 5.000 Kilometer hat das Forschungsschiff mittlerweile auf dem Bodensee zurückgelegt. Bahn für Bahn kartiert die Forschungsgruppe mit Hilfe eines Echolots den Grund flächendeckend ab. Das dabei entstehende 3D-Modell wird eine detailgetreue Darstellung des Bodensees sein, mit exakter Abbildung der Größe, Tiefe, Breite und der Untergrundstruktur.  

Ziel des Projektes ist es, Wissenschaft und Wasserwirtschaft präzise Grundlagendaten zur Verfügung zu stellen und damit einen wichtigen Beitrag für einen vorsorgenden Gewässerschutz zu leisten. Sie dienen etwa zur Beurteilung und Planung wasserbaulicher Maßnahmen wie Badestege, Versorgungsleitungen oder Einleitungen in das Gewässer. Auch für Archäologie, Natur- und Denkmalschutz sowie Schifffahrt und Touristik ist eine genaue Kenntnis des Gewässerbodens von hoher Bedeutung.

Fächerecholot und Sedimentecholot

Das Forschungsschiff Kormoran - Bodensee 3D Vermessung
Das Forschungsschiff "Kormoran"

Am Bug führt das 75 Tonnen schwere Schiff "Kormoran" ein hochmodernes Fächerecholot mit, das den Grund des Bodensees flächendeckend abtastet und damit erstmals ein hochauflösendes dreidimensionales Geländemodell ermöglicht. In Kombination mit dem lasergestützten Messverfahren LIDAR zur Vermessung der flacheren Wasserzonen aus der Luft, liefert das Fächerecholot eine einmalige Datenfülle, die im Rahmen des Forschungsprojekt "Tiefenschärfe – Hochauflösende Vermessung Bodensee" erfasst und ausgewertet wird. An dem Projekt, das von der EU im Rahmen des Regionalprogramms Interreg IV gefördert wird, nehmen alle Anrainerstaaten des Bodensees teil.

Neben dem Fächerecholot verwenden die Forscher auch ein Sedimentecholot, einen sogenannten Subbottom-Profiler, vom Institut für Geographie an der Universität Jena, das zur Kontrolle der Daten des Fächerecholotes genutzt wird und darüber hinaus ein dichtes Netz an zusätzlichen Daten und Erkenntnissen liefert. Mithilfe weiterer Sonden können außerdem Informationen über das Algenaufkommen am Bodensee sowie zu speziellen Wasserparametern wie der Leitfähigkeit, Trübung und Temperaturentwicklung gewonnen werden. Nach erfolgreichem Abschluss der ersten Messphase voraussichtlich im Juli erfolgt die Bereinigung und Aufbereitung der riesigen Datenmenge. Vermutlich im Winter 2013/2014 starten die LIDAR-Messungen vom Flugzeug aus. Nachdem auch diese Daten aufbereitet und mit den Echolotdatensätzen zusammengeführt sind, werden voraussichtlich bis Mitte 2015 die neuen Geländemodelle errechnet und allgemein verfügbar gemacht werden.

Im November vergangenen Jahres hat das internationale Forscherteam, wie berichtet, ein größeres Schiffswrack von rund 60 Metern Länge und zehn Metern Breite geortet. Möglich wurde das durch den Einsatz eines Fächerecholots, das vom Forschungsschiff Kormoran aus den Tiefengrund des Sees flächendeckend erfasst. Details zum Wrack lieferten nun Video- und Sonaraufzeichnungen eines ferngesteuerten Tauchroboters. Verzierungen am Bug des Schiffes sowie der Fundort im "Tiefen Schweb", dem tiefen Seeabschnitt in der Seemitte, wiesen darauf hin, dass es sich bei dem Fund um den Stahlrumpf des Salondampfers Helvetica handelt. Nach 45 Betriebsjahren wurde das Schiff 1932 ausgemustert und nach dem Entfernen der Maschinenanlage, des Kessels und der Aufbauten am 27. Oktober 1933 versenkt – eine in Zeiten niedriger Schrottpreise gängige Form der Müllentsorgung.

Weitere Informationen zum Projekt "Tiefenschärfe": www.tiefenschaerfe-bodensee.info