UNESCO Staatsgründung gegen Müllinseln

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10.04.2013 08:31
Kategorie: News

„Staatsgründung“ gegen Plastikmüll in Ozeanen

Müllberge im Meer
Gigantische Müllberge in den Weltmeeren

Im Normalfall vermutet man in den großen Meeresgebieten dieser Welt wohl nichts anderes als Wasser. Dass gerade in diesen Arealen zigtausend Tonnen Müll herumschwimmen und Meeresströmungen unzählige Plastikteile zu riesigen Gebilden zusammentragen, ist Anlass für die UNESCO ein Zeichen zu setzen:

Die UNESCO will auf das Müllproblem aufmerksam machen und kündigt an, die großen Müllinseln zu einem Staat zu ernennen.

Wie die italienische Zeitung „La Stampa“ berichtete, will die UNO-Organisation für Erziehung, Wissenschaft und Kultur den neuen Staat am Donnerstag ausrufen - er soll den Namen „Garbage Patch“ („Müllfleck“) tragen. Der Plastikmüllfleck schließt fünf Gebiete in den Ozeanen (Nord- und Südpazifik, Nord- und Südatlantik, Indischer Ozean) ein, wo Müll „zusammenwächst“ und eine durchgängige Oberfläche aus Plastikabfällen entstehen lässt (siehe auch Bild nächster Absatz).

Die Einführungszeremonie wird die UNESCO nicht auf dem neuen Staatsterritorium abhalten, sondern im Hauptquartier der UNO-Organisation in Paris: Die Umgebung soll jedoch jener der Müllinsel angepasst sein - Drehverschlüsse und Plastiksäckchen werden als Kulisse dienen, das Rauschen des Meeres wird eingespielt.

Nur ein Zeichen

Müllzonen im Meer
Die Müllzonen und deren Zirkulationsgebiete in den Weltmeeren

Die „Ernennung“ zu einem Staat ist freilich nur als öffentlichkeitswirksames Zeichen zu verstehen. Die Initiative der UNESCO geht auf die Idee der italienischen Architektin Maria Cristina Finucci zurück. „Als ich von den riesigen Plastikinseln erfuhr, stellte sich heraus, dass die wissenschaftliche Gemeinschaft das Problem auf die leichte Schulter nimmt“, so Finucci. Um ein breites Bewusstsein zu schaffen, brauchte es Bilder, „diese gab es aber nicht“, so Finucci.

Einen Staat auszurufen soll die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit erregen. „Das Einzige, was wir machen können, ist, dafür zu sorgen, dass dieser (Staat) nicht größer wird“, wurde Finucci von „La Stampa“ zitiert. Der Müllberg soll ein Gesamtgewicht von ca. 37 Tonnen haben - die Masse des neuen Staates. Die Flagge wird ganz in Blau gehalten sein, in Anlehnung an die Farbe der Ozeane.

Gigantische Müllinsel zwischen USA und China

Das größte Gebilde wird als „Great Pacific Garbage Patch" (der große Pazifikmüllfleck) oder auch als "Pacific Trash Vortex" bezeichnet und wurde erst 2009 entdeckt - diese Insel schwimmt im Nordpazifik zwischen den Küsten Chinas und den USA. Die Größe dieser Insel wird unterschiedlich geschätzt - doch gibt es einige Aussagen die von einer ca. Größe Westeuropas entsprechen.

Geborgener Müll aus dem Meer
Beispielbild für die Bestandteile
der Müll-Inseln in den Meeren

Wenn man davon ausgeht, dass auch die übrigen vier Müllinseln eine annähernde Größe aufweisen, entstünde zusammengerechnet eine Müllinsel von der Größe eines achten Kontinents. Doch die Belastung nimmt nicht ab: Plastikabfälle aller Art werden von Müllhalden an den Küsten oftmals direkt ins Meer geleitet. Auch ist es noch immer üblich, dass mit Müll beladene Schiffe ihre Fracht einfach ins Meer kippen.

Mit der Zeit wird der Müll auf hoher See durch Wellenbewegung und UV-Licht ständig zerkleinert. Die Abfälle werden dadurch nach und nach zu feinem Pulver. Doch damit verschwindet der Müll nicht - er wird sogar noch gefährlicher, weil er so in die Nahrungskette gelangt: Bei einem hohen Feinheitsgrad werden die winzigen Plastikteilchen, die teilweise kleiner als fünf Millimeter sind, von verschiedenen Meeresbewohnern und auch von Plankton als Nahrung aufgenommen. Plankton dient wieder als Nahrungsgrundlage für Wale, Sardinen und Miesmuscheln.

„Darm des Wals explodiert“

Informationen zum Thema:

Müll im Meer (News vom 23.2.10)
Ein Meer voller Müll (News vom 8.6.09)

Zusätzlich ist ständig für neuen Müllnachschub von Schiffen und den Küsten gesorgt, somit werden auch die großen Plastikteile nicht weniger. Doch auch die großen Abfälle werden von Tieren direkt gefressen. Regelmäßig werden riesige Wale an den Küsten angeschwemmt, deren Todesursache die Umweltverschmutzung ist. Anfang März ging etwa der Fall eines angeschwemmten Pottwals an der spanischen Südküste durch die Medien: Wissenschaftler entdeckten in dem 4,5 Tonnen schweren Leichnam 17 Kilogramm Plastikmüll. Ein Meeresbiologe der staatlichen Forschungswarte Donana sagte daraufhin dem Magazin „Spiegel“: „Der Darm des Wals war von dem Abfall völlig verstopft und ist förmlich explodiert.“