Wie Pottwale und Orcas den Fischern den Fang klauen

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25.02.2015 16:45
Kategorie: News

Sushi von der Leine

Sushi von der Leine - Pottwal beim
Pottwal beim "räubern" (aus youTube,BBC)

Vor der Küste Alaskas ist es kalt. Die Fischer, die dort ihrem Job nachgehen, kochen aber zur Zeit - vor Wut! Hier hat sich nämlich eine diebische Bande zusammengefunden, die den Fischern, die in den fischreichen Gewässern Alaskas unter anderem dem Kabeljau nachstellen, das Leben so richtig schwer macht…

Pottwale haben in den letzten Jahren gelernt, dass es viel bequemer für sie ist, sich an den gedeckten „Tisch“ des Menschen zu setzen, als selbst der mühseligen Jagd in den tiefen, fischreichen Gewässern nachzugehen. Eigentlich stehen Kraken auf deren Lieblingsspeiseplan, aber inzwischen verköstigen sich die Meeres-Gourmets immer intensiver vom Fang der Fischer, die mit Langleinen dem beliebten Speisefisch Dorsch nachstellen. Mehr als 90 Prozent des Fangs sollen nach Aussagen der Fischer inzwischen von Pottwalen von den Haken der Langleinen „geknabbert“ werden, und immer mehr Tiere schließen sich dem harten Kern von zehn identifizierten Pottwalen an, die ihr Vergnügen in dem neuen „Fisch Take-Away“ finden... Was die Fischer dann aus dem Wasser ziehen sind zumeist nur noch die Köpfe des Kabeljaus, der zuvor noch auf dem Weg an die Oberfläche am Haken hing.

Pottwale bedienen sich bei Fischern
Die Pottwale bedienen sich reichlich... (aus youTube,BBC)

Die Tiere haben inzwischen offenbar gelernt, wie es am einfachsten geht: Wenn die Fischerboote ihre Maschinen drosseln, weil sie einen Kabeljauschwarm per Echolot geortet haben und die mit Kabeljau reich besetzte Langleine eingeholt wird, hangeln sich die Wale einfach langsam die Leine hinab und knabbern die auf sie zulaufenden Kabeljaufänge von den Haken herunter. Sushi sozusagen direkt von der Leine... Die Tiere haben gar keine Scheu mehr vor den Fischtrawlern, denn sie wissen inzwischen genau, dass ihnen von den Fischern keine Gefahr droht. Dass der Grund im Artenschutzabkommen liegt mit dem bedrohte Tierarten geschützt werden, ist ihnen dabei gewiss nicht klar, aber: Gelernt ist gelernt!

Die kanadischen und amerikanischen Fischer schlagen nun mit Hightech zurück: Sie haben begonnen, die zehn auffälligsten Tiere mit Minisendern zu taggen. Zwei von ihnen schwimmen bereits mit den kleinen Sendern durch die kalten Gewässer und sind für die Fischer nun auf dem Radar sichtbar. Und wenn sich die Räuberbande den Fangschiffen nähert, machen die sich schleunigst aus dem Staub in Richtung walfreie Fanggebiete. Auch eine neue Form der Evolution...

Orcas beim Thunfischfang
Orcas beim "Thunfisch Take Away" (aus youTube,BBC)

Solche Strategien sind auch schon bei Orcaschulen in der Straße von Gibraltar gesichtet worden. Die eleganten Jäger bedienen sich ähnlich lernfähig und dreist an den Fängen südspanischer und portugiesischer Fischer. Die erwarten vor Gibraltar die großen Tuna-Schwärme, wenn sie aus dem Atlantik ins Mittelmeer zum Laichen einschwimmen und es im Spätsommer wieder in Richtung Atlantik verlassen. Mit langen Köderleinen gehen sie dann auf Thunfischfang. Und die Orcas sind mit am reich gedeckten Tisch und zeigen ihrem Nachwuchs, wie einfach der Fang des schnellen Thunfisches sein kann...
Während zu Beginn dieses Selbstbedienungsverfahrens die Orcas noch die an den Leinen kämpfenden großen Thunfische angriffen und zerfleischten, sodass sie für den menschlichen Verzehr kaum mehr geeignet waren, änderten und verfeinerten die Orcas ihre Strategien sehr zum Leid der Fischer. Nun warten sie ab, bis die kraftvollen Großfische dem Drill der Fischerleinen entkräftet nichts mehr entgegen zu setzen haben. Dann kommt die Zeit der Orcas, die dem leichten Opfer an der Leine kurz vor Erreichen des Fischerbootes bequem in die Flanken fallen und die Thunfische schließlich filetieren... Auch hier bleibt für die Fischer nicht mehr viel übrig... (hap)

So räubern die Pottwale (BBC Film):



..und so speisen die Orcas (BBC Film):