Wrackbergung vor Rostock

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11.10.2013 07:46
Kategorie: News

200 Jahre altes Schiffswrack wird geborgen

Taucher sichern Wrackteile vor Ort - © Sven Gers
Taucher bergen ein Wrackteil (© Sven Gers)

Die Ostsee ist ein gewaltiger Fundus an historischen Schiffswracks. Und wieder wird ein Teil der Seefahrtsgeschichte der Ostsee abgerungen.

Zurzeit bergen Taucher der Tauchergruppe des Instituts für Ostseeforschung und Mitglieder des Landesverbandes für Unterwasserarchäologie Mecklenburg-Vorpommern ein Schiffswrack aus drei Meter Wassertiefe, das im April 2010 von Taucher der Gesellschaft für Schiffsarchäologie e.V. vor Rostock entdeckt wurde.

Die hölzerne Bodenschale mit ihren bis zu 1,5 Meter aufragenden Spanten war erhalten und wies noch eine Länge von 20 Meter auf. "Es muss sich daher um ein größeres, seegängiges Schiff gehandelt haben" sagt Martin Siegel, Vorsitzender der Gesellschaft. Mittels Dendrochronologie konnte das ungefähre Alter bestimmt werden. Die Unterwasserarchäologen gehen vom Bau des Schiffes in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts aus. Von den Mitgliedern des Vereins wurde das Wrack vermessen und gezeichnet, auch, um anschließend Sicherungsarbeiten am Objekt durchführen zu können. Viel Zeit blieb den ehrenamtlich arbeitenden Tauchern aber nicht für weitere Untersuchungen. Die Stürme des letzten Winters zerstörten das Wrack, so dass sie im Frühjahr viele Einzelteile im Umfeld zerstreut vorfanden.

Taucher sichern Wrackteile - © Sven Gers  Taucher beim Bergen - © Sven Gers
Wrackteile werden gesichert und geborgen (© Sven Gers)

In den vergangenen Wochen begannen die Archäologen mit ihren Helfern, unterstützt durch das Landesamt für Kultur und Denkmalpflege mit den Sicherungsmaßnahmen vor Rostock. Einen Großteil der Wrackteile verankerten die Taucher auf dem Grund, um sie vorerst am Fundplatz zu belassen und gegen ein Versetzen zu sichern.

Das Wrack in der Ostsee - © Martin Siegel
Die stark gefährdeten Hölzer wurden geborgen und mit dem Forschungsschiff GOOR II nach Rügen transportiert. Dort brachten Taucher sie in das für historische Schiffshölzer angelegte Holzdepot ein. "Wir haben die Möglichkeit, gefährdete Hölzer in die Kreide auf dem Ostseegrund vor Arkona einzuspülen" führt Kai Schaake, Vorsitzender des Landesverbandes für Unterwasserarchäologie e.V. aus. "Dort verwahren wir sie ordnungsgemäß dokumentiert, katalogisiert in einem sauerstoffarmen Klima" so Schaake weiter. Selbst die für Hölzer in der Ostsee gefährliche Schiffsbohrmuschel kann in diesem Bereich nicht überleben.

Solange für aufwändige Konservierungen an Land keine ausreichenden Mittel bereit gestellt werden, müssen die Unterwasserarchäologen auf ressourcensparendere Verfahren ausweichen. Aber selbst die Bergungen und das Einspülen ins Holzdepot kosten viel Geld. So hoffen die Mitglieder des Landesverbandes auf weiter reichende Unterstützung vom Land. Auch im nächsten Jahr müssen die Sicherungsarbeiten am Fundplatz vor Rostock fortgeführt werden. "Die überraschende Zerstörung des Fundplatzes Rostock-Ost 79 hat einmal mehr gezeigt, wie sensibel die Fundstellen des Unterwasserarchivs sind und wie schwer es ist, in ehrenamtlicher Arbeit die umfangreichen Informationen der bekannten Fundplätze zu erfassen." sagt Martin Siegel. Fraglich sei, wie viele bisher unbekannte Fundplätze ohne das Wissen der Archäologen zerstört werden und so der Forschung entgehen.

Weitere Informationen:

Logo GfS
Gesellschaft für Schiffsarchäologie e.V.
Haedgestrasse 1, 18057 Rostock
Mail : gfs_rostock@yahoo.de
Web: www.gfs-rostock.de
Web: www.uwa.mv.de