Cenotentauchen Mexiko. Großes Versprechen

Teile:
01.10.2015 16:49
Kategorie: Reise



Die Cenoten gehören zu den bekanntesten Tauchspots der Welt – obwohl es in Deutschland verhältnismäßig wenige Taucher gibt, die bereits dort waren. Dabei gehören sie zu jenen Destinationen, die halten, was man sich von ihnen verspricht: Vor allem, wenn man ein paar Tipps beherzigt und die richtige Basis wählt.

Bericht von Linus Geschke

Fernreisen sind, machen wir uns nichts vor, eine schwierige Entscheidung. Die lange Anreise, die Zeitverschiebung, engbestuhlte Langstreckenbomber. Oftmals ist der ganze Trip zudem mit hohen Kosten verbunden. Und warum macht man sie dennoch? Wegen der Erwartungshaltung. Man verbindet mit dem exotischen Ziel Vorstellungen und Wünsche, über wie unter Wasser. Man denkt an spektakuläre Begegnungen. An Erlebnisse, die man in heimatnahen Ländern nicht bekommt.

Wer schon häufig Fernreisen absolviert hat, kennt das: Meist kommt es dann anders, als gedacht. Mal geht diese oder jene Ausfahrt nicht, weil die Wellen zu hoch sind. Dann ist der Wind zu stark. Das Wasser zu warm oder zu wenige Gäste an der Basis. Irgendwas ist immer. Zurück bleiben dann Taucher, die nach dem Urlaub denken, dass sie sich das eigentlich ganz anders vorgestellt hatten. Irgendwie... beeindruckender! Trösten kann dann nur die Erkenntnis, dass das Meer kein Streichelzoo und das Leben kein Ponyhof ist. Neues Jahr, neue Reise, neues Glück.

Dabei gibt es Destinationen, die halten, was sie versprechen. Immer. Völlig unabhängig von Wind, Wellen und sonstigen Witterungseinflüssen. Man bekommt das, wofür man gezahlt hat. Mexiko ist eine davon – insbesondere die Cenoten, die das Tauchen nahe der Karibikküste bestimmen. Ob Regen, Sturm oder zu wenig Gäste für Bootsausfahrten: In den unter Wasser liegenden Zauberwelten ist dies egal. Wer an die Riviera Maja kommt, wird bedient. Gerade dann, wenn man sich die richtige Tauchbasis ausgesucht hat.

Planet Scuba Mexico heißt sie, gelegen im kleinen Ort Puerto Aventuras. Ihre Inhaber Markus Teupe und Manuel Huber haben sich voll auf die Cenoten spezialisiert. Früher haben die beiden für ein anderes Tauchcenter gearbeitet; einen "Gemischtwarenladen", der auch Schnorcheltouren, Meerestauchgänge und Kajakfahrten angeboten hat, und beiden war klar, dass sie dies nicht mehr wollten. "Hier an der Riviera Maja sind die Cenoten das Highlight", meint Manuel Huber, "und dem haben wir uns voll und ganz verschrieben. Lieber eine Sache richtig machen, als hundert andere anreißen." Natürlich steht ab und zu ein Tauchgang im Meer an – aber nur, wenn es Highlights gibt. Die Bullenhaie vor Playa del Carmen beispielsweise, die Walhaie an der Isla Mujeres. Ansonsten bestimmen ausschließlich die Cenoten den Alltag, und wer einmal in ihnen war, weiß auch, warum.

Dos Ojos gehört zu den bekanntesten; sie liegt nur wenige Fahrminuten von Puerto Aventuras entfernt. In ihr findet man alles, was das Tauchen in unterirdischen Zauberwelten ausmacht: Lichtspiele, Stalaktiten und Stalakmiten sowie eine Höhle, in der man auftauchen kann und in der Fledermäuse von der Decke hängen.

"Unter Wasser ist Dos Ojos wie die meisten Cenoten in drei Bereiche unterteilt," erklärt Markus Teupe unterwegs. "Der Teil, den auch Sporttaucher mit einem Guide erkunden können, ist hier durch gelbe Leinen gekennzeichnet. Hier ist der nächste Aufstieg zur Oberfläche immer binnen 30 Sekunden möglich. Weiße Leinen kennzeichnen den Bereich, der nur ausgebildeten Höhlentauchern offensteht. Wer noch weiter vordringen möchte, braucht eine Full Cave-Ausbildung und muss selber eine Leine verlegen, die ihn auf dem Rückweg sicher zur fest installierten Hauptleine zurückführt."


Mehr Informationen und Buchung:
Reisecenter Federsee

Tauchbasis:
Planet Scuba


Von der Finsternis gefangen


Sporttauchern stehen hier direkt zwei gelbe Leinen zur Verfügung, die auf die Namen "Barbie" und "Bat Cave" hören. Wer in einer Cenote als erster Taucher eine Leine verlegt hat, darf auch ihren Namen bestimmen. Meistens wird dieser dann auf eine runde Plakette geschrieben, dem sogenannten Cookie, und auf der Hälfte der Wegstrecke angebracht.

Bei der Barbie-Line war dies anders. Der Höhlentaucher damals hatte an diesem Tag schlichtweg keine Cookies dabei – dafür aber eine Barbie-Puppe, die seiner Tochter gehörte und die er stattdessen an der Leine befestigte. Mittlerweile ist die Gute fast unbekleidet und kopflos, doch ihr Name steht für einen der besten Cenotentauchgänge überhaupt. Der Weg ist mehr als 400 Meter lang, dabei aber nur gut acht Meter tief, und er führt in eine Welt, in der man trotz des oftmals atemberaubenden Lichteinfalls kaum glauben mag, dass der nächstmögliche Aufstieg nie sonderlich weit entfernt ist. Er führt durch engere Passagen und durch riesige Hallen, in der meterhohe Türme vom Boden aufragen, Stalaktiten von der Decke hängen und Stalakmiten sich von unten nach oben recken. Im Licht der Lampen flackern ihre Schatten an den Wänden. Skurrile Formationen, wohin man auch schaut. Markus Teupe ist ein langsamer Taucher, der sich viel Zeit nimmt, und dennoch genügt die gute Stunde unter Wasser nicht einmal ansatzweise, um all die gewonnenen Eindrücke verarbeiten zu können. Man fühlt sich, Meter für Meter, wie der Entdecker einer unerforschten Welt, was sachlich betrachtet natürlich Blödsinn ist – aber wen interessieren in einer solchen Umgebung schon Fakten?

Die später betauchte Batcave-Line ist der noch dunklere Tauchgang, der sich in manchen Bereichen wie eine "richtige" Höhle anfühlt und bei dem man auf Säulenwände und Kalksteinformationen stößt, die wie Wasserfälle abfallen. Ihren Namen verdankt sie einer luftgefüllten Kuppel, in der man auftauchen kann und in der Fledermäuse und Stalaktiten um die Aufmerksamkeit der Taucher wetteifern. "Welche hat euch besser gefallen?", will Teupe anschließend wissen. Anders als die meisten anderen Taucher entscheiden wir uns für Barbie – und das hat wirklich nichts mit spärlich bekleideten Frauen zu tun. Unter dem Strich ist Dos Ojos neben der Grand Cenote vielleicht der Ort, an dem die Vorstellungen, die man zuvor von diesem Tauchgebiet hatte, am meisten mit der Realität übereinstimmen.



Andere Cenoten haben andere Reize. Da gibt es zum Beispiel El Eden, die eher an einen Flusstauchgang unter Mangroven erinnert. Es gibt Dreamgate, die am prächtigsten dekorierte Cenote. Oder Zapote: Nur gut acht Meter breit, stürzt sie mehr als 60 Meter in die Tiefe. Aufgrund der glockenförmigen Gebilde, die man in den tieferen Bereichen findet, wird Zapote auch gerne als "Hells Bells" bezeichnet. "Für die meisten Gäste machen wir vorab schon einen Plan", verrät Manuel Huber später. "Wir fangen mit den eher offenen und einfacher zu betauchenden Cenoten an und steigern uns dann Tag für Tag." Dos Ojos liegt dabei ungefähr in der Mitte – und nachdem man dort war, mag man kaum glauben, dass eine weitere Steigerung noch möglich ist.


Video zum Thema:

 


Video einer der besten Cenoten: Angelita.

Weitere Cenoten-Videos gibt es in unserer Videothek, Bereich Mexiko.



Was man sonst noch wissen muss


Ob 30 oder 3000 Tauchgänge - prinzipiell ist das Tauchen in den Cenoten für jedermann geeignet. Es gibt keine Strömungen, keine großartig wechselnden Bedingungen. Manche Cenoten sind nur sechs Meter tief, andere 60. Die einen sind lichtdurchströmt, die anderen finster. Glücklich wird hier jeder!

Getaucht wird in kleinen Gruppen mit maximal vier Tauchern, die alle von einem Guide geführt werden, der eine Full-Cave-Ausbildung haben muss. Dies erklärt neben den inkludierten Eintrittspreisen die verhältnismäßig hohen Tarife, die alle Tauchschulen aufrufen: Hier sind halt keine Divemaster mit hundert Tauchgängen am Werk oder Tauchlehrer, die sich ihr Brevet in einem Tauchturm erworben haben – wer hier Gruppen führt ist ein Profi, und das merkt man bei jedem Flossenschlag.

Sparen kann man an der Unterkunft in Puerto Aventuras: Der künstlich angelegte Ort, meist von US-Amerikanern besucht, hat eine Vielzahl netter Übernachtungsmöglichkeiten in privaten Villen oder Apartmenthäusern, die zumeist liebevoll eingerichtet sind. Auch die Preise vor Ort sind tragbar, ebenso die Flüge: Cancun wird von Condor und Eurowings von Deutschland aus direkt angeflogen, mehrere Linienfluggesellschaften bieten Umsteigeverbindungen an. Dazu kann man sich bei der Buchung ruhig auf die preisgünstigere Nebensaison konzentrieren – schließlich sind die Cenoten ein Ganzjahresziel mit annähernd gleich bleibenden Bedingungen. In der Höhle, soviel ist klar, stören der Wind und kurze Regenschauer nicht. Die Wassertemperaturen liegen konstant um die 25 Grad. Man bekommt, was man erwartet. Jederzeit.



Das große Ziel Cenoten: zuerst steht einiges an Training (auch Trockentraining) auf dem Programm.
Der richtige Flossenschlag und perfekte Tarierung sind Vorraussetzung um ein Full Cave Brevet zu erwerben.


Und wer das wahre Mexiko sucht, muss nur den Highway 307 überqueren, der die Riviera Maja vor Puerto Aventuras in zwei Teile schneidet: Dann findet er die Pueblos der Einheimischen, den Dschungel, in dem auch die meisten Cenoten liegen. Oder, noch einfacher, er wendet sich an die Besitzer von Planet Scuba Mexico: Nach etlichen Jahren vor Ort kennen sie nicht nur "ihre" Cenoten perfekt, sondern auch das Land über Wasser. Denn Puerto Aventuras ist zwar ein schöner Urlaubsort – mit dem authentischen Mexiko hat er allerdings in etwa so viel zu tun wie El Gouna mit dem wahren Ägypten.




Impressionen aus dem Ort & der Region (Klick zum Vergrößern)


Manuel Huber liebt diesen Ort, er lebt gerne hier. Weil das Leben dort sicher und relaxt ist. Ein großer Hafen, um den etliche Bars und Restaurants liegen. Viele Pärchen, keine Animation. Spare-Ribs, Guacamole und Burger. Und dennoch gibt es in Puerto Aventuras etwas, dass ihm ein Dorn im Auge ist. Ein tägliches Ärgernis, sogar mehr als das: Das Delfinarium, in dem sich nichtsahnende Touristen von eingesperrten Tieren bespaßen lassen. Manuel Huber gehört zu den Gründern der deutschen Sea Shepard-Fraktion – alleine dies macht deutlich, dass sein Ärger darüber noch stärker ausfällt als der des Durchschnittsbürgers. "Ich tue dagegen, was ich kann", sagt er und sieht zum ersten Mal nicht glücklich aus. "Eines ist sicher: Von unseren Tauchern hier war noch niemand in dem Becken. Und wenn, ganz ehrlich, könnte ich auf solche Gäste auch verzichten."

Die beiden Inhaber sind keine Menschen, die sich gerne verbiegen lassen. Auch nicht für Dollar. Man tut, wohinter man steht, dies dann aber richtig und konsequent. An einem Ort, an dem die Erwartungen der Taucher auch unter Wasser erfüllt werden.



Video zum Thema:

 


Ein geniales Höhlentauch Video: der erste Cavediving Flashmob mit einer wunderbaren Choreographie.

Weitere Cenoten-Videos gibt es in unserer Videothek, Bereich Mexiko.