Jackettest Scubapro Seahawk. Das Reise-Wing

Teile:
30.10.2013 09:39
Kategorie: Ausrüstung


Wenn der Taucher auf Reisen geht, kommen die Leiden. Gerade das leidige Thema "Gewicht" bereitet immer mehr Kopfzerbrechen. Schön ist, dass Hersteller mit gewichtsoptimierten Equipment dagegen angehen! Ist das Scubapro Seahawk ein probates Mittel im Kampf gegen überflüssige Kilos?

Bericht von Frank Benning

Für viele Taucher geht nichts über die Kombination aus einer Edelstahl-Backplate mit einer an die Flaschengröße angepassten Wingblase. Auch für mich. Simpel aufgebaut, nahezu unkaputtbar und dazu mit einer Wasserlage versehen, wie sie besser nicht sein könnte.

Aber manchmal gehen Taucher auf Reisen. Mit dem Auto oder dem Zug geht das ja noch; die Probleme fangen an, wenn man ein Flugzeug besteigt. Und dann kommt der größte Nachteil einer solchen Kombination zum Tragen: das Gewicht. Manche Systeme kommen auf über sieben Kilogramm – viel zu viel in einer Zeit, in der die Airlines mit dem Begriff "Sportgepäck" immer neue Geldeinnahmequellen erschließen. Jedes Kilo zählt, als Pärchen bucht man dies maximal einmal. Und dann müssen beide Ausrüstungen in den Tauchkoffer passen, ohne das Gewichtslimit zu überschreiten. Unmöglich; das geliebte Backplate-Wing muss immer öfter zu Hause bleiben und eine Alternative muss her.

Im Programm von Scubapro findet sich eine solche: Ein Wingjacket, welches auf den Namen Seahawk hört. Zwar ohne Edelstahlplatte, dafür aber auch sehr leicht – nur 3,5 Kilo verspricht der Hersteller. Der Preis klingt ebenfalls verlockend: 429 Euro sind für ein vernünftig verarbeitetes Wingjacket nicht zu viel. Die Frage ist nur, entspricht das Ganze den eigenen Erwartungen? Hält die Qualität trotz des niedrigen Gewichtes dem stand, was man von Scubapro erwarten kann? Und, vor allem – wie taucht sich das Ganze.

Das Mittelmeer war der ideale Testort. Tiefe Tauchgänge mit Strömung und oftmals Deko, ein hartes "Bootsleben", wo mit dem Material nicht gerade schonend umgegangen wird und Wracks, deren scharfkantige Teile der natürliche Feind jeder luftgefüllten Hülle sind.

Das Außenmaterial des Seahawk besteht aus robustem 1000er Denier, die Innenhülle aus 420er und erwartungsgemäß überstand das Wingjacket die Härteprüfung ohne Probleme. Nach einer Woche sah es noch immer aus wie neu – alles andere hätte uns auch maßlos enttäuscht.

Besonders angenehm im Praxistest war das Bleisystem: Bis zu fünf Kilo passen hier pro Seite herein, dazu gibt es Trimmbleitaschen im Rückenbereich, die jeweils zwei weitere Kilogramm fassen – mehr als genug, auch für Trockentaucher. Die Bleitaschen lassen sich einfach befüllen und im Jacket verstauen, dazu sind sie bombensicher angebracht: Angst vor Verlust braucht man hier nicht zu haben. Unter dem Strich eines der besten Bleisysteme, die momentan zu finden sind.

Ausreichende Ausstattung, nette Details


Ansonsten ist das Seahawk ein recht reduziertes Jacket ohne unnützen Schnick-Schnack. Vier Edelstahl-D-Ringe genügen, der sogenannte "Powerinflator" liefert ausreichend Luft und ist einfach zu dosieren. Der Auftrieb mit 25 Kilo (Herstellerangabe) mehr als beeindruckend. Im großen Jackettest der Zeitschrift "unterwasser" (Ausgabe 02/2013) haben die Kollegen im angezogenen Zustand immer noch 21 Liter gemessen:

Technische Daten


Hersteller: Scubapro
Modell: Seahawk
Art: Wingjacket
Auftrieb: 25 Liter
Bleisystem: zwei mal 5,5 Kilo, dazu Trimmbleitaschen (2) mit jeweils zwei Kilo Fassungsvermögen.
Material: 1000er Denier außen, 420er innen
Gewicht: 3,52 Kilogramm in Größe M
Größen: S bis XXL
Unverbindliche Preisempfehlung: Euro 429,-
Webseite: www.scubapro.com/Seahawk

Der größte Auftrieb aller getesteten Jackets und mit nur 16% die geringste Abweichung gegenüber den Herstellerangaben. Mit ein Grund dafür, warum das Seahawk dort unter 26 Jackets Testsieger wurde.

Im Rahmen der zehn Tauchgänge, die wir mit dem Scubapro Seahawk absolviert haben, fiel vor allem auf, wie bequem es sich trägt – es ist ein Jacket jener Sorte, die man unter Wasser kaum spürt. Neben dem guten Schnitt lag dies vor allem an zwei Ausstattungsfeatures: Den drehbaren Schultergurt-Schnallen und dem dicken Neoprenkragen, der im Halsbereich angebracht ist. Gerade letzteres ist ein Detail, bei dem man sich fragt, warum das eigentlich nicht alle Modelle haben...

Ansonsten fiel das Seahawk vor allem durch seine Unauffälligkeit auf. Das dezente Design, die gute Verarbeitung und Schwimmlage, die wenigen, aber sinnvollen Ausrüstungsdetails, dies alles führt in Kombination dazu, dass auch DiveInside eine klare "Kaufempfehlung" geben kann. Nicht nur für Leute, die bereits ein Backplate-Wing zu Hause haben – aber denen wird es zukünftig deutlich leichter fallen, das schwere "Alteisen" auch mal zu Hause zu lassen.