Madeira. Tauchurlaub der etwas anderen Art

Teile:
22.04.2015 07:17
Kategorie: Reise



"Blumeninsel" oder "Insel des ewigen Frühlings": Das sind Synonyme, die Madeira bekannt gemacht haben. Grandiose Landschaften und viele weitere Naturschönheiten locken zahlreiche Besucher auf die Atlantikinsel. Aber auch für Taucher ist die Insel einen Besucht wert. Selbst Tropenfans können hier viel Neues entdecken.

Bericht von Andreas Wackenrohr

Steil ragen rings um die Insel die Felsen aus dem Atlantik empor. Auch das Bild der meisten Ortschaften ist von diesem Umstand geprägt Wer hier als Fußgänger unterwegs ist, braucht garantiert kein Fitnessstudio. Jedoch sind bei so viel Steilküste ausgedehnte Strände echte Mangelware. Die meisten Hotelanlagen thronen hoch über dem Meer. Von dort ist ein exzellenter Blick auf den Atlantik garantiert. Aber ein Bad im Meer mit dem anschließenden "Aufstieg" ist nur etwas für wirklich sportliche Naturen. Deshalb haben einige Hotels Fahrstühle installiert, welche die Gäste bequem hinunter zum Meer bringen. Am Kap von Garajau gibt es sogar eine kleine öffentliche Seilbahn; die kurze Fahrt damit ist ein echtes Erlebnis. Unten angekommen, ist man dann direkt im Zentrum des Unterwasserschutzgebietes der Insel und kann schon beim Schnorcheln jede Menge Fische beobachten, vorausgesetzt die Wellen sind nicht zu hoch.


Madeira in DiveInside


Der Bericht von Andreas ist Teil unserer kleinen Madeira Reihe. Zwei Redakteure waren vor Ort und berichten von der Insel im Atlantik aus ihrem jeweils persönlichen Blickwinkel.

Zum Bericht von Sven geht es hier.



Ort mit Flair


Ganz anders präsentiert sich der kleine Ort Machico, welcher in ein paar Minuten vom Flughafen Richtung Osten mit dem Auto zu erreichen ist. Denn hier ist mal nicht alles "steil". Das kleine Örtchen hat einen bezaubernden alten Ortskern mit schmalen, verträumten Gassen. Bars, Cafes und Restaurants laden zum gemütlichen Verweilen ein. Wer kein Freund von den abendlichen Animationsprogrammen der großen Hotels ist, wird das besonders zu schätzen wissen.

Von dieser Idylle ist es nur einen Steinwurf entfernt zu einem der wenigen Strände der Insel (künstlich aufgeschüttet mit Sand aus Marokko). An dessen Ende schließt sich ein kleiner malerischer Hafen an, in dem das große Schlauchboot des Anthia Dive Centers seinen festen Liegeplatz hat. Denn dieser Hafen ist ein idealer Ausgangspunkt, um die Tauchplätze im östlichen Teil Madeiras zu erreichen. Die SSI-Tauchbasis ist im größten Hotel des Ortes, dem Hotel Dom Pedro Baia, untergebracht und ist in diesem Teil von Madeira praktisch konkurrenzlos. Ein Garant für individuelle Tauchgänge ganz ohne Massentauchen.

Rasante Ausfahrten


Morgens gegen halb neun kommt Leben in das Divecenter, denn etwa 30 Minuten später startet die Ausfahrt. Über zwanzig verschiedene Tauchplätze können von hier erreicht werden. Meist werden "Double Tank Dives" angeboten; vorab gibt es in der Basis ein ausführliches Briefing zu jedem Spot.

Zur besseren Tauchplatzorientierung haben Bernardo und sein Team von den wichtigsten Tauchplätzen kleine Modelle angefertigt. Eine tolle Idee, denn dadurch muss man kein Orientierungskünstler sein, um später am Tauchplatz die besten Stellen zu finden. Die 300 PS des 10 Meter langen Schlauchbootes sorgen für eine echt rasante Ausfahrt. Dabei ist die Länge des Bootes ideal, denn das Boot liegt selbst bei höheren Wellen stabil im Wasser: So wird die Fahrt entlang der gewaltigen, steil aufragenden Felsformationen zum ultimativen Erlebnis. Meist berühren ein paar Wolken die höher gelegenen Bergspitzen und machen damit die Kulisse auf dem "Ritt" zum Tauchplatz perfekt.

Tolle Spots für schöne Abstiege


Was sich an der Oberfläche so verheißungsvoll präsentiert, setzt sich bei vielen Tauchspots auch unter Wasser fort. Oft fallen die Felsen gleich unter dem Boot steil ab und verlieren sich im tiefen Blau des Atlantiks. "Parede do Sardinha" am östlichsten Zipfel von Madeira ist so ein Platz. Folgt man den Felsen in die Tiefe, gute Sicht vorausgesetzt, tut sich dem Betrachter ein spektakuläres Panorama auf. Große Schwärme Brassen und Grunzer erwarten im Bereich von 35 bis 42 Meter die Taucher. Auch der Bewuchs ist für diese Tiefe sehr beachtlich. Kleinere Meeresbewohner wie Kugelfische, Sägebarsche, Eidechsenfische oder die kleinen Drachenköpfe nutzen diese Flora gern als Versteck. Leider ist auf Grund der Tiefe die Tauchzeit etwas begrenzt.



Impressionen aus der abwechslungsreichen Unterwasserwelt von Madeira



Das Hausriff von Machico


Ein ähnlich guter Tauchplatz ist "Baixa da Cruz". Dieser liegt nur einen Steinwurf von der Hafeneinfahrt Machicos entfernt und ist sozusagen das Hausriff des Anthia Dive Centers. Es handelt sich um einen großen Felskegel, der sich aus über 30 Metern Tiefe bis etwa vier Meter unter die Oberfläche erhebt. Am Grund gibt es zahlreiche kleinere Felsen, die sehr prächtig bewachsen sind. An einigen Stellen bilden die schwarzen Korallen mit ihren buschigen Zweigen kleine Wälder. Zwar sind hier die Fischschwärme nicht so riesig, dafür ist die Artenvielfalt beeindruckend.

Im Sandgrund versteckt liegt auch mal der ein oder andere Stechrochen. Meist sind sie sehr gut getarnt und werden übersehen. Rückt ihnen ein Taucher doch zu nah auf die Pelle, ergreifen sie mit schnellen Flügelschlägen die Flucht. "Beim Auftauchen sollte man spiralförmig um den Felskegel tauchen und den Blick ins Freiwasser richten, so hat man sehr gute Chancen eine Schule standorttreuer Barakudas zu beobachten" lautet ein Tipp von Bernardo. Aber nicht nur die silbrigen, pfeilförmigen Fische versüßen den Aufstieg. Neben unzähligen kleinen Fischen tauchen manchmal auch ein paar Bernsteinmakrelen in dem großen Blau auf.

Der Topspot


Geht es um Fischreichtum und große Fische, dann ist Madeiras beste Adresse das Unterwasserschutzgebiet vor Garajau, welches ganz in der Nähe der Hauptstadt Funchal liegt. Mit dem Boot beträgt die Fahrzeit von der Basis etwa 30 Minuten, dann kann die Leine an der gelben Boje direkt unterhalb vom Kap festgemacht werden. Vor dem Abstieg lohnt sich ein atemberaubender Blick Richtung Funchal und hinauf zum Kap. Dann kann der Gleitflug entlang der Bojenleine durch das Freiwasser beginnen.

Nach gut 20 Metern ist der Grund erreicht. Was es hier an Fisch zu sehen gibt, ist für den Atlantik ganz sicher nicht alltäglich. Große Schwärme unterschiedlicher Brassenarten, Massen von Gelbflossengrunzern, Trompetenfische, Drückerfische, Muränen und verschiedene Makrelenarten bestimmen das Geschehen. Leider erinnern solche Fischmassen schmerzlich daran, wie fischreich einst viele weitere Tauchplätze waren... Auch ein Blick in die vielen Spalten und Höhlen lohnt sich: Dort haben die Gabeldorsche ihr Versteck. Die größte Aufmerksamkeit gilt jedoch die meiste Zeit des Jahres den Stars von Garajau, den Zackis. Da das Schutzgebiet bereits seit 1986 besteht, konnten sich einige Exemplare zu kapitalen Burschen entwickeln. Bei der Ankunft neuer Taucher sind sie meist recht neugierig und wenig scheu. Mit etwas Glück nähern sie sich sogar bis auf Armeslänge.



Impressionen aus der abwechslungsreichen Unterwasserwelt von Madeira


Für ein paar Wochen im Sommer sind die großen Barsche allerdings nur zweite Wahl. Denn dann fliegen hier die großen atlantischen Mantas ein und dieser Tauchplatz wird zum absoluten Topspot für Taucher. Nirgendwo sonst in Europa gibt es einen so sicheren "Mantapoint", wenn auch nur auf Zeit. Selbst ohne die eleganten Gleiter bietet dieser Tauchplatz soviel Abwechslung, dass die Grundzeit im Eiltempo vergeht. Gut, dass an Bord noch eine volle Flasche für den zweiten Abstieg liegt!


Ausflüge


Die Insel entdecken
Wer seine Ferien auf Madeira verbringt, sollte unbedingt ein paar Ausflüge einplanen, um einen Eindruck von der Schönheit der Insel zu bekommen. Ein Muss dabei ist ein Besuch der Hauptstadt Funchal. Hier gibt es zahlreiche historische Gebäude zu besichtigen, aber auch die gepflegten Parks und Anlagen sind einen Besuch wert. Eine tolle Aussicht bietet etwa fünfhundert Meter oberhalb Funchals der kleine Ort Monte, der am einfachsten mit der Seilbahnfahrt zu erreichen ist. Gleich neben der Bergstation gibt es einen botanischen Garten. Nur ein paar Minuten Fußmarsch sind es von hier bis zur berühmten Wallfahrtskirche von Monte. Wer mag kann sich dann mit einen traditionellen Korbschlitten wieder nach unten fahren lassen. Unbedingt probieren sollte man die köstliche lokale Küche in einem der zahlreichen Restaurants.

Ebenfalls beeindruckend ist das Cabo Girão (port. Kap der Umkehr). Es handelt sich dabei um Europas höchste Steilklippe, deren Höhe mit rund 590 Meter angegeben wird. Wer sich auf die mit einem Glasboden versehene Aussichtsplattform begibt, unterzieht sich einem Härtetest in Sachen Schwindelfreiheit. Der Blick fällt fast 600 Meter in die Tiefe, wo sich die Wellen des offenen Atlantiks brechen.

Die Auswahl für Ausflüge und Wanderungen auf Madeira ist riesengroß. Sportliche Besucher sollten mal Canyoning oder das Klettern an den Felsklippen probieren.

Weitere Infos zum Anthia Divecenter: www.anthiadivingcenter.com



Fazit


Madeira bietet einige interessante Tauchplätze. Wer einmal auf bunte Tropenriffe verzichten kann, hat hier die Chance andere Gesichter, sorry, Fischarten zu sehen. Auf jeden Fall einplanen sollte man ein paar Ausflüge um die herrliche Landschaft der Insel zu erkunden.

Ein Vorteil sind die angebotenen Doppel Tank Dives; dadurch steht der Nachmittag zur freien Verfügung. Vorsicht bei Fahrten in die relativ hochgelegene Bergregion der Insel: das Risiko einer nachträglichen Dekoerkrankung ist nicht zu unterschätzen. Die höheren Regionen der Insel also nur an einem tauchfreien Tag aufsuchen!



Video zum Thema:

 


Tauchen im Naturschutzgebiet Garajau - und auch die Mantas sind zu Besuch! Weitere Videos zur Region sind in unserer Videothek, Bereich Portugal zu sehen.