Malediveninsel Bathala. Tauchgang in die Achtziger

Teile:
08.02.2015 16:48
Kategorie: Reise



Die Malediven: 5-Sterne-Luxus, chinesische Touristen, Wellnessanlagen. Überall auf den Malediven? Nein: Auf Bathala sind die Malediven noch, wie sie vor 30 Jahren waren – und vielerorts nie mehr sein werden. Eine Insel, die von grandiosen Tauchgebieten lebt und auf der der Fußballplatz wichtiger ist als die Wellnessoase für den Touristen.

Bericht von Linus Geschke

In den letzten 30 Jahren haben sich die Malediven – jener Inselstaat, der immer ein wenig wie eine unwirkliche Postkartenidylle aussieht – gewandelt. Früher gab es hier nur Taucher. Dann kamen die Hooneymooner. Danach die Wellnessreisenden. Heute findet man kaum noch eine Insel, die ohne den obligatorischen Swimmingpool auskommt. Ein luxuriöser Spa und ein Fitnesscenter mit ultramodernen Ergotrainern gehören zum Standard. 4 Sterne muss die Unterkunft mindestens haben, um bei der Zielgruppe punkten zu können, besser sind 5. Das gilt überall, nur nicht auf Bathala. Hier ist die Zeit einfach stehengeblieben.

Man hat zwei Möglichkeiten, um sich mit der Insel vertraut zu machen. Die eine führt über Wege durch das Inselinnere und dauert vier Minuten, die andere am Strand entlang und dauert sieben. Dann hat man alles gesehen.

Auch das Epizentrum sämtlicher Unterhaltungsmöglichkeiten: Eine Art Dorfplatz, um den sich Rezeption, Restaurant, Bar und Tauchschule (Bathala Diving Center Werner Lau) gruppieren. Ansonsten gibt es nicht viel: Sandbedeckte Pfade, 46 Bungalows, unzählige Palmen und Mangroven sowie sechs Bänke, die rund um die Insel verteilt sind.

Sie sind die Eintrittspforten in die Unterwasserwelt: Zu einem Hausriff, welches die Insel umläuft und dessen Qualität so außergewöhnlich ist, dass selbst Tauchsafarischiffe hier vor Anker gehen (siehe auch Berichte Bathala). Ein Tauchgang ohne Haie dort ist schon Pech, zwei sind ein Unglück, und drei? "Wären eine mittelschwere Katastrophe", meint Frank Wengen, der bereits zum vierten Mal hier ist. "Das habe ich bislang jedoch noch nie erlebt." Bathala, so sagt er, sei halt immer noch, wie die Malediven vor 30 Jahren waren und vielerorts nie mehr sein werden – nicht nur über, auch unter der Wasseroberfläche.

Wer nach Bathala kommt, kommt zum Tauchen und um eine Insel zu erleben, bei der "Heute" noch wie "Früher" ist. 1983 war das Jahr, in dem die ersten Touristen kamen – und gleichzeitig auch das letzte Jahr, in dem es auf dieser 350 mal 150 Meter großen Insel im Ari-Atoll einschneidende Veränderungen gab.

Gut, die Bungalows haben mal frische Farbe bekommen, das Restaurant ein neues Dach und die jetzige Tauchschule ist neu und deutlich größer als die erste – aber das war es auch schon. Der Rest? Ist genauso Achtziger wie Modern Talking oder Edwin-Jeans. Objektive Hoteltester würden monieren, dass die Bungalows nur dann dreieinhalb Sterne verdient hätten, wenn es für elektrisches Licht schon einen und für fließendes Wasser den zweiten gegeben hätte – die Stammgäste jedoch nennen dies ursprünglich und urig. Und so wie die Wahrheit beim Fußball ja "auffem Platz" liegt, liegt sie hier "unner Wasser".

Große Freiheit: Eins bis Sechs


Zumeist sind es Weißspitzenriffhaie, die entlang der Steilwand patrouillieren, und zu denen sich vereinzelt Graue Riffhaie gesellen.

Riesige Schwärme von Füsilieren und Makrelen kreuzen die Wege; man sieht imposante Tunfische und es kommt nicht selten vor, dass Adlerrochen einen mit majestätischen Flügelschlag minutenlang begleiten.

Die Strömung zieht einen wie ein horizontal fahrender Aufzug an Korallen und Überhängen vorbei. Es ist ein Treiben im Blau, bis der zur Neige gehende Luftvorrat zum Aufstieg mahnt. Dann verlässt man das Unterwasserkino einfach wieder am nächsten der insgesamt sechs Ein- und Ausstiege: Der Fußweg zurück zur Basis ist ja nicht weit.

Bei manchen kommt dennoch der Punkt, an dem sie sich am Hausriff sattgesehen haben. Für die bietet das Tauchcenter Bootstouren an. Zwei Ziele vormittags, zwei nachmittags; hin zu Plätzen wie Maaya Tila, Fish Head oder Tip-Top-Tila. Alles Spots, die in der Taucherwelt einen ähnlich legendären Klang haben wie Gucci, Dior oder Armani in der der Mode. Denn Bathala liegt inmitten eines Kanals, am Außenrand des Atolls: Bessere Voraussetzungen für spektakuläre Unterwasserbegegnungen gibt es auf den Malediven nicht. Wenn im Duden jemals der Begriff "Taucherinsel" erklärt wird, sollte daneben ein Bild von Bathala sein.

Wer nicht tauchen geht, stellt spätestens am zweiten Tag fest, dass er bei der Buchung etwas falsch gemacht hat. Dann kommt die Langeweile. Dann droht der Inselkoller. Dann lässt Bathala aus Nichttauchern Taucher werden. Aus Schwimmern Schnorchler. Ansonsten könne man ja auch nicht mitreden, wenn sich die anderen Gäste abends um die Bar versammeln. "Auch den riesigen Silberspitzenhai an Maaya Thila gesehen?" "Klar, direkt nach der Gruppe Mobulas – und wie war die Strömung bei euch so?"

Man tauscht Erlebnisse aus, zeigt unter Wasser geschossene Fotos stolz wie Trophäen umher und lädt sein Gegenüber auf ein Bier ein – warum auch nicht; es kost´ ja nichts. All-inclusive ist die einzig buchbare Verpflegungsoption; der Einfachheit halber. Spätestens um 23 Uhr übernehmen dann Flughunde und die von Geckos und Zuwendungen der Gäste wohlgenährte Inselkatze das Kommando, während die Touristen in ihren einfach ausgestatteten Bungalows von zurückliegenden Tauchabenteuern träumen. Von einer Insel, deren goldene Strände vom smaragdgrünen Wasser geküsst werden. Von sanft lodernden Sonnenuntergängen und schwarzen Satinnächten, die nur der Sternenhimmel erleuchtet.

Es ist noch nicht lange her, da gab es beim Management der Insel (www.aaaresorts.com.mv) den Gedanken, ob man auf dem letzten freien Fleckchen nicht doch einen Spa bauen sollte. Zumindest einen klitzekleinen. Doch diese Gedanken sind schon wieder Geschichte – vorerst zumindest. Und wenn man den Gästemeinungen glaubt, kann das auch ruhig so bleiben. Was sie wollen, ist eine ursprüngliche Insel, viel Ruhe und ein erstklassiges Tauchcenter. All das haben sie. Auf Bathala kann die Zeit also ruhig weiter stehen bleiben. Wie in den letzten 30 Jahren.



Video zum Thema:

 


Mit diesem Urlaubsvideo von live2dive zu Bathala ist eigentlich alles zum Thema gesagt. Eine Taucherinsel von Tauchern für Taucher - mit fantastischer Unterwasserwelt. Weitere Maledivenvideos in unserer Filmdatenbank auf Taucher.Net