Rochen. Mehr als platte Haie

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23.11.2013 16:29
Kategorie: Biologie


Wenn Mantas tanzen und ihre Loopings am Riff drehen, dann ist dies ein Anblick, der keinen Taucher kalt lässt. Majestätisch wie Adler vorbeiziehende Adlerrochen sind wirklich ganz großes Kino. Aber auch die blau gepunkteten Rochen am Riff sind eine überaus nette Abwechslung während des Tauchgangs.

Bericht von Harald Mathä

Rochen sind, wie Haie, Knorpelfische mit abgeflachtem, scheibenförmigem Körper. Die Brustflossen sind mit dem Kopf verwachsen, das verleiht ihnen die typische tellerartige Form. Fast alle Rochen sind Bodenbewohner und graben sich zur Tarnung gerne in den Sand- oder Schlammboden ein. Sie bewegen sich meist durch wellenförmige Bewegungen ihres Körpersaumes und können so bis ins Flachwasser vordringen. Andere Arten wie Adlerrochen oder Manta (auch bekannt als Teufelsrochen) "fliegen" mit ihren dreieckigen Flügeln wie Vögel durch das Wasser. Die meisten Rochen haben einen dünnen langen Schwanz an dessen Ende ein Giftstachel sein kann.

Bodenbewohner

Die meisten Arten sind reine Bodenbewohner und graben sich bis auf Augen und Atemloch in den Sand ein. So sind sie einerseits vor Fressfeinden getarnt und können andererseits fast unsichtbar auf Beute lauern.

Zur Verteidigung tragen viele Arten am Schwanz einen oder mehrere Giftstachel. Wird diese Defensivwaffe eingesetzt, schnellt der Schwanz mit aufgestelltem Stachel mit hoher Geschwindigkeit vor und gräbt sich mit großer Wucht tief in das Opfer. Widerhaken zerfetzen beim Zurückschnellen die Wunde. Zusammen mit dem Gift in der Wunde verursacht dies enorme Schmerzen, die im schlimmsten Falle sogar beim Menschen zum Tod führen können (siehe auch: Steve Irwin durch Rochen getötet).

Haben sie sich eingegraben, so atmen sie über ihr Spritzloch oben am Körper ein und über die Kiemen am Bauch aus. Dadurch verhindern sie, dass sie Sand und Schmutz in die Kiemen bekommen. Beobachtet man eingegrabene Rochen, so kann man das ausgeatmete Wasser rund um den Fisch oft aus dem Sand brodeln sehen. Beim Schwimmen stellen die Tiere auf Maulatmung um.

Ihre Beute fangen die Bodenbewohner dadurch, dass sie diese mit ihrem Körper wie mit einem Mantel bedecken und keine Flucht mehr ermöglichen. Mit dem auf der Körperunterseite befindlichen Maul wird die Beute dann verschlungen. Die Beisserchen sind sehr stabil und damit können sie auch leckere Muscheln und Krebse knacken. Andere Arten wie die Zitterrochen haben es gerne elektrisch. Zitterrochen lähmen oder töten ihre Beute mit Stromschlägen. Diese elektrischen Entladungen mit bis zu 230 Volt Spannung und 60 Ampere Stromstärke können auch für leichtsinnige Taucher gefährlich werden.

Infos Rochen

Englisch: ray, skate
Klasse: Knorpelfische, mit etwa 600 Arten
Größe: von 10 cm bis 8 Meter (Manta)
Nahrung: Fische, Krebse und Muscheln bis hin zu Plankton
Aussehen: mehr oder weniger flach, oft mit langem Schwanz
Lebensraum: vom reinen Bodenbewohner bis zum Weltenbummler
Verwechslungsmöglichkeit: eigentlich keine; bei stärkerer Fehlsichtigkeit vielleicht Plattfische...


Manta!

Der unbestrittene König der Rochen ist wohl der Manta. Kaum ein Fisch bewegt so elegant wie er. Bis vor nicht allzu langer Zeit war immer nur von Manta birostris die Rede, wenn es um den Teufelsrochen ging. Seit 2009* ist es aber klar, dass es zwei, wenn nicht sogar drei Arten gibt:

- den Riff-Manta Manta alfredi mit bis 5 Metern Spannweite
- den Riesen-Manta Manta birostris mit 7 Metern und mehr
- und wahrscheinlich noch eine weitere Art

* Andrea D. Marshall et al. (2009) Redescription of the genus Manta with resurrection of Manta alfredi. Zootaxa, 2301, 1-28

Mantas sind nicht nur wunderschön anzusehen und können so groß werden wie ein kleines Flugzeug, auch sonst sind sie noch „anders“ als die anderen Rochen. Jeder Manta besitzt an der Unterseite seine ganz persönliche Musterung, anhand derer er identifiziert werden kann. Datenbanken wie Mantamatcher.org sammeln Beobachtungen von Tauchern und werten diese weltweiten Daten aus. Jeder darf hier mithelfen!

Mantas sind zudem keine Räuber wie die anderen Rochen, die sich von Fischen, Krebsen und Tintenfischen ernähren, sondern sie ernähren sich ausschließlich von Plankton. Darunter fällt allerhand kleines, das durch das Wasser treibt. Von Algen angefangen über Fischbrut, Larven und Krebschen. Plankton ist auch, wenn Fische ihre Massenhochzeit feiern oder die Korallen "blühen". Dann sind die Mantas ebenfalls da und ziehen sich die massenhaft abgestoßenen Eier und Spermien rein wie Ciccolina einst in den Italo-Pornos der 90er Jahre.

Rochen essen?

Rochen haben wie Haie und andere Knorpelfische keine Nieren, die den Harnstoff aus dem Blut entfernen. Dieser zersetzt sich nach dem Tod der Tiere rasch zu Ammoniak. Da niemand gerne Fisch isst, der wie das Pissoir auf einem Zeltfest im Juli riecht, sind Rochen zu Tisch nicht sonderlich beliebt. Natürlich gibt es Tricks in der Küche um das stinkende Ammoniak zu neutralisieren oder zu binden. Zitronensaft, Essig oder Milch sind nur drei Möglichkeiten. Dennoch haben es die schnitzelförmigen Fische nicht wirklich an die Fischtheke oder gar in die heimischen Restaurants geschafft. Anders im hohen Norden- dort ist "kæst skata" (Gammelrochen) eine beliebte vorweihnachtliche Spezialität der Isländer (und nur dieser). Mehrere Wochen wird der Rochen der Verfaulung (feiner: Vergärung oder Fermentierung) überlassen, bis die appetitliche, breiige Masse dann verzehrt wird. Dazu hört man Björk und trinkt Schnaps um davon keinen Durchfall zu bekommen. Mahlzeit!

Zusammenfassung

Rochen sind urtümliche Meeresbewohner, die sich bis heute sehr erfolgreich behaupten. Wie Haie sind sie Knorpelfische, das bedeutet, dass sie keine Knochen, sondern Knorpel besitzen. Nach ihrem Tod bleiben nur die Zähne übrig. Mehr wollen sie aber mit den Haien nicht zu tun haben. Star unter den Rochen ist sicherlich der Teufelsrochen, eigentlich die Mantas, denn 2009 fanden Wissenschaftler heraus, dass es mindestens zwei Mantaarten gibt.

Video zum Thema:

 

"Mantaflug" am Raroia Outside Reef in Französisch Polynesien.