Kategorie: Diverses
Wind und Wellen peitschen uns um die Ohren. In einer kleinen Rettungsinsel warten wir auf Hilfe. Mit zwölf Personen sitzen wir dicht gedrängt in der leichten, auf den hohen Wellenkämmen tanzenden aufgepumpten Kunststoffinsel, die sich bei unserer Notwasserung aus einer kleinen weißen Kunststofftonne heraus selbsttätig aufgeblasen hatte.
Vereinzelt zucken Blitze durch den regenverhangenen Nachthimmel und illuminieren das Szenario gespenstisch. Orkanböen mit bis zu 120 Stundenkilometern fegen aus Nordwest immer wieder über die kleine, in der aufgepeitschten See kaum auszumachende Rettungsplattform hinweg. Plötzlich tauchen aus der Dunkelheit laute, gleichförmige Geräusche auf, die wir schnell als die Rotoren eines SAR-Rettungshubschraubers ausmachen... Gott sei Dank, was nun kommt ist nur noch Routine...
Bericht von Angelika Braun
Das Einstiegsszenario war Gegenstand einer Übung, zu der "aqua med", der Tauchernotruf aus Bremen, Ende März im Rahmen eines Workshops in das Maritime Trainingszentrum Wesermarsch in Elsfleth eingeladen hatte. Unter dem Motto "Stress & Rescue extrem" konnten die Teilnehmer u.a. von Padi, International Aquanautic Club, Global Underwater Explorers, die Deutsche Sporthochschule Köln , Beuchat und auch das Taucher.Net-Team unter sehr realen, extremen Bedingungen Notfallsituationen in den Bereichen Rettung und Erste Hilfe auf Safarischiffen trainieren.
Gastgeber war das weltweit einzigartige Trainingszentrum für die Offshore Branche in Elsfleth an der Weser. Kathrin Brendel von aqua med führte die Teilnehmer dieses erstmalig durchgeführten Seminars durch das mit Hightech gespickte Fachzentrum.
Für die Taucherinnen und Taucher am interessantesten natürlich das Trainingsbecken, in dem nahezu alle denkbaren Seenotsituationen nachgestellt werden können: Vom leichten Seegang bis hin zum geschilderten Horror-Szenario mit durch vier große Windrotoren erzeugten Starkböen, denen aus steuerbaren Wasserdüsen Niesel- oder Starkregen beigemengt werden kann. Und der durch einen Wellengenerator künstlich erzeugte Seegang hat deutlich mehr "Dampf", als die Spaßwellen in einem Wellenbad in der Halle. Und damit das Ganze auch noch unter den wirklich schwierigsten Bedingungen stattfinden kann, ist das ganze Zentrum in wenigen Sekunden durch automatisch absenkbare Rollläden total verdunkelbar, so dass die Hubschrauber-Rettung unter den denkbar widrigsten Umständen bei Nacht trainiert werden kann.
Bevor es aber ans "Eingemachte" ins Becken ging, referierten die Medical-Instruktoren Dr. Tobias Dräger und Dr. Matthias Giesel für aqua med ebenso spannend aus ihrer Praxis über Tauchunfälle, Selbstrettung auf See und wie Unfälle vermieden werden können. Marco Röschmann, Gründer und ärztlicher Leiter von aqua med, rundete den Workshop mit einem Vortrag über die Wichtigkeit einer Absicherung für Taucher ab.
Impressionen aus dem Maritimen Trainingszentrum Wesermarsch in Elsfleth
Aqua med feiert in diesem Jahr sein fünfzehnjähriges Bestehen und ist als ärztliche Einrichtung bei der Ärztekammer gemeldet. Der ärztliche Notdienst ist rund um die Uhr durch erfahrene Mediziner besetzt. Es ist bis heute der einzige Tauchernotruf mit weltweiter Zertifizierung im Qualitätsmanagement nach DIN ISO 9001.
Der "aqua med experience day" war für alle Teilnehmer ein hoch spannender und interessanter Tag. Diese Trainingseinheiten zeigten deutlich, wie ernst eine Situation werden kann. Fundierte Ausbildung, insbesondere von Tauchguides und der Crew von Safarischiffen sollte nach Ansicht alle Beteiligten noch mehr in den Fokus gerückt werden.
Video zum Thema:
Impressionen des aqua med experience days im Maritimen Trainingszentrum Wesermarsch in Elsfleth.