Was ist ein PFO? Persistierendes Foramen Ovale

Teile:
07.12.2011 14:47
Kategorie: Medizin


In unserer Artikelreihe PFO berichten wir über einen aktuellen Tauchunfall der aufgrund eines PFO entstand. Die Ursachen, Diagnostik und Therapie sind die weiteren Teile unserer medizinischen Reihe über das "Loch im Herz".

Bericht von Dr. Anke Fabian

In aller Kürze:
"PFO" steht für patentes oder persistierendes foramen ovale.

"Patent" / "persistierend" heißt fortbestehend; "foramen" bedeutet Loch oder Öffnung. Und ovale heißt oval. Ein persistierendes Foramen ovale ist also ein fortbestehendes ovales Loch. Es ist im Herz zwischen dem rechten und dem linken Vorhof lokalisiert.

Entstehung

Solange wir in unserem kleinen Privatozean im Mutterleib schwimmen, brauchen wir uns um nichts zu sorgen. Es ist alles vorhanden, was zur körperlichen Zufriedenheit notwendig ist: es ist warm, gemütlich, es gibt immer genug zu essen, und es ist immer ausreichend Sauerstoff vorhanden. Dafür sorgt die mütterliche Versorgung über die Nabelschnur. Die beiden Lungenhälften liegen zusammengefaltet im Brustkorb und werden nur so weit wie nötig durchblutet, um das Lungengewebe selbst zu versorgen.

Nach der Geburt hört die "automatische Schlaraffenlandversorgung" auf, und der Organismus wird naturgemäß auf "Selbstversorgung" umgestellt. Wir müssen essen, trinken, uns warm halten und... wir müssen atmen. Nach dem ersten Atemzug entfaltet sich die Lunge. Das Blut strömt jetzt durch die Lungenvenen zum Gasaustausch durch das Kapillarbett. Schließlich braucht der Körper Sauerstoff und muss Kohlendioxid abgeben. Damit ändern sich die Druckverhältnisse in den beiden Herzhälften derart, dass sich die beiden zarten "Septen" genannten Trennwände an der Stelle des Foramen ovale aufeinander legen und dieses verschließen. Im Laufe der ersten Lebensjahre verkleben die Septen, und es kommt zum vollständigen Verschluss. Zurück bleibt ein Überbleibsel – die sogenannte Fossa ovalis. Bei rund einem Viertel der Menschen (20–30 Prozent) erfolgt diese Verklebung unvollständig und das Foramen bleibt offen, etwa so wie eine angelehnte Tür: das PFO.

Auswirkungen

Unter normalen Umständen erfolgt kein – oder nur ein minimaler – Übertritt von venösem Blut direkt in die linke, arterielle Herzhälfte. Dies kann sich jedoch bei längeren Drucksteigerungen im Brustraum ändern.

Das PFO ist seit langem Objekt von vielen wissenschaftlichen Studien und wird – vorausgesetzt, es hat eine bestimmte Größe – mit Krankheitsbildern wie "paradoxe Embolie", Migräne und Schlaganfall in Verbindung gebracht. Dies erklärt sich durch die stattfindenden kleinen Mikroembolien. Oft ist ein PFO jedoch nur ein Zufallsbefund und stellt – wenn es klein ist – keinen allzu großen Risikofaktor dar. Die betroffenen Menschen haben an Land zumeist keine Beschwerden, sind sporttauglich und fühlen sich fit.

Aber es gibt auch Ausnahmen die diese Regel bestätigen. Diese findet man bei genauerem Hinsehen in kardiologischen Ambulanzen und in der Tauchersprechstunde nach "unverdienten Dekompressionsunfällen" Die tauchsportspezifischen physiologischen Vorgänge schaffen leider genau den idealen Nährboden, damit ein bis dato asymptomatisches, also unproblematisches, meist unbemerktes PFO zu Krankheitszeichen führen kann. Oft handelt es sich hierbei um sogenannte "unverdiente" Dekompressionserkrankungen, bei denen keine gröberen Verstöße gegen die Dekompressionsregeln vorliegen und die aus diesem Grunde auch oft unerkannt bleiben und ergo nicht behandelt werden.


Der Tauchzwischenfall mit offenem Foramen ovale wird möglich, bei:

• Einer genügend großen Menge an Mikrobläschen oder Stickstoffsättigung
• Genügend kräftiger Druckerhöhung im rechten Vorhof mit zuvor länger dauernder Druckerhöhung im Brustraum
• Ausreichend großem PFO

Es müssen außerdem angeschwemmte wie auch vor Ort entstandene Mikrobläschen an einem kritischen Ort den Blutfluss beeinträchtigen. Die Volumenzunahme der Mikrobläschen oder eine rasche Aufstiegsgeschwindigkeit (kritische N2-Entsättigung) erhöhen das Risiko zusätzlich.

Das bedeutet jedoch nicht, dass das Vorhandensein eines PFO die Ursache der Zwischenfälle ist, sondern eher, dass es ein potenzielles Risiko darstellt. Die Ursachen sind immer Blasen!


Zurück zur PFO Artikelübersicht