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B.O.BachterRescue Diver

Atmung beim Safety-Stop

Hallo,

da ich zwar schon die SuFu bemüht habe, aber nicht wirklich was gefunden habe,
hier mal eine Frage zur Atmung beim Safety-Stop
bzw. zur Atmung auf dem Weg dorthin.

Macht es Sinn,
auf den letzten Metern auf dem Weg zum Safety-Stop (3 min auf 5 m)
und während des Safetystops an sich,
stärker als eigentlich notwendig zu atmen,
um den Luftaustausch in den Lungen zu fördern
und so vielleicht noch etwas mehr Stickstoff abzubauen?

Mit stärker atmen meine ich hierbei nicht hecheln oder ähnliches, sondern einfach bewußt sehr viel tiefer ein- und auszuatmen als es erforderlich wäre.

Viele Grüße

B.O.Bachter
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30.07.2014 16:24
Nein, das macht keinen Sinn. Die O2-Aufnahme wird durch künstlich erhöhtes AMV nicht gesteigert (sie ist ein kompexes Zusammenspiel vieler Faktoren wie HZV+Durchblutung+Atemreiz+Erythrozyten+Blutchemie+...) Lass die Atemfrequenz sich selbst regeln: "Es atmet mich".
30.07.2014 16:25
... im Gegenzug dazu ist allerdings Sparatmung beim Tauchen ungesund.
B.O.BachterRescue Diver
30.07.2014 16:31
"Es atmet mich"

Sehr schön,
hört sich nach autogenem Training an,
wenn ich mich recht erinnere

Danke für die schnelle Antwort,
habe halt gedacht man könnte auf einfache Weise
dem Körper noch was gutes tun auf den letzten Metern.

Viele Grüße

B.O.Bachter
ag2908PADI Staff Instr.
30.07.2014 20:33
Atme ganz normal entspannt während des Tauchganges und während des Safetystops. Stärker zu atmen ist genauso blödsinnig wie Sparatmung
Wenn du dir wirklich was Gutes tun willst, dann langsam auftauchen(auch von Savetystop zur Oberfläche) und die Nullzeiten/Tauchen ohne Stopgrenzen nicht ausreizen

Grüsse aus Dahab
GarfiSchnorchelabzeichen
30.07.2014 21:58
Unnatürliche Atmung ist gerade beim Tauchen praktisch immer schlecht. Es besteht die Gefahr, dass Du dabei Probleme verursachst, statt was Gutes zu tun.
Bei zu starker Atmung besteht die Gefahr der Hyperventilation. Das kann schon zu Hause im Wohnzimmersessel Schwindel verursachen.
Wie kwolf schon sagt, wird damit die Sauerstoffsättigung im Blut nicht erhöht. Die liegt bei einem gesunden Menschen ohne besondere körperliche Anstrengung ohnehin über 96%.
Es ging aber auch nicht um die Sauerstoffsättigung, sondern um den Stickstoffgehalt im Blut. Den könnte man vermutlich schon verringern. Gleichzeitig verringert man damit aber auch den CO2 Partialdruck. Und das ist gefährlich. Der CO2 Gehalt im Blut ist verantwortlich für den Atemreflex. Wird der CO2 Gehalt im Blut durch Hyperventilation künstlich verringert, führt dies zu einem schwächeren Atemreflex. Dies wiederum hat dann einen zu niedrigen Sauerstoffgehalt im Blut zur Folge. Das will man auch nicht wirklich haben ...

Wenn Du beim Sicherheitsstop was Gutes tun willst, achte auf die Standardregeln. Gut austarieren. Entspannte waagerechte Haltung. Wenig/keine Bewegung. Normal Atmen.
ag2908PADI Staff Instr.
30.07.2014 22:23
@Garfi
" Wenig/keine Bewegung"

Wieso??
GarfiSchnorchelabzeichen
30.07.2014 23:20
Wenig/keine Bewegung ist vielleicht etwas ungeschickt ausgedrückt. Ich meinte damit das allseits bekannte "Herumhampeln".
Körperliche Anstrengung fördert die Bildung von Mikroblasen und das ist ja, nach meinem Kenntnisstand, der Hauptgrund weswegen der Sicherheitsstop überhaupt gemacht wird. Dass man dabei in der Regel auch noch die Stickstoffsättigung etwas reduziert ist ein angenehmer Nebeneffekt.
Also noch ein bisschen rumgucken und vielleicht noch ein bisschen leichtes Flösseln ja. Aber rumzappeln und vielleicht noch gegen Strömung schwimmen - nein.
Dabei ist auch zu bedenken, dass man kurz danach vielleicht noch voll beladen aufs Boot klettert. Da sich diese Belastung kaum vermeiden lässt, ist es wohl kein Schaden vorher etwas ruhig zu bleiben.
GarfiSchnorchelabzeichen
30.07.2014 23:31
@ag2908:
"Wenn du dir wirklich was Gutes tun willst, dann langsam auftauchen(auch von Safetystop zur Oberfläche)"
Das ist übrigens bei mir ganz wichtig. Gerade die letzten 10m und erst recht die letzten 5m. Wenn ich mich daran nicht halte, bekomme ich gerne mal Nasenbluten. (Ist mir schon klar: prozentuale Änderung). Daher bin ich auch meist der letzte, der aus dem Wasser steigt
Der HNO meinte dazu, ich hätte wohl eine etwas empfindliche Nasenschleimhaut. Er kann nichts feststellen, weswegen ich mir Sorgen machen müsste.
31.07.2014 08:21
Sehr langsam auch nach dem Sicherheitsstop auftauchen ist wichtig zur Mikroblasenvermeidung. Aber der Sicherheitsstopp vor allem, um die Lunhenalveolen zu entlasten, weniger zur DCS-Prophylaxe.
Bewegung bei dem Stopps fördert die Entsättigung wegen besserer Gewebedurchblutung.
Anstrengung ist da m.W. kein großes Problem. Allerdings Anstrengung an Land, wenn dabei Pressatmung entsteht (PFO).
Schütteln während der Rückfahrt z.B. im Zodiak macht Blasen wie in einer geschüttelten Coladose!
31.07.2014 08:24
Ich korrigiere mich: Starke Anstrengung während der Entsättigung und Dekompression ist aich nicht gut.
GarfiSchnorchelabzeichen
31.07.2014 10:12
Hallo kwolf
also da solltest Du nochmal in Dich gehen.
Lungenalveolen entlasten. Wozu? Weil ja gerade dort der Stickstoffaustausch mit der Atemluft stattfinden muss. Hier werden auch die Mikroblasen abgeatmet.
"Bewegung bei dem Stopps fördert die Entsättigung wegen besserer Gewebedurchblutung."
Das ist eben genau der Trugschluss. Es wird zwar die Entsättigung des (Muskel-)Gewebes beschleunigt, der Blutkreislauf kann die sich bildenden Mikroblasen aber nicht verarbeiten. Daher nimmt die Anzahl der Mikroblasen im Blut gegen Ende des Tauchganges und sogar noch in den nächsten 45 Minuten nach dem Tauchgang zu. Erst nach 45 Minuten beginnt die Anzahl der Mikrobläschen wieder abzunehmen um nach ca. 90 Minuten wieder ein akzeptables Niveau zu erreichen. Daher kommt auch die Empfehlung von mindestens 1,5 Std. Oberflächenpause.
Deswegen sollte man am Ende des Tauchganges und auch noch mindestens 1,5 Stunden danach unnötige körperliche Anstrengungen vermeiden. Und übrigens auch nicht heiß duschen oder in die Sauna gehen (Grüße nach Dahab).

Hier http://www.tauchersprechstunde.de/index.php?option=com_content&view=category&id=89 wird z. Bsp. die Empfehlung gegeben:
Keine Anstrengung auf den letzten 10 Metern des Tauchgangs und zwei Stunden nach dem Tauchgang.
EXIL - VFLerGUE Tech 1 / Cave 1
31.07.2014 10:25
Garfi: Deine Minutenangaben sind aber nicht so absolut, wie du sie darstellst. Es gibt durchaus Möglichkeiten, ein Profil so zu gestalten, dass das Blasenaufkommen bereits nach ca. 15 Min. wieder abnimmt und 30-45 Min. nach einem TG gar keine mehr nachweisbar sind. Deco for Divers liefert da interessante Einblicke.
GarfiSchnorchelabzeichen
31.07.2014 11:11
Bestimmt sind die Zeiten und die absolute Menge an Mikroblasen variabel. Je nach Tauchprofil und es sind ja auch nicht alle Menschen gleich.
Dennoch sind sich offenbar viele Tauchmediziner einig, wie man sich in der letzten Phase des Tauchganges und auch danach verhalten sollte.
Die Zeitangaben und Grafiken über das Auftreten von Mikroblasen gibt`s z. Bsp. http://www.tauchen-heidelberg.net/wp-content/uploads/2009/04/deep_stopp_internet2.pdf oder http://duc-hamburg.de/src/pdf/berichte/info//Tauchen und Blasenbildung (2009).pdf
Letztlich geht aber alles zurück auf Untersuchungen der Herren A. Marroni und D.H. Elliot von DAN Europe.
ag2908PADI Staff Instr.
31.07.2014 12:58
@Garfi
In der Theorie ist das Alles gut und schön
Aber wie du schon weisst kommt man z.B. bei mir in Dahab nach den TG im Sommer immer in die Sauna Auch wenn ich heimkomme ists momentan nicht wirklich kühl (Gott sei Dank) Wir haben gerade gemütliche 40° und ich habe und möchte keine Klimaanlage
Ebenso kann es sein dass ich meinen Safetystopp in der Strömung machen muss wenn das die Umstände nicht anders zulassen.
Wenn ich als TL auf einem Boot arbeite kann ich meinem Boss auch nicht erklären, dass ich jetzt erst mal eine Runde penne anstatt mich um meine Pflichten zu kümmern
Was wirklich weiterhilft ist auf Nullzeitschrammen zu verzichten,Wiederholungstauchgänge konservativ gestalten, Nitrox nutzen und dem Körper durch langsames Auftauchen die Möglichkeit zu geben reagieren zu können. Ein anderer extrem wichtiger Punkt ist vor dem TG wirklich immer genug trinken und das nicht erst direkt vor dem TG.
Ingesamt muss ich sagen, dass ich mich nach dem TG nicht immer Lehrbuchgerecht verhalten kann, aber ich tauche konservativ und versuche dies so zu kompensieren. Bis auf einmal hats bei mir immer geklappt und 100% Sicherheit gibts auch nicht unter besten Bedingungen
EXIL - VFLerGUE Tech 1 / Cave 1
31.07.2014 14:07
Stichwort Aufstiegsgeschwindigkeit: Es gibt Versuche, in denen eine (konstante) Aufstiegsgeschwindigkeit von 3 m/min. zu deutlich mehr Blasen geführt hat als 10 m/min. Zu langsam muss auch nicht gut sein.
GarfiSchnorchelabzeichen
31.07.2014 15:40
@ EXIL - VFLer:
Ja, aber nur, wenn während des Aufstieges kein Stopp gemacht wird.
Aufstieg aus 25m (25 Minuten) kein Stopp
3m/min Aufstiegsdauer 8min -> BSI 8,79
10m/min Aufstiegsdauer 2,5min -> BSI 7,34
Allerdings ist die Sättigung des Gewebes beim schnellen Aufstieg an der Oberfläche höher.
Aber jetzt kommts:
Aufstieg aus 25m Stopp auf 15m 5min + 6m 5min
10m/min Aufstiegsdauer 12,5 min -> BSI 1,76
Dabei darf der tiefe Stopp auch zum Fische gucken verwendet werden (unangestrengtes Tauchen).
Auch mit nur einem Stopp (5min/6m, BSI 5,23) ist man immer noch besser dran, als mit 3m/min ohne Stopp.
http://www.tc-seeteufel.at/fileadmin/www.tc-seeteufel.at/Wissenswertes/Dekompression/halbetiefe.pdf (Tabelle 3 + 4).

@ag2908:
"in Dahab nach den TG immer in die Sauna"
Das weiß ich, deswegen hab ichs ja mit Grüßen nach Dahab geschrieben.
Natürlich ist das alles Theorie. Es ist jedem klar, dass es in der Praxis nicht immer so laufen kann.
Aber ich glaube wir sind derselben Meinung wenn ich sage, dass es kein Schaden ist die Theorie ein wenig zu kennen um sich wenigstens dort, wo es möglich ist, auch daran zu halten. Es schützt auch davor unwissentlich Fehler einzubauen, die eigentlich problemlos vermeidbar wären. Wie z. Bsp. das in der Eröffnungsfrage genannte übertriebene Atmen.
EXIL - VFLerGUE Tech 1 / Cave 1
31.07.2014 16:14
Klar, ohne Stop. Daher schrieb ich auch konstant.
31.07.2014 17:21
Bewegung ohne Ansrtengung ist besser, als regungslos verharren.
Alveolen entlasten als Schutz vor AGE. Die DCS-Prophylaxe erfolgt ja über das Austauchprofil anhand der heute bereits sehr konservativen Algorythmen.

Sauna, heiß duschen und in der Sonne schwitzen kann der Tropfen zum überlaufen des Fasses bedeuten.
ag2908PADI Staff Instr.
02.08.2014 12:01
@Garfi
"Aber ich glaube wir sind derselben Meinung wenn ich sage, dass es kein Schaden ist die Theorie ein wenig zu kennen um sich wenigstens dort, wo es möglich ist, auch daran zu halten"

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