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Deco on the fly?

Hallo Leute,

derzeit beschäftige ich mich zunächst rein theoretisch mit dem Trimix tauchen. Zur Einstimmung habe ich das Manual von TDI gelesen und staunte nicht schlecht, als dort mehr oder weniger anekdotische Regulungen zur Dekompression propagiert wurden. V-Planer rechnen lassen und dann durch Faustformeln modifizieren. Keine Runtime Tabelle...
Wie handhabt ihr das und gibt es eine wissenschaftliche Quelle für die Deko on the fly überlegungen? Warum gibt es keinen Tauchcomputer für 99 € der darauf basiert? Schließlich wäre ein vergleichsweiser Algorithmus eher übersichtlicher Natur.
Im Vorab vielen Dank für eure Anregungen!

Viele Grüße,

Christian
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24.11.2008 12:47
Hallo,

ich kenne garkeinen Tauchcomputer fuer 99 EUR, weder Luft noch Nitrox.
Unter 250 EUR wird es wohl neu nichts geben.
Trimix geht erst ab ca. 650 EUR los bei www.heinrichsweikamp.net.
Ich tauche viel Trimix mit dem und einem Shearwater Pursuit, der ist aber doppelt so teurer, zu finden unter www.tecme.de oder www.rebreather.ca.
Bei TDI keie Runtime Tabelle?
Das ist mir neu.

Gruss, Reiner
Pfiffikus25CMAS*** 395TG
24.11.2008 12:56
Hi!

Ich hab die TDI Bücher auch gelesen, und auch den Kurs gemacht. Beim Kurs haben wir sehr wohl Run-Time Tabellen erstellt (Tauchplan, Lost Gas, tiefer, länger). Hier kommts wohl auf den Instructor an, die Bücher alleine sind halt noch kein vollständiger Kurs.

Wir haben auch Änderungen am Plan des VPlanners gemacht. Z.b. die Gaswechselstufen auf 5min erhöht, die Dekostops flacher als 21 auch etwas verlängert. Solange du die Stops mit EAN50 ab 21m und flacher verlängerst gehst du nur auf die sichere Seite.

Wissenschaftliche Quelle für die "deco on the fly" wirst du wohl kaum finden, da das Faustregeln sind. Wenn du aber mal ein konkretes Beispiel durchgehst, wirst du merken dass die Deko on the fly etwas konservativer ist als VPlanner auf Stufe 2, ist zumindest bei den Profilen die ich tauche so.

Tauchcomputer findet man keinen, weil das "zu sehr am Raten ist". Für die Deko on the fly hast du gewisse Rahmenbedingunen wie Gase, Auftauchgeschwindigkeit, ... Aber mit dieser Methode kannst du das Profil, das tatsächlich getaucht wird niemals nachrechnen. Der "Computer" müsste aussteigen, sobald eine der Bedingungen verletzt wird. Und was dann?

Es gibt sehr wohl Computer, die Trimix nach dem tatsächlichen Profil rechnen (X1, VR3, Weihkamp OSTC, ...). Aber die kosten halt auch um einiges mehr, wohl weil dies keine Massenprodukte wie die üblichen Tauchcomputer sind.
uanlikerIT PATD
24.11.2008 19:37
Run-Time-Tabellen (bei Tauchzeit x muss ich Stopp y verlassen) werden heute "nicht mehr" verwendet.

Deko-Tabelle (x Minuten bei Tiefe y) ist das Gebot der Stunde.

gruss Urs
25.11.2008 08:41
Hallo Christian,

Die Beschreibung von DOTF oder `Ratio Deko` auf die meistens Bezug genommen wird findest Du: http://www.txfreak.de/ratiodeco.pdf.

Wilke Reints hat auf seiner Seite auch einiges zu dem Thema zusammengetragen: http://www.dir-m.com/tauchen/utilities/deko_on_the_fly_45/dotf45.php und http://www.dir-m.com/tauchen/utilities/deko_on_the_fly_66/dotf66.php

Wissenschaftliche Studien in denen Profile nach den verschiedenen DOTF Regeln getestet wurden sind mir nicht bekannt.

Grüße,
Bernhard
Pfiffikus25CMAS*** 395TG
25.11.2008 08:51
@URS ... woher willst du wissen was ich verwende?

Deko-Tabelle nennt man auch "Stop-Time", doch ich denke diese suggerieren einem Anfänger dass man eh auf der sicheren Seite ist, solange man nur den Stop länger ausführt. Das mag für flachere Stops stimmen, aber sicher nicht für die tieferen. Hier werden zwar die schnellen Gewebe entsättigt, aber die langsamen erfahren immer noch eine Aufsättigung.

... meine Meinung; muss sich mit keiner Meinung eines anderen decken ... in dem Fall wohl nicht mal mit Authoren von einschlägiger Literatur!

Du bist ja Co-Author von dem erwähnten Trimix Buch. Generell gefällt mir das Buch ganz gut. Nur wenn ich ehrlich bin, dann hättet ihr noch eine Woche in das Korrekturlesen investieren sollen. Es sind einige eher peinliche Fehler in dem Buch enthalten. Daher sollte TDI oder der Verlag von vornhinein ein Korrekturblatt in die Bücher legen, mit allen bekannten Fehlern. Nach etwas mehr als 1.5 Jahren nach dem Erscheinungsdatum wohl nicht zuviel verlangt. Auch die Run-Time hätte ich da gerne gesehen, aber das ist wohl in den Unterlage zur Vorbereitung auf den Trimix Kurs (Deco. Proc) behandelt.

LG Wolfgang

25.11.2008 09:00
Hallo Leute,

zunächst mal vielen dank für eure Anmerkungen!
@ bmhahn: klasse Links! Genau so etwas habe ich gesucht. Danke!!
@Urs: Klasse das sich mit dir ein Autor meldet! Run-Time-Tabellen werden aber in eurem Buch zumindest bei den Abbildungen noch gezeigt Im Text steht alerdings, wie du schreibst, das davon abgeraten wird. Was ich aber noch nicht verstehe (vielleicht bin ich nach der empfohlenen Lektüre schlauer), ist warum in einem Kursbuch mehr oder weniger willkührliche (anekdotenhaft belegte) Modifikationen einer nach Algorithmus XY erstellten Tabelle gefordert werden. Kann man die entsprechenden Programme nicht so anpassen, das sie vernünftige Werte liefern?
Viele Grüße, Christian
2deep4UProfi
25.11.2008 09:17
Lieber Urs, "Run time Tabellen werden heute nicht mehr verwendet". Von wem icht mehr und vor allen Dingen: was spricht dagegen?
Auch sieht es so aus das sowohl die Angaben X Minuten bei Y Tiefe (Deko Tabelle das Gebot der Stunde) als auch bei Zeit X muss ich Stop Y verlassen (Run time) notiert werden. Z.B sieht eine Zeile dann so aus: 21m 5` 38`. Es geht mir hier nicht um ein Anzweifeln deiner Aussage, ich möchte nur verstehen warum Run Times nicht mehr benutzt werden sollten.
Gruß
Bubblefree
Pfiffikus25CMAS*** 395TG
25.11.2008 09:26
@ Christian_J

Meine Meinung zu den Modifikationen:
Wenn du VPlanner verwendest, dann solltest du dir mal folgenden Link aufmerksam durchlesen:
http://www.hhssoftware.com/v-planner/decomyths.html

Ich bin zwar kein Experte wie die Moderatoren hier, und auch kein Tauchmediziner. Aber hier wie ich meine Tabellen erstelle:
1) Ich verwende VPlanner
2) Ich verwende die Empfehlung des Buches, den 1. Deep Stop nach dem VPlanner in die Run-Time zu übernehmen. Es sind ja noch andere Methoden angeführt, doch fehlt der Hinweis, dass insofern man den VPlanner verwendet, man sich auch an die vom Programm errechneten Deep Stops halten sollte. Siehe dazu den obigen Link unter "Adding deep stops ?"
3) Alle Stops ab und flacher als 21m kannst du getrost verlängern, solange du mit EAN50 (Oder TMX50/20, TMX50/25) unterwegs bist. Die EAD von EAN50 auf 21m ist gerade mal 10m, auf dieser EAD Tiefe sättigen sich Gewebe nicht mehr auf, zumindest nicht über die an der Oberfläche verträgliches Mass. Das NDL Limit auf 10.7m nach "TDI Version of US Navy Dive Tables" gibt mehr als 5 Stunden Nullzeit an.
4) Die 1 Minuten Stops lasse ich so wie vom VPlanner vorgeschlagen. Aber wenn du jeden Stop mind. 2 Minuten machst, dann schadet das der guten Dekompression sicher nicht. Wenn Kälte ins Spiel kommt, ist das wieder eine andere Sache. Aber dann kann man den Plan insgesamt kürzer gestalten (flacher Tauchen, weniger Grundzeit).

Generell: Gaswechselstufen ab 21m mind. 5min ist sicher nicht schlecht, so kommt weniger Hektik auf.

Generell verlängern wir den letzten Stop auf 6m auch mal um 5min, wenn es nicht zu kalt im Wasser ist. Dann aber die Air-Breaks nicht vergessen, wenn du über 15min O2 geatmet hast.

Du siehst also, alles was mit EAN50 ab 21m verlängert wird, bringt dich nur auf die sichere Seite. Du kannst diese Änderungen getrost machen. Tiefer als 21m musst du vorsichtig sein, die Regeln der Zugrundeliegenden Methode (Tabellen, VPlanner, RatioDeco, ...) unbedingt einhalten, sonst gerätst du auf die unsichere Seite.

LG Wolfgang
25.11.2008 11:27
@Wolfgang
> Es sind einige eher peinliche Fehler in dem Buch enthalten.

Dies ist uns auch bekannt, leider

Beim Druck gab es ein "Mixmax" diverser "Gut zum Druck" Versionen, weswegen einige Korrekturen leider nicht in der Druckversion enthalten sind.

Bezgl. Korrekturblatt hatten wir Gespräche mit dem Verlag. Z.Z. geben wir diese noch persönlich ab. Der Verlag hat in dieser Sache nichts vor.


Grüsse
Walter
25.11.2008 12:03
Ich finde die Frage von 2deep4u ebenfalls sehr interessant: warum keine Runtimes??
25.11.2008 12:18
@Pfiffikus
Das Buch stellt mit die aktuellste Literatur dar, die derzeit verfügbar ist. Die paar wenigen kleinen Fehler tun dem nichts ab.
Wer nach Runtimetabellen taucht hinkt der Zeit genauso hinterher, wie diejenigen die Nitrox 80/ Nitrox 40 verwenden.

Wer nach Stopzeiten taucht hat den Vorteil wenn er irgendwo Verzögerungen im TG hat, braucht nicht unterwasser "online" die Runtime korrigieren. Das Fehlerrisiko ist hier extrem hoch. Deshalb werden dann gerne Stops gekürzt um wieder in die Runtime zu kommen.

Dass Ratio-Deco im Buch beschrieben ist, finde ich gut, es sind ja auch die Grenzen aufgezeigt. Wissenschaftliche Studien hin oder her, DOFT funktioniert, auch die GUE bildet meines Wissens danach aus.

Deine Kritik ist nicht angebracht, und Deine Meinung die sich mit denen der Autoren nicht deckt ist eben veraltet !

In diesem Sinne
Gruss
Andi
25.11.2008 12:53
Hallo AndiF1,

"wissenschaftlich hin oder her" und "es funktionier" sind für mich sicher keine Argumente. Die Hexenverbrennung hat auch gut funktioniert (oder kenst du eine Hexe), würde aber nach neueren wissenschaftlichen Erkentnissen so nicht mehr durchgeführt werden.
Wenn keine wissenschaftlichen Prinzipien angewendet werden, kommt viel Lärm und Irrtum heraus, aber kein tragfähiges Konzept!
Pfiffikus hat ja einen guten Link gepostet: "A trend amongst some divers is the ratio deco method, or Deco on the Fly. It`s a set of simplified equations which uses a fixed constant of 80% for a first stop distance. When applied to most ordinary dives, it will produce the deepest stops of all methods. Often that dimension out of proportion with deco requirments. This simple ratio idea does not have any benefit over those Gradient Factor or Bubble models.
" zu finden: http://www.hhssoftware.com/v-planner/decomyths.html
dazu würde mich mal eure Meinung interessieren. Es funktioniert ist da allein kein Argument! Warum nich den Algorithmus anpassen. Warum sind diese Änderungen nötig. Die Antworten belibt leider auch das besprochene Buch schuldig, das ich im allgemeinen sehr nett finde!
Viele Grüße,

Christian
Pfiffikus25CMAS*** 395TG
25.11.2008 12:57
@ AndiF1

... das Buch gefällt mir ganz gut, hab ich ja schon geschrieben. Du brauchst hier nicht für die Authoren in die Bresche zu springen wegen der Fehler. Das war offene Kritik und tut dem sonst guten Buch nicht weh.

Noch ein Wort zu Run/Stop Time. Alle Taucher die ich kenne, sowie ich schreiben ihre Tabelle wie folgt auf:

30m 1:00 (30)
27m 1:00 (31)
24m 2:00 (33)
21m 5:00 (38)
18m 1:00 (39)
15m 1:00 (49)

Somit sind also beide Versionen, sowohl Run-Time als auch Stop-Time verfügbar. Wird der 21m Stop (warum auch immer) etwas länger, so halte ich mich an die Stop-Zeiten, oder verlängere sie auch wenn es gerade was schönes zu sehen gibt.

Ich denke in dieser Art hat man alle nötigen Infos zur Verfügung. Backup Tabellen sind aber hier sehr wichtig, falls man z.B. auf 30m ein Problem hat und wirklich Zeit verbummelt, z.B. 10min sind schnell rum wenn ein Problem besteht.

Was machst du in dem Fall? Deine Stop-Zeiten stimmen nicht mehr. Du benutzt eine Backup Tabelle. Doch wo liegt die Grenze zwischen Plan OK und Umstieg auf Backup? Für Anfänge wohl nicht so offensichtlich.

In diesem Fall finde ich die angegebene Runtime gut, weil ich etwas habe wonach ich mich richten kann. Ich bin auch nur Anfänger, und hab gerne eine Kontrollmöglichkeit. Deswegen mein Kommentar, dass ich die Run-Time neben dem Deco-Proc Buch auch in dem Trimix Buch gerne erwähnt gehabt hätte. Aber, ich hab ja des Deco-Proc Buch und somit hab ich diese Infos auch.

Kann gut sein, dass ich mit mehr Erfahrung dann die Run-Time komplett weglasse, aber das wird noch etwas dauern denke ich. Deine Aussage "irgendwo Verzögerung im TG hat, braucht nicht unter Wasser korrigieren" kann für Anfänger irreführen sein. Ein Deepstop auf 30m für 10min ist kein Deepstop mehr, sondern ein Multilevel Tauchgang. Kann gut gehen, muss aber nicht!

Zu deinem EAN40/80 Vergleich: Lass uns hier nicht in eine DIR Philosophie abgleiten, das hat mit dieser Diskussion nichts am Hut.

Ich denke meine Fragen sind sehr wohl angebracht. Leider kann ich aber mit antworten wie "nicht mehr Zeitgemäss" nichts anfangen, ich will schon einen Grund dafür hören. Dein Versuch der Antwort "irgendwo Verzögerungen ... ohne korrigieren" ist meiner Meinung nach unbefriedigend und unter Umständen gefährlich.

Doch nun sollte das Wort wieder an Christian_J gehen, er wollte seine Fragen beantwortet haben.

LG Wolfgang
25.11.2008 13:04

Wenn natürlich alle auch wirkliches alles in einen Topf werfen, kommt sowas dabei heraus.

1. DoF leitet seine Geschichte von relativ langen Grundzeiten bei ganz ordentlichen Grundtiefen ab.
Es basiert auf standardisierten Gasen bei standardisierten Einsatztiefen.

2. Daraus resultieren automatisch Grenzen des Systems. Bei z.B. kurzen TG´s halte ich das System nur für bedingt tauglich und würde es nicht anwenden wollen.

3. Es behandelt die Gase O2 und 50er beim Ausfall gleich. Jedes halbwegs taugliche Programm sagt was anderes dazu.

4. Stopppunkte werden nicht als Wegpunkte betrachtet. D.h. Nach 10 min Grundzeit von einem 100er gelten 5 min Verweilzeit auf 80m bei DoF als Deepstop. Bei einem Programm sind das 5min zusätzliche Grundzeit auf 80m.

5. Die Auftauchroutine ist bei DoF eher dem Zufall überlassen, wie der Planung.

6. Ein Runtimetable kann auch intelligenter als die ausgedruckten Tabellen der meistne 08/15-Programme dargestellt werden. Deshalb gilt er als Leitfaden, der alle wesentlichen Informationen bietet. Er kann genauso flexibel gestaltet werden.

7. Im Ernstfall sich mal erst einen Dekoplan erstellen zu müssen, halte ich für sehr gewagt und entspräche nicht meinem Empfinden für Prävention.
Deshalb habe ich auch immer einen und einen Backup-Runtimetable dabei.

Man sollte die Systeme schon mal sauber gegenüber stellen und sich damit auch ernsthaft auseinandersetzen, bevor man hier so halbseidene Aussagen von sich gibt.

Viele Grüße, Patrick
25.11.2008 13:27
Hallo,

die Beiträge von Pfiffikus25 und Patrick_B entsprechen meiner Meinung und Erfahrung.
Ich bin selbst noch nicht lange im Adv. Timix-Bereich unterwegs, daher würde mich ebenfalls dringend eine detailierte, wissenschaftlich fundierte Begründung der Aussage "Runtime ist nicht mehr zeitgemäß" von Seiten der Buchautoren/Mods interessieren!
Ist kein Angriff oder in Fragestellen Ihrer Kompetenz sondern echtes Interesse!

Gruss
Larry
uanlikerIT PATD
25.11.2008 16:05
In Beiträgen wurden verschiedene Aspekte angesprochen. Hoffe, erwische alle

Zum Buch: Danke für das Lob!
Der Lektor war leider schwach.

Im Buch werden verschiedene Methoden zur Deko-Berechnung vorgestellt. Ebenfalls werden Vor- und Nachteile aufgezeigt.
Mit Hilfe des Tauchlehrer wird/soll im Kurs, eine Dekostrategie (Gas) für die Kurstauchgänge ausgearbeitet werden.

Die Wissenschaft, sprich Studien, hinken der Praxis im techn. Tauchen weit hinterher. Deep Stopps werden z.B. erst seit kurzen z.B. bei DAN untersucht. Im Mischgasbereich (TMX) sind sie mittlerweile Standard. Verlängerung der Gaswechselstufe kenne keine Studie dazu. (evtl. hat Walter was).

Runtime: Auch hier keine Wissenschaft, sondern Praxis.

Die Run-Time gaukelt eine Genauigkeit bei der Festlegung des Dekompressionsplanes vor, die so nicht existiert. Nimm zwei Programme und/oder verändere (einen) Parameter leicht ... die Unterschiede sind z.T. gross. ... erstaunlich gross.

Run Time, sagt dir zu welchen Zeitpunkt du wo sein musst. In der Praxis soll zu Beginn des Tauchganges Zeit sein, um Stage aufzunehmen, Checks durchzuführen und sich ans Wasser zu gewöhnen.

Diese Zeit bei der Planung festzulegen ist extrem schwierig. "Run-Time-Taucher" hetzten dann da schon dem Plan hinterher ... es sollte aber kein Stress auf Tiefe mitgenommen werden.

Während des Aufstiegs hat man "Arbeiten" zu erledigen, z.B. Boje setzen oder das Gelände ist flacher als gedacht, dies führt auch zu Verzögerungen. Bei Einsatz von Run Times hat man die Tendenz dies durch kürzen der Stopps zu kompensieren ... was nicht unbedingt gesund ist. Bei Deko-Stopps rennt man nicht der Zeit hinten nach, so bleibt die Stopp Zeit erhalten.

Im Kurs muss das Verständnis gelehrt bzw. gelernt werden, welche Verzögerungen man akzeptieren darf und welche nicht. So sind z.B. 3` länger auf 24m egal. Einen 3` längeren Aufstieg bis zum ersten Deep Stop nicht.

Man kann die Run Time als Info dazu schreiben, sie soll aber nicht das Mass für die Stopps sein. Man hängt immer der Run Time hinten nach.

Es besteht die Gefahr, dass man im tiefen Bereich der Deko kürzt. Dies sollte aber vermieden werden.

Anpassungen: Erfahrung
Interessant ist, dass diese Regeln mehr und mehr in die Dekoprogramme einfliessen.

Klar wenn 1000 von der Brücke springen, muss ich dies nicht auch tun.

Im Buch ist erklärt warum, man dies Anpassungen vornehmen kann. Ebenfalls sind mir bis jetzt keine negativen Erfahrungen mit den im Buch genannten Anpassungen bekannt.


gruss Urs
25.11.2008 16:59

Also Urs,

ich glaube Du hast noch nie richtig nach einer flexiblen Runtime getaucht.

Aussagen wie diese,
"Diese Zeit bei der Planung festzulegen ist extrem schwierig. "Run-Time-Taucher" hetzten dann da schon dem Plan hinterher..."
stimmen einfach nicht. Und sie wird auch nicht richtiger, dass Du sie in abgewandelter Form gleich 4mal zum Besten gibst.

Deepstops haben auch nicht das geringste mit DoF zu tun. Sie wurden völlig anderst entdeckt. Das bei empirischen Ermittlungen erst die Erfahrung und dann die mathematische Abbildung der Erkennisse erfolgt, gibt es in der Wissenschaft zu hauf. Zuerst ist immer die Entdeckung, dann der Versuch der Erklärung der Zusammenhänge, dann die Beweisführung.
Bei Dekompression sind wir leider erst bei Step2. Darum kann es auch keiner belegen. Deswegen zu sagen: "Run-Time-Tabellen werden heute nicht mehr verwendet", ist einfach unrichtig.

Die Runtime gibt einen Zeitablauf vor, das ist korrekt. Wenn man natürlich nicht gewohnt ist nach einem Plan zu handeln (noch dazu wenn es der eigene ist), steht man mal grundsätzlich mit technischen Tauchen auf Kriegsfuss. Bevor wilde Querelen gemacht werden, sollte genau das gelernt werden: Einen Zeitplan einzuhalten. Wenn man immer wieder an den selben Stellen scheitert, muß man erkennen warum das so ist und das schlicht lernen. Wenn man dann das kleine 1x1 des technischen Tauchens drauf hat, kann man Abwandlungen vornehmen.
Der Unterschied dazu ist, man kennt die Basis dessen, wovon man abweicht. Dann kann man anfangen Mehr- oder Minderzeiten festzulegen, oder abweichende Tiefen dekomäßig zu beziffern.
Im Folgeschritt legt man Bailoutszenarien für Lostgases fest. Jetzt gibt es eigentlich keinen Faktor mehr, den Du nicht kennst oder nicht im Griff hast. Der große Vorteil gegenüber dem Anderen ist einfach, man kennt die Abweichung. Wenn das natürlich schon Stress erzeugt...

Nur das man nicht aneinander vorbeidiskutiert:
Eine Faustformel ist gut und richtig. Aber darauf eine Planung aufzubauen, halte ich trotz "guter Erfahrungen" zunächst mal für überprüfenswert.
Ein Brückenbauer kann dir sicher überschlägig sagen wieviel Beton und Stahl er für 100m Brücke für eine 4spurige AB braucht. Kein Statiker der Welt akzeptiert jedoch Daumenwerte für die Sicherheit von vielen Menschen. Und genau das tue ich auch nicht. Nicht wenn mein eigenes Leben daran hängt.

"Klar wenn 1000 von der Brücke springen, muss ich dies nicht auch tun."

Schön das wir in diesem Punkt einer Meinung sind.

Viele Grüße, Patrick
25.11.2008 17:00
Hallo Urs,

danke für Deine Ausführungen. Ich denke die habe grundsätzlich verstanden und sehe wir sind in der Sichtweise gar nicht so weit von einander entfernt.
Natürlich steht neben meiner Runtime auch die Stoptime in meinem Tauchplan und es klar, wenn ich über ein bestimmtes Maß (das definiert sich über Erlernte im Kurs und die späteren praktischen Erfahrungen) aus der Runtime raus bin wird auf Stoptime umgeschaltet. Bei noch größeren Abweichungen auf Backuppläne und evtl. Backup-TC und im allergrößten Notfall auf "Brain 1.0".
Für mich ist eine funktionierende Runtimetable eher ein Indikator für eine gute Tauchgangsplanung,- vorbereitung und -durchführung. Also irgentwie ein Qualitätsmaßstab (was nicht ausschließt, daß unter bestimmten Umständen der "Plan" auch mal sehr dynamisch sein kann)

Gruss
Larry
2deep4UProfi
25.11.2008 18:11
Eine funktionierende Runtimetable ist ein Indikator für gute TG Planung - dafür schon mal

Lieber Urs, ich muß da aber Patrick schon sehr zustimmen!
Der Runtime hinterherhetzen - falsche Planung.

Zu Beginn des TG ans Wasser gewöhnen, Stages aufnehmen, etc. - wie, unter Wasser? Entweder mach ich das an der Oberfläche, dann läuft die Zeit noch nicht oder ich plane das in meiner Anstiegszeit mit ein.

Eine Verzögerung im Abstieg bedeutet für die Runtime eine etwas verkürzte Grundzeit - also eher auf der sicheren Seite.
Für Gaswechsel (wenn ich das nicht "on the fly" kann) etc. kann man extra Zeit dazu geben. Diese als "Dekozeit" aufzuschreiben kann verwirrend sein - also füge ich Zeit in die Runtime dazu.
Der Runtime "hinterher zu hetzen" und das durch kürzen der Zeit auf den Stops zu kompensieren - sorry, aber wie doof kann man (frau) denn sein?
Auf Tiefe? - Genau da hilft mir die Runtime meinen Ar... nach oben zu bringen (Erfahrung zeigt das eben damit Leute oft ein Problem haben)
Nimm 2 Programme und verändere Parameter - ja, besonders die DEKOZEITEN sind total unterschiedlich - und darauf beziehen sich die Runtimes.
Also Urs, nicht böse sein aber keines deiner Argumente kann ich nachvollziehen.
Übrigens, (aber wahrscheinlich bin ich da jetzt für alle anderen der Volldepp), Runtime zeigt mir an wann ich eine bestimmte (Stopp) Tiefe verlassen muß - nicht wirklich wo ich mich grade befinde. Und wenn ich aus irgendeinem Grund eine Verzögerung habe oder sonst irgendwie gepennt habe - passe ich die Runtime einfach an.
In diesem Sinne mit freundlichen Grüßen
Bubblefree

25.11.2008 18:16
@alle
betrachten wir doch die Sache einmal andersherum. Warum denn nicht nach Stop-zeiten tauchen. Wozu denn eine Runtime?

Selbstverständlich muss vor dem TG ein Plan mit Tiefe Grundzeit, Gasmenge... vorliegen. Das ersetzt auch nicht DOF. Auch hier wird der TG vor Beginn geplant.

@PatrickB
DOF hat Grenzen. Bei Deinem 100m TG hat das System große Unsicherheiten, aber speziell im Normoxbereich und auch bis 80m mit nur 2 Decogasen entsprechen die Zeiten ziemlich genau dem V-Planner+2, und deshalb auch meine Formulierung es funktioniert.
Wissenschaft bedeutet, Erfahrungswerte in eine reproduzierbare Logik zu übertragen. Genau das macht DOF. Und wenn viele hundert GUE-Taucher problemlos damit zurechtkommen ist das schon ein guter Ansatz. Und hinter den "Anpassungen" steckt auch ein Sinn, das ist nicht so wie manche hier posten es seien wahllose Eingriffe.

@Pfiffikus
"Irgendwo eine Verzögerungen ... ohne Korrektur"
Ja, das war etwas unpräzise. Also konkret:

1. Verzögerung in der Grundzeit heißt Umstieg auf die Backuptabellen mit längeren Grundzeiten.

2. Verzögerungen bis und bei den Deepstops sind der kritischste Part. Je nach Tiefe und Gas müssen erhebliche Veränderungen vorgenommen werden. Bei kurzen Verzögerungen nehme ich keine Anpassung der Deepstops vor, erst ab dem Gaswechsel kann man überlegen ob eine Verlängerung z.B. auf dem 21m-Gas sinnvoll ist. Wenn der 21m Stop verlängert wird, so wird nach DOF das Ganze Segment S-förmig verlängert.

3. Auch größere Verzögerungen nach dem Gaswechsel entstanden sind, brauchen nicht angepasst werden. Je nach Sicherheit kann man überlegen das nächste Decogas zu verlängern (Stichwort langsame Gewebe).

Alle diese Überlegungen muss allerdings der "Runtime-Taucher" auch beherrschen, nur er muss die komplette Tabelle unter Wasser modifizieren...
Mit Stop-Tabellen ist das alles einfacher.

Gruss
Andi
25.11.2008 18:44
@ Patrick B
> Zuerst ist immer die Entdeckung, dann der Versuch der Erklärung
> der Zusammenhänge, dann die Beweisführung.
> Bei Dekompression sind wir leider erst bei Step2.
Also mir liegen mehr als 10 med. Studien vor, in denen man das Blasenaufkommen verglichen mit verschiedenen Prozeduren untersucht hat. Somit ist man bei Step3

Natürlich bedarf weiterer Studien (leider gibt es immer weniger Geld dafür) bis man heutige Prozeduren genügend bewiesen hat.

Grüsse
Walter
25.11.2008 19:10
Ich bin auch der Meinung von Patrick.
In einem andern Forum hat Michael Waldbrenner kurz und bündig das beschrieben was denke ich Patrick meint.

Mit der Erfahrung kommt das von ganz alleine !

Gruß
Steffen
25.11.2008 19:20
Hab ich doch jetzt glatt vergessen !

Michael Waldbrenner hat geschrieben:
Runtime machen die meisten am Anfang, Stoptime dann spaeter die Erfahrenen !

Das Grundlegende ist wirklich, dass man nicht die Stopzeiten kürzt um in der Runtime zu bleiben.

Gruß
Steffen

25.11.2008 19:42
@patrick
@SW genau, erfindet doch nicht angeblich etwas neues, was doch jeder schon macht.
Der runtime hinterher tauchen, das passiert doch eh nur am Anfang!
Und wenn man die Vorbereitung, die leider nicht immer über Wasser geht (offshore), dann ist diese Zeit halt in der Planung mit drin.
Und wer schon nicht nach Plan tauchen kann, der sollte üben bis er es kann.

Gruß Dirk
uanlikerIT PATD
25.11.2008 19:42
Tauchen nach Plan muss man auch mit Stopp-Zeiten.

Aus meiner Sicht kann man die Unsicherheiten (ohne Einfluss auf die Dekompressionszeiten), die man in der Tauchgangsplanung hat, einfacher abfangen.

Meine Grundidee:
Ich möchte nicht "ständig" meine Run-Time-Tabelle aktualisieren müssen.

@ Steffen:
Wieso soll man es als Anfänger anders machen?

gruss Urs
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