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Hoehen NACH dem Tauchen

Hallo. Ich wohne seit kurzem auf 900 m.ü.M.. Habe mich erkundigt, ob ich nun konservativer tauchen soll, wenn ich am selben Tag wieder hoch fahre, aber ganz unterschiedliche Rueckmeldungen bekommen. Ich tauche z.B. in einem See auf 400 müM, macht 500m Unterschied. PADI empfiehlt ja schoen vorsichtig bei allem ueber 300m die selben Richtlinien wie fuers Fliegen, aber das kann es ja auch nicht sein. Tabllen gibts wohl kaum, aber vielleicht Erfahrungen von euch bzw. "vernuenftige" Leitlinien aus eurer Sicht?
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Stephan K.PADI DM, CMAS***, SSI XR, Apnoe 1, Eistauchen
23.08.2004 14:13
Tauch doch einfach direkt im Bergmodus für die 900m.

Je nach Compi kannst du das passend einstellen, ausserdem gibt es z.B. die Austauchtabelle DECO 2000 für Höhen von 701-1500 m ü. NN.
Somit hast du genügend Sicherheit und deine Tauchzeiten werden sich nicht gravierend ändern.


DorisMittelschule (damals)
23.08.2004 14:25
@stephan

Was zu bedenken ist ist auch der Höhenunterschied.
Ich hatte auf El Hierro einmal eine schmerzhafte Erfahrung nach 900 m Bergfahrt und vorherigem Exzessivtauchen. Hier hat mir ein längerer Aufenthalt in 800 m mit ausreichend Getränk weitergeholfen

Gruß
Doris
23.08.2004 14:30
... genau zu dem Thema "Tauchen und Höhe" gibt es keine Richtlinien / Erfahrungen und Erforschungen. Stand der Technik und (empfohlene) übliche vorgehensweise ist, sich bei ortsansässigen Basen, Clubs, Verbänden.... zu erkundigen und deren Erfahrung zu teilen und als gegeben zu betrachten.
23.08.2004 16:46
Hatte das gleiche Problem dieses Jahr am Mittelmeer in Italien. Freitag vormittag nochmal getaucht(Deko-TG) und am Sonnabend vormittag zurück über die Berge (ca.900m). Hatte schon ein etwas mulmiges Gefühl, da ja das Flugverbotssymbol 24h drinne bleibt.
Egal, keinerlei Probleme.

Am selben Tag ist es aber schon etwas heikel. Die Idee mit dem Bergsee-Modus auf NN ist m.E. ned schlecht.

MfG
Andreas
23.08.2004 17:26
@stefan
ich denk das macht keinen Sinn, denn Bergseemodus bedenkt ja den Druckunterschied im Wasser, der extrem schnell auf den letzten Metern abnimmt.
Der Bergseemodus legt lediglich die Dekostufen etwas flacher um dem geringeren Oberflächendruck
rechnung zu tragen. Es macht viel mehr Sinn eine Oberflächenpause als zusätzliche "Deko-Stufe" für den weiteren Aufstieg zu wählen. Da hier dem Druchgradient entsprechend mehr N2 ausgewaschen wird.

Ich würde 2 Sachen machen, erstaml ne Menge trinken, und dann ne Pause von 1-2 Std., danach langsam hoch, das wars. Bei sehr tiefen und langen TG eben etwas länder unten beleiben.
Eine Verlängerung der Dekopausen UW oder wie beim Bergsee Modus die Pausen zusätzlich Dichter unter der Oberfläche zu machen ist nicht hilfreich.
Eventuell Nitrox, benutzen, das gibt dann zusätzlich nochmals extra Puffer, wenn Du Deko machst wie bei normal Luft.

Die kann man prima verbinden und ne Apfelschorle gemütlich mit einer Brotzeit einnehmen und die aussicht genießen.


Gruß
Gunther
24.08.2004 09:43
@gunther:

Das kann ich jetzt aber nicht ganz nachvollziehen. Imho ist es nicht sinnvoll an einem Bergsee die Dekostufen flacher zu legen. Unter Wasser ist der Tauchgang ja eh sehr ähnlich zu einem normalen See, höchstens ist insgesamt der Druck minimal niedriger als bei einem See auf NN.

Das Problem am Bergsee ist aber doch, das nach dem Tauichgang direkt ein Druck von unter 1 Bar toleriert werden muss. Aus diesem Grund darf beim Auftauchen nur ein geringerer Reststickstoff-Gehalt im Körper sein als auf NN.

Genau aus diesem Grund denke ich auch das der Bergsee-Modus in diesem Fall eine gute Idee ist, denn wenn man direkt nach dem Auftauchen den Umgebunmgsdruck auf 900 m tolerieren würde kann man ihn auch nach der Heimfahrt noch tolerieren.

Das natürlich die Pause bei Brozteit und Apfelschorle eine sehr angenehmen Variante ist auf Nummer sicher zu gehen ist auch klar.
DorisMittelschule (damals)
24.08.2004 10:16
Ich kann das jetzt leider nicht mehr nachvollziehen. Du bist der Meinung an einem Bergsee normale Dekostufen zu verwenden und dafür an einem "normalen" See Bergseemodi zu tauchen, nur weil Hinterher eine höhenbedingde Druckminderung erwartet wird?

Ich Stimme vollkommen mit Gunther überein. Ein regulärer Tauchgang mit ausgedehnter Pause, wenn möglich etwas konservativer, ggf mit Nitrox dürfte erste Wahl sein

Doris
24.08.2004 13:00
@Doris:

Meines Wissens nach haben Deko-Tabellen für Bergseen die Dekostopps nicht auf andere Tiefen also normale Tabellen. Beispiel Deco 2000: Die Stopps sind bei beiden Tabellen auf 3m, 6m , 9m etc.
Der Unterschied ist das beim Bergsee die Nullzeiten kürzer sind, bzw. die Dekostopps für die gleiche Grundzeit länger sind! Beides führt dazu das man beim Auftauchen weniger Stickstoff im Körper hat und damit einen niedrigeren Umgebungsdruck tolerieren kann. Deshalb halte ich es immer noch für sinnvoll das man, wenn man nach dem Tauchen bald auf eine grössere Höhe will so taucht als ob der See schon auf dieser Höhe gewesen wäre. Damit weisst du nämlich ziemlich sicher, das du diese Höhe ohne Probleme vertragen kannst. Mit der Methode Pause nach dem Tauchen weisst du das erst dann sicher wenn die Flugverbotszeit vorbei ist, alles andere ist dann nur eine Schätzung.

Natürlich ist eine ausgedehnte Pause hinterher sinnvoll, aber ich verstehe nicht, was dagegen spricht schon beim austauchen konservativer zu sein?

Mein Fazit: Wenn man eine längere Pause nach dem Tauchen macht kann man auch im normalen Modus austauchen, aber: Warum? Was schaden einige Minuten zusätzliche Stopps um der lieben Sicherheit willen?

Ich hoffe ich hab mich jetzt verständlicher ausgedrückt!
Stephan K.PADI DM, CMAS***, SSI XR, Apnoe 1, Eistauchen
24.08.2004 16:33
Konservativer tauchen ist nie verkehrt.

Wenn ich die beiden Tabellen (Deco 2000 0-700m und 701-1500m) nebeneinander halte, dann ist die 701-1500m Tabelle konservativer. Nicht viel, aber etwas.

Musst du unbedingt die Nullzeit ausreizen, oder baust du dir lieber paar Sicherheiten ein?
- je nach Compi (z.B. der Cobra hat auch den Bergmodus 300-700m) auf Bergmodus gehen.
- je nach Compi auch noch die persönliche Anpassung machen
- je nach TG deutlich längere Oberflächenpausen
- das mit genug Trinken versteht sich hoffentlich von alleine!!!
- Nitrox wäre auch eine Überlegung wert

Nach dem Tauchen über einen Pass fahren ist schonmal eine schlechte Idee, aber wenn es sich nicht verhindern lässt, dann geh auf Nummer sicher!

25.08.2004 08:56
@Tobias,
teilweise richtig, der entscheidene Faktro beim
Dekomprimieren ist der Druckunterschied zwischen
den einzelnen Dekostufen und dann der letzten Dekostufe die ja über Wasser ist, hier werden noch unmengen von N2 abgegeben. Diese Differenzen sollen im Ideallfall so groß wie möglich aber so klein wie med. nötig sein um einen schnellen aber sicheren abbau des N2 zu bewirken. Daher ist es duchaus sinnvoll die Dekostufen etwas flacher zu gestalten. Die Bergseetabellen, gehen auf diesen Effekt nicht ein, umdie Sache im geöhnlichen 3 Meter Rhytmus zu halten, und verländern dafür die Deko Zeiten. Nimmst Du Deinen Compi im Bersee Modus, wird dieser Dir z.B. auf 1000 Meter eine 2,7 Meter Pause vorschlagen. Die Idee auf 1000 Meter ist die Differenz zwischen 2,7 Meter tiefe und Oberfläche gleich bei 3 Meter und Oberfläche am Meer.

Aber alle Dekostufen sind flexible, und können etwas (eher nach unten) verschoben werden, wenn die Dauer angepaßt wird.

Gunther

P.S.: ein Bergsee Brevet ist eines der wenigen die sinn machen, und außerdem spannend seine könen
26.08.2004 09:42
Lieber Gunther, Stefan, Doris, Tobias und alle anderen,

vielen Dank schon mal fuer die Infos. Ich hoffe, die Diskussion geht noch lebhaft weiter, ich werde jedoch schon mal Gunters Rat befolgen und mich bei einem Bergsee-Special anmelden Vielleicht kann ich dann irgendwann auch mit diskutieren, momentan muss ich jedoch jede Antwort noch 3x lesen, bis ich einigermassen begreife. Ich habe gemerkt, dass mir einiges an Deko-Theorie fehlt, und ich eigentlich keinen Blassen hab, was mein Compi im Bergsee-Modus ueberhaupt macht

Liebe Gruesse
Euer Alp-Oehi.
26.08.2004 12:33
@gunther:

Da hast du recht! Allerdings bin ich mir beim meinem Computer nicht sicher ob er nicht trotzdem bei 3 m bleiben würde.

Allerdings bleibe ich bei meine Aussage das es Sinn macht wenn man relativ bald dnach dem Tauchen eine grössere Höhe aufsuchen will es sinnvoll ist im Bergseemodus zu tauchen.

Das entscheidende ist doch der Punkt, wieviel Stickstoff habe ich noch im Körper! Bleibt dieser beim angestrebten umgebungsdruck gelöst oder bilden sich Blasen. Und genau das würde durch den Bergseemodus gesichert!

Tobias
DorisMittelschule (damals)
26.08.2004 12:47
Hallo Tobias,

Ich denke wir haben schon alle den gleichen Tenor.
Trotzdem ist es mir wichtig noch einmal zu betonen, dass weder ein Tauchen im Bergseemodus noch die "No Flight"-Anzeige des TC Sicherheit über die entsättigung geben kann.

Die wichtigsten Punkte sind immernoch die profansten:
konservativ tauchen, viel trinken, ausreichende Pause einhalten

Wenn alle Stricke reissen: bei der Fahrt über oder auf den Berg ist man sicherer als im Flugzeug, da man bei einsetzender Symptomatik einfach wieder ein paar Meter zurückfährt und wieder Pause macht.
30.08.2004 12:30
Hallo Doris,

meine Meinung ist aber eben genau, das das Tauchen im Bergseemodus genau die nötige Entsättigung bringen sollte! (Natürlich unter den üblichen Vorbehalten das es sowieso immer nur eine Modellrechnung ist und schiefgehen kann)
Aber wenn ich direkt beim Auftauchen die Höhe vertragen kann kann ich es auch wenn ich zwischen durch noch ne Stunde Auto fahre!

Ntaürlich hast du mit deinen Punkten zur Vorsorge recht, aber:

Wenn die Symptome einmal einsetzen ist es zu spät! Zurüpckfahren hilft da nicht mehr, sondern nur noch die Druckkammer!

Gruss

Tobias
DorisMittelschule (damals)
30.08.2004 12:46
Hallo???
Wenn Du auf einem Umgebungsdruck x austauchst kannst Du das tun wie Du willst, Du wirst IMMER beim hochfahren eine Druckminderung haben.
Und der Körper kann mit keinem Austauchmodell der Erde darauf getrimmt werden so zu arbeiten, als wäre er 1000 m höher.
Deshalb musst Du unten so gut es geht entsättigen.

Und warum soll zurückfahren nicht helfen? Das ist genau das, was eine Druckkammer auch macht, nämlich den Druck verstärken (Das gleiche wie nasse Rekompression, nur ohne nass)

Oh ihr Gläubigen der Messinstrumente und der kostenpflichtigen Medizin, es gibt mehr Sachen zwischen Himmel und Erde als der moderne Mensch denkt.
30.08.2004 15:23
Vielleicht hilft die Tabelle für Passfahrten nach Tauchen weiter, die besagt, 1 Std. auf der gleichen Höhe nach Tauchgang verbleiben. Dann frühestens kontinierlicher Aufstieg und max. 2`500 m nicht vor Ablauf einer weiteren Stunde erreichen. Da du aber dort wohnst, würde ich dies auf 3 - 4 Stunden ausdehnen und keine Dekotauchgänge machen. Kenne einen Fall, der war am Nachmittag getaucht (450 müM und am Abend mit der Bergbahn auf 1500 muM und bekam promt Taucherflöhe. Also Vorsicht. Habe es mal vom Entwickler der Aladin Computer rechnen lassen, da ich oft auf 450 müM tauche und meine Eltern auf 1300 müM wohnen. Die Berechnung ergab ca 4 Std. Wartezeit. (Antwort ohne Gewähr und auf eigene Gefahr).

03.09.2004 14:11
@Doris:

Natürlich hat man beim Hochfahren eine Druckminderung und genau aus diesem Grund muss man vor dem Hochfahren entsättigen. Aber genau das kann man tun in dem man länger dekomprimiert, also z.B. nach Bergseeverfahren austaucht.

Zurückfahren hilft aus folgendem Grund nicht:

Bei einem bestimmten Sättigungszustand eines Gewebes gibt es eine Druckgrenze bei deren Unterschreitung sich Gasbläschen bilden. Wenn das aber passiert ist, ist um diese Bläschen wieder aufzulösen ein wesentlich höherer Druck und viel Zeit notwendig also vorher noch tolerierbar war. Deshalb wirst du in einer Druckkammer ja auch auf z.B. den 2-3 fachen Umgebungsdruck gebracht, was du durch zurückfahren wohl kaum hinbekommen wirst.

Das heisst also nochmal:

Wenn du beim Hochhfahren Symptome bekommst hilft dir nur die Druckkammer weiter, weil sich die Bläschen sonst nicht wieder auflösen, auch wenn du wieder auf einen Druck zurückkehrst den du vorher noch ertragen konntest. Die Blasen werden dann zwar kleiner aber nicht aufgelöst und gerade der Fakt das die Blasen dabei kleiner werden ist sogar sehr gefährlich, weil sie dadurch leichter im Körper transportiert werden können und dann bei der nächsten Druckverminderung evtl an noch gefährlicherer Stelle expandieren.

Diese Problematik ist übrigens auch einer der Gründe warum eben eine nasse Rekompression NICHT empfohlen wird. (bitte den Unterschied zwischen nachgeholter Dekompression und nasser Rekompression beachten!)


Es mag sein das es mehr Sachen zwischen Himmel und Erde gibt als wir denken, Dekompressionstheorie hat aber wenig Mystisches an sich, weshalb ich den Satz in diesem Zusammenhang als seltsam empfinde.
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