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Kein Druckausgleich

Hallo in die Runde! Ich mache mir zurzeit sehr viele Gedanken zum Druckausgleich, habe aber irgendwo nen Denkfehler drin, vermute ich.

Mein Ansatz ist die Überlegung eines völlig trockenen Ohres ohne Druckausgleich durchführen zu müssen. Bekannt ist mir lediglich die ProEar Maske von Subgear, wo die Ohrmuschel komplett in die Tauchmaske integriert ist. Allerdings mit dem Nasenraum verbunden, um Druckausgleich durchführen zu können. Aber warum eigentlich? Wenn ich eine Ohrmuschel luft- und wasserdicht auf das äußere Ohr lege, würde dann nicht die gleiche gegenkraft von aussen auf das trommelfell wirken wie in der paukenhöhle. Zu einer spontanen Öffnung der eustachischen röhre kann es ja auf grund der schnellen und hohen druckdifferenz nicht kommen, wegen inversem barotrauma. sonst bräuchten wir ja auch keinen manuellen druckausgleich durchführen. und das einzig elastische im ohr ist m.E. nur das trommelfell. Komme auf diese gedanken, weil wir auch andere starre hohlräume haben, kieferhöhle stirnhöhle etc. die machen in der regel ja auch keine schwierigkeiten. hm, bin ratlos. oder anders, die theorie bricht zusammen wenn kompriemierte gase in einem abgeschlossenen raum keinen unterdruck erzeugen. ist dem so?
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08.08.2014 12:28
Du wirst es nicht schaffen, einen starren, hermetisch von der Außenwelt unbeeinflussten Hohlraum herzustellen. Sowas kann im Körper nicht existieren: Es wird durch alle Gewebeschichten immer ein Druckgradient entstehen und deshalb dein Trommelfell reißen.
08.08.2014 12:44
Aber genau diesen hermetisch abgeriegelten raum haben wir doch in der paukenhöhle. wir müssen doch nur aus dem grund den druckausgleich durchführen, weil auf Grund der schnellen und hohen Druckdifferenz die eustachische röhre nicht mehr selbstständig öffnen kann. Beim Abtauchen muss ja eine Kraft auf das Trommelfell wirken (nicht nur wasserdruck, weil das Schauspiel beim Fliegen ja ebenfalls regelmäßig zu beobachten ist). und ich meine, das müsste unterdruck sein, weil das gas, also luft, in der paukenhöhle komprimiert wird. Wenn allerdings immer die gleiche kraft durch druck ebenfalls von aussen auf das trommelfell wirkt, müsste das trommelfell in einen "statischen" zustand versetzt werden. Das das nicht funktionieren kann, hmmm...sonst hätten es längst schon andere. aber warum? kann mmich deiner aussage, kwolf, nicht so wirklich anschließen.
08.08.2014 13:07
Ich stelle mir das in der paukenhöhle so vor, wie diese gummipömpels für geschirrhandtücher oder ähnliches. Man sabbert den Rand um bessere luftdichtigkeit herzustellen, drückt drauf (also komprimiert die luft und es entsteht unterdruck, hält mitunter bombenfest. So oder ähnlich müsste es doch im ohr beim abtauchen ablaufen, weil die eustachische röhre dicht ist. Wenn nun die gleiche Kraft in der Ohrmuschel ebenfalls am Trommelöfell durch unterdruck "zieht", wäre dann nicht der neutrale zustand hergestellt? Oder sind kleinste Volumendifferenzen ausreichend für das "Bewegen" des Trommelfells? Stichwort, jeder Mensch hat eine andere Paukenhöhle ? Oder muss man vielleicht einen Benzinkanister vors Ohr halten, um diese Neutralität herzustellen? Blöde Fragen, ich weiß, lässt mir aber keine Ruhe
08.08.2014 13:32
Der Druck pflanzt sich auch durch die Knochen fort.
08.08.2014 13:36
Außerdem, wenn wir bei deinem (nicht realistischen) Modell bleiben: Das Risiko, dass die Pro Ear doch nicht ganz dicht sitzt ist zu groß. Ein kleines Leck während des Tauchgangs: Und Peng...
08.08.2014 13:42
"Der Druck pflanzt sich auch durch die Knochen fort" und hinter dem Trommelfell entsteht ein Überdruck. Den Selben Effekt hat man, wenn beim Abtauchen die Kopfhaube zu eng anliegt. Ist mir selbst passiert mit Trommelfellriss. Und, sollte das theoretisch dennoch funktionieren, würde sich auf Dauer (Zeitraum weiß ich nicht) ein Ödem im Mittelohr bilden.
Die Biologie ist kein einfaches Modell
08.08.2014 13:44
Ok, aber deine aussage würde implementieren, dass man keinen Druckausgleich machen müsste, sofern man gaaaanzz langsam absteigt. Keine ahnung welche Werte. So 3min pro meter? das wäre dann zumindest ein theoretischer Wert, den ich annehme, dass sich aufgebauter Druck über die Gewebe entlastet. Schon mal jemand versucht? Andererseits wäre Deine Aussage so zu verstehen, dass sich eine Gegenkraft in meiner besagten Ohrmuschel gar nicht aufbauen könnte, weil sich der aufbauende Druck über das Gewebe und die Knochen ableitet. Würde ja gerne den Selbstversuch machen, habe aber Angst vor Aua
08.08.2014 13:48
Moment, du sprichst von Überdruck. Welche Kraft wirkt denn nun hinter dem Trommelfell, also in der Paukenhöhle. Über- oder Unterdruck? Bei Überdruck ist natürlich meine ganze Theorie vor den Eimer
08.08.2014 13:53
"Ok, aber deine aussage würde implementieren, dass man keinen Druckausgleich machen müsste, sofern man gaaaanzz langsam absteigt." --> Ja, und irgendwo lauert das Ödem!!
"So 3min pro meter?" --> Reine Spekulation
"habe aber Angst vor Aua"--> Mit gutem Grund
08.08.2014 14:00
" Welche Kraft wirkt denn nun hinter dem Trommelfell, also in der Paukenhöhle" Wenn du die Pro Ear auf hast und keinen Druckausgleich in diesem Kompartiment zulässt, herrscht dort 1bar (von der Oberfläche). Beim Abtauchen erhöht sich über die Gewebe wie gesagt, der Druck im Mittelohr und erreicht nach einiger Zeit den aktuellen Umgebungsdruck (und wenn du aus Versehen schluckst ganz schnell). Also platzt das Trommelfell von innen nach außen: Wie bei meiner zu eng anliegenden Kopfhaube.
08.08.2014 14:06
PS
Kiefer- und Stirnhöhlen etc. sind mit dem Außenraum verbunden unds dort findet sehr wohl ein Druckausgleich statt. Weil diese Verbindungen starr sind, müssen wir nichts dazu tun, wie bei den Ohrtrompeten. Deswegen darf man bei Erkältung nicht tauchen: Durch Schleim wird der Druckausgleich gehemmt. Wenn man es trotzdem tut und die Ohren mit Gewalt beim Abtauchen frei bekommt, kann man ggf. tierische Schmerzen in den Stirn- und anderen Kopfhöhlen bekommen. Vielleicht auch erst beim Auftauchen (Umkehblockade auch dort möglich).
08.08.2014 14:26
Ok, verstanden. In meinem "nicht funktionsfähigen" Modell als auch in Deiner Kopfhaube ist vermutlich das Gleiche abgelaufen. Ist natürlich klar, dass ein Druckausgleich so nie durchgeführt werdeb darf. ABER, es muss dann ja in Deiner Kopfhaube wie auch in meinem Modell ein Unterdruck geherrscht haben, der das Trommelfell nach Entspannung der Paukenhöhle nach außen schnellen lies und riss. Jetzt kommt natürlich die Frage der Fragen, hättest Du mit Deiner eng anliegenden Kopfhaube überhaupt ein Druckausgleich machen müssen? Das sogar in einer Kopfhaube soviel Unterdruck aufgebaut wird, dass ein Trommelfell invers reitß, bestätigt eigentlich meine Theorie der Gegenkraft. Muss wohl doch der Selbstversuch her
08.08.2014 17:20
@Tec2g
Mit der Einstellung kannst Du gleich ne heisse Nadel ansetzen und das Problem entgültig lösen, ohne Trommelfell kein Problem.

Kriegt man irgendeinen Aufsatz auf die Ohren, der keinen Druckausgleich macht, wird der so heftig ins Gewebe gequetscht, das das echt Schaden anrichten könnte - genau deshalb hat die Maske nen Nasenerker und die ProEar zwei Schläuche, die die Kammern verbinden.

Ein fesstes und unverformbares Material hätte innen so viel weniger Druck, das es sich bis zum Knochen durchdrückt.
Jedes Material, das man da verwenden könnte würde irgendwann mal in sich zucken und so ein bischen Schwingung zerreist einem dann auf jeder interessanten Tiefe schon das halbe Ohr. Irgendwan würde einem der Druck das ins Ohr reinschieben wollen. Was soll so abdichten?

Will nicht rummtrollen, aber was willst Du erreichen?
08.08.2014 17:36
Hätte, wenn, könnte: Du kannst das im biologischen Gewebe nicht regulieren. Du kannst dich nur mit Druckausgleich vor Schaden schützen. Und ich sorgte danach auch für Druckausgleich in meiner Haube - mit einer heissen Nadel im Neopren dort, wo die Ohren sind.

Deine Fragen sind alles andere, als dumm und ich wünschte mir solche im Kurs. Aber sie führen leider nicht zu neuen Lösungen ohne Druckausgleich
09.08.2014 06:35
@razorista
Das sind nur theoretische Gedanken. Aktuell kam bei mir das thema wieder hoch, weil ich mehrere Apnoe Prüfungen abbrechen und somit nict bestanden hatte, weil ich den Druckausgleich nicht hin bekam. Kopfüber abzutauchen ist ein echtes Problem bei mir. und das ärgert mich total.

Tauchsportler, die ebenfalls Probleme mit dem Druckausgleich haben, werden mich verstehen. Andere, die den Druckausgleich schon mit Bewegen der Kiefer herstellen, fragen sich vermutlich, was das hier soll
09.08.2014 06:50
Außerdem hätte ich rund um´s Ohr noch einige Verständnisfragen, weil ich mich selten mit der Antwort "das ist einfach so" zufrieden gebe. Beispielsweise interessiert mich schon einige Zeit, warum eigentlich die ohrtrompete unter Druck nicht selbstständig öffnet? Über unsere Druckminderer atmen wir Umgebungsdruck? Warum reicht diese Kraft nicht aus, die Ohrtrompete selbstständig zu öffnen?
09.08.2014 07:04
P.S: Das mein Modell nur ein Modell bleibt, ist mir bereits klar. Auch kein Selbstversuch. Kwolf hat mich da schon überzeugt, dass a) der über eine fest verschlossene Ohrmuschel erzeugte Unterdruck nach und nach doch an und über die Gewebe/Knorpel/Knochen abgeleitet wird und b) es einfach viel zu gefährlich ist, dass Wasser in die Ohrmuschel dringt oder die Ohrtrompete doch spontan öffnet. Die dann plötzlich auftretenden Druckschwankungen hätten verheerende Auswirkungen aufs Trommelfell.
09.08.2014 08:03
Das Platzen des Trommelfells. wäre noch ansolut harmlos im Vergleich zu bleibenden Schäden im Innenohr (z.B. Hörschäden, Tinnitus, Dauerschwindel) wegen eines "Durchschlagen" des Drucks auf das Innenohr. Solch schlimme Sachen können schon bei gewaltsamen Valsalvamanövern auftreten, wenn der Druckausgleich erzwungen wird!
09.08.2014 08:03
Das Platzen des Trommelfells. wäre noch ansolut harmlos im Vergleich zu bleibenden Schäden im Innenohr (z.B. Hörschäden, Tinnitus, Dauerschwindel) wegen eines "Durchschlagen" des Drucks auf das Innenohr. Solch schlimme Sachen können schon bei gewaltsamen Valsalvamanövern auftreten, wenn der Druckausgleich erzwungen wird!
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