Aloha!
Warum, warum nur kann ich es mir nur sooo schwer vorstellen, dass sich die Erste-Hilfe-Anweisung bei Vernesselungen `Drüberpieseln!` eine Frau
ausgedacht hat???
Ich bepinkel mich auf jeden Fall schon seit ein paar Stunden bei dem Gedanken, bei meiner nächsten Nesselverletzung mit dem körperwarmen Urin einer sonnengebräunten Rettungsschwimmer-Nixe therapiert zu werden - coram publico natürlich.:o
Wahrscheinlich wirkt tatsächlich nur M ä n n e r -Urin, aber das erst ab CMAS*** oder TL-Status... Man nehme am besten einen Kursdirektor!
So, nun abba wieda ernst...
Die Jungs und Mädels von der DLRG werden tatsächlich von Nivea gesponsort und sind von der Methode überzeugt.
Man sprühe den Rasierschaum auf die Extremität, auf der sich noch Kontaktschleim, d.h. intakte Nesselzellen befinden. Der Schaum scheint die Nesselzellen zu deaktivieren, bzw. auf jeden Fall nicht auszulösen. Wenn der Schaum nach fünf Minuten leicht angetrocknet ist, kratzt mann/frau den Schlaatz mit einer Plastikkarte (aus dem Badeanzug: Visa!
) samt daran heftendem Nesselschleim vorsichtig ab.(Es geht auch mit AMEX, einer Sandschaufel, einem Tauchmesserrücken etc.)
Wichtig: Ausgelöst werden weitere Vernesselungen ganz a r t u n a b h ä n g i g auf jeden Fall durch das Beträufeln, Spülen `der Wunde` mit destiliertem Wasser, Süßwasser, Urin (?), Zitronensaft, Alkohol (innerlich) sowie Reiben, Kratzen!
Bei Vernesselungen durch die Portugiesische Galeere/Seeblase Physalia physalis (die schon einige tödliche Unfälle verursacht hat, Verbreitung weltweit) reicht sogar schon der Druck einer extra Salzwasser-Spülung an Land, um weitere Nesselzellen abzuschießen! :o
Die Rasierschaum-Methode ist meines Wissens bisher nur bei den nesselnden Ost- und Nordseequallen erfolgreich angewendet worden.
Es handelt sich hierbei um die Arten Chrysaora quinquecirrha (Kompassqualle), sowie Cyanea capillata und Cyanea lamarkii (Blaue und Gelbe Haar- oder Feuerqualle). Alternativ kann man - wenn man u.a. dem Herrn Dietrich Mebs, einem deutschen Gifttierexperten glaubt - bei Vernesselungen durch eben diese Arten BACKPULVER als Paste gerührt aufbringen. Nach dem dieser Papp analog dem Rasierschaum etwas angetrocknet ist (dauert wohl länger, es braucht u.U. enorme Mengen Backpulver vom potentiellen Sponsor Dr. Oetker), nehme man wieder die Kreditkarte der Wahl zur Hand!
Für die Leuchtqualle Pelagia noctiluca, die ebenfalls im Sommer jedes Jahr Zehntausende von Adria-Touristen vernesselt, aber auch im wärmeren Atlantik, sprich u.U. auch in der golfstromwarmen Nordsee heimisch ist, gilt: Backpulver bringt leider goooa nix.
Im Gegenteil. So vernesselt man das arme Opfer nur noch mehr. Hier wäre (lt. Mebs) eine großzügige Spülung mit Magnesiumsulfatlösung das Mittel der Wahl!! (Sponsoren: meldet Euch!!
)
Da der DLRG-Mann/Frau und jeder andere kompetente Ersthelfer also als spätestens an der Nordsee eigentlich biologische Artenkenntnis oder große Erfahrung zur erfolgreichen Therapie braucht (vom vernesselten Schwimmer wird man eine Identifikation kaum erwarten können), hat man in der Vergangenheit für diese Arten auch empfohlen, TROCKENEN Sand auf den Nesselsabber aufzubringen, diesen antrocknen zu lassen, etc. etc. Auch bei der Portugiesische Galeere (auch die taucht ab und zu in der Nordsee segelnd auf, dann aber in riesigen Schwärmen!) ist diese Methode empfohlen, da die "Tentakel" ganz unterschiedlich auf Essog o.a. Reagentien reagieren!
Aber was macht man aber als williger Ersthelfer bei Regen? Oder auf einem DLRG-Boot? Sandsäcke umherfahren? Auf einem Safari-Boot kann man sich evtl.noch mit Mehl aus der Schiffskombüse behelfen!
Ich hoffe, damit sollte uns allen klar sein, dass die Rasierschaum-aus-der-Dose-Therapie eine absolut pfiffige Entdeckung war! Inwiefern sie nun auch bei anderen als einheimischen Nesslern wirkt, versuche ich gerade rauszubekommen. Wer von Euch hat da evtl. schon praktische Erfahrungen?
Das bringt uns zur letzten Frage, nämlich zur Geschichte mit der E s s i g s ä u r e als Therapeutikum.
Essigsäure bringt bei Kompassquallen, Haar/Feuerquallen, Leuchtquallen und Portugiesischen Galeeren nur Leid und Pein. Dagegen ist sie erfolgreiches Spülmittel - lt. Literatur - bei verschieden anderen, hier nicht genannten, schmerzhaften, aber harmloseren Nesselquallen, sowie bei Vernesselungen durch Seeanemonen, Seemoos und die verwandten Feuerkorallen. Ich jedenfalls werde bei meiner nächsten Vernesselung hier auch mal den Rasierschaum ausprobieren!
Simpler Haushaltsessig ist weiter das A und O der Ersthelfer, wenn es um Würfelquallen/Seewespen geht. Diese tödlichen Schönheiten (Chironex fleckeri, Chiropsalmus quadrigatus, Carukia barnesi) sind jedoch in unseren Breiten nicht heimisch. Immerhin sterben an ihren Stichen jährlich etwa 50 Menschen an australischen Stränden.
Zur weiteren Therapie, Stand der Dinge, sei noch gesagt: Lidocain-Salbe hilft als lokales Schmerzmittel, ersatzweise Eispackungen. Stets auf möglichen Schock oder Kreislaufproblemen achten! Bei allergischen Reaktionen helfen Kortikosteroide und Antihistaminika (für uns tut`s Insektenstichsalbe), bei den lebensgefährlichen Arten ist sogar der Apotheker/Arzt machtlos. Bei leichten Verletzungen kann das finale Aufbringen einer milden Hautsalbe oder Lotion jedoch nie schaden.
Det wars von meiner Seite. Schöne Pfingsten, frohes Schäumen und Rasieren! Oder auch Pinkeln, wer`s mag.
Bio-Uli
B I O N A U T Ohne B I O fehlt dir was!
PS. Natürlich biete ich für Vereine/Tauchschulen etc. spannende Präsentationen zum Thema an.
Auf der BIONAUT-site findet ihr außerdem ein File, wo alle Verletzungsarten/Erste-Hilfe-Maßnahmen durch Meerestiere beschrieben sind!