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Shunts außer dem weitgehend bekannten PFO?

Hallo,

der Rechts-Links-Shunt durch PFO ist ja wohl den meisten Tauchern bekannt.
Dabei kommen Blasen aus dem venösen Kreislauf ohne Lungen-Durchgang (also ohne diese durch die Filterfunktion der Lunge entfernt zu bekommen) in den arteriellen Kreislauf und können dort als Blasenkeime wirken oder Gas-Embolien verursachen.
DCS 1 und/oder DCS 2 können die Folge sein.


Bei http://www.taucher.net/forum/kann_ein_PFO_verschwinden_und_wiederkommen__medi3261.html wurde am 30.12.2014 um 16:32 geäußert, dass es auch andere Shunts gibt/geben kann.

Bei http://flexikon.doccheck.com/de/Shunt werden auch ein pulmonaler Shunt und ein Leber-Shunt erwähnt.
Bzgl. pulmonalem Shunt habe ich kürzlich mit einem Doc gesprochen. Er meinte, dass ihm da tauchspezifisch erst eine Publikation bekannt sei (ohne sie jedoch nennen zu können) und dass die teilweise benannte Atelektase nichts mit Tauchen zu tun hat, sondern mit beatmeten Patienten auf einer Intensiv-Station.


Was bedeuten die weiteren möglichen Shunts vor allem fürs Tauchen?
Was gibt es da an Literatur?
Wie kann man diese nachweisen?
Wie kann man sie umgehen oder was muss man beim Tauchen beachten?


Gut Luft

FANATIC DIVER


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31.12.2014 16:44
Nun, die genannten Shunts sind entweder Folgen einer Grunderkrankung, die in oder in Folge einer ordentlichen TTU entdeckt werden sollten (z.B. Lungenemphysem, Lungenfibrose, primäre pulmonaler Hypertonie) oder im Falle des Vorhofseptumdefekts ebenfalls symptomatisch (Leisatungsschwäche, ggf. erst im fortgeschrittenen Alter) oder im Schluckecho erkennbar sind.
Ein Lebershunt ist außerdem kein arterio-venöser Shunt, sondern "verbleibt" im venösen Teil des Kreislaufs und imho für DCS nicht relevant. Für das Tauchen dennoch zu beachten, indem die Entgiftungsfunktion der Leber gestört sein kann (z.B. auch der Abbau von Medikamenten).
02.01.2015 19:37
Es existiert ein physiologischer pulmonaler Shunt auch bei lungengesunden Menschen. Je nach Literatur 1-8% des Blutflusses nehmen in den Alveolen nicht am Gasaustausch teil. Dementsprechend können generell nicht alle Mikrogasblasen durch den Lungenfilter vermieden werden. Das ist unter Anderem ein Grund dafür, warum von einigen Tauchmedizinern mittlerweile nicht mehr nur via Schluckecho nach einem PFO gesucht wird sondern mittels Kontrastmittel und Transcranialem Doppler explizit nach Blasenübertritt ins arterielle System und ins Gehirn gesucht wird (da die Blasen dort den größten Schaden verursachen können).
Im Gespräch mit einem Tauchmediziner der Marine wurde deutlich gemacht, dass ein Ausschluss eines PFO mitnichten eine Garantie dafür darstellt, dass man keine Shunts hat - und gerade der Lungenshunt kann tagesformabhängig sein, was durchaus auch eine Ursache für "unverdiente" DCS sein könnte. Darüberhinaus ist bekannt, dass es bei identischen Tauchprofilen bei verschiedenen Testpersonen zu gewaltigen Unterschieden in der Blasenzahl kommen kann. D.h. ein Mensch, der zu wenig Blasenbildung neigt, kann unter Umständen trotz vorhandenem Shunt ein geringeres Risiko für DCS haben als einer mit viel Blasenbildung, aber keinem nachgewiesenem Shunt, da der Lungenshunt immer vorhanden ist, nur die Ausprägung variiert.
Was ist deswegen beim Tauchen zu beachten: Nicht Tauchen gehen, denn Tauchen ist ungesund und kann zu Schäden führen
02.01.2015 19:53
Und die beste Verhütungs-Methode ist "ein Apfel anstatt (Sex)"...
03.01.2015 09:26
Umso mehr sollte man Valsalva abschaffen!
Seedrache***/EAN50
06.01.2015 21:21
letztendlich kann es ja überall zu Fehlbildungen gekommen sein oder auch noch kommen z.B. durch Fisteln, bei sowas sähe man ja eher Hinweise mit Doppler wie von tiefunten beschrieben
es gibt beispielsweise auch arteriovenöse Missbildungen im Gehirn, weiss jemand dazu bzgl. Tauchen etwas?
Seedrache***/EAN50
02.09.2015 15:48
hierzu evtl. interessant zu lesen:
Madden D, Lozo M, Dujic Z, Ljubkovic M.
Exercise after SCUBA diving increases the incidence of arterial gas embolism.
J Appl Physiol
115: 716–722, 2013. First published June 13, 2013:
doi:10.1152/japplphysiol.00029.2013.
abstract: "Arterialization of gas bubbles after decompression from scuba diving has traditionally been associated with pulmonary barotraumas or cardiac defects, such as the patent foramen ovale. Recent studies have demonstrated the right-to-left passage of bubbles through intrapulmonary arterial-venous anastamoses (IPAVA) that allow blood to bypass the pulmonary microcirculation. These passages open up during exercise, and the aim of this study is to see if exercise in a postdiving period increases the incidence of arterialization. After completing a dive to 18 m for 47min, patent foramen ovale-negative subjects were monitored via transthoracic echocardiography, within 10 min after surfacing, for bubble score at rest. Subjects then completed an incremental cycle ergometry test to exhaustion under continuous transthoracic echocar-
diography observation. Exercise was suspended if arterialization was observed and resumed when the arterialization cleared. If arterializa-
tion was observed a second time, exercise was terminated, and oxygen was administered. Out of 23 subjects, 3 arterialized at rest, 12
arterialized with exercise, and 8 did not arterialize at all even during maximal exercise. The time for arterialization to clear with oxygen
was significantly shorter than without. Exercise after diving increased the incidence of arterialization from 13% at rest to 52%. This study shows that individuals are capable of arterializing through IPAVA, and that the intensity at which these open varies by individual. Basic activities associated with SCUBA diving, such as surface swimming
or walking with heavy equipment, may be enough to allow the passage of venous gas emboli through IPAVA."
Volltext (pdf): http://m.jap.physiology.org/content/115/5/716.full.pdf
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