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Süßwasser: Sichtweiten in natürlichen Seen vs. Baggerseen (NRW)

Wieso kann man eigentlich bei uns in NRW nur in Baggerlöchern tauchen?
Warum ist die Sicht in den natürlich Seen so schlecht, dass man dort unmöglich tauchen kann?
Es ist doch das gleiche Grundwasser, der gleiche Niederschlag, die gleichen Fische und auch die gleichen Vögel die dort rein koten.
Also wieso kann es sein, dass man in einem Baggerloch schon mal 5 bis 10 Meter Sicht haben kann aber in den natürlichen Seen nur 10 bis 30 cm?
Ist doch super schade, weil uns so 100te von Tauchspots wegfallen.
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25.11.2014 11:37
Definiere "natürliche Seen"!?
Denke, davon gibt es weniger als man gemeinhin denkt.
25.11.2014 12:05
@scuba_ron
ECLv2 hat wohl Recht, es gibt hier fast keine Naturseen.
Mir fallen spontan nur die Mare in der Eifel als natürliche Seen ein, dazu (ggf.) noch ehem. Rheinarme, also keineswegs hunderte Tauchspots. Der gesamte Rest ist wohl von Menschenhand geschaffen. Es gibt sehr viel mehr Faktoren als du genannt hast, die die Sicht beeinflussen. Die mir bekannten Naturseen (außerhalb NRW) können durchaus auch sehr gute Sichtweiten haben.
Gruß
ddiver
25.11.2014 12:07
Pardon, ein "a" vergessen: Maare müsste es heißen.
25.11.2014 15:25
Ich meine Seen die nicht von Menschenhand erschaffen wurden. Also nicht durch Kies-/ oder Sandabbau und auch nicht durch den Braunkohleabbau.
hol_78Divemaster
25.11.2014 15:42
Sehr interessante Frage, welcher ich mich gerne anschließen möchte!

Ich denke auch, dass es sehr viele Seen gibt, die auf natürliche Art und Weise entstanden sind, aber für das Tauchen völlig ungeeignet sind.

Bei uns im kleinen Nettetal an der Niederl. Grenzen sind es gleich 12 Seen!!!

9 Seen die von der Nette gespeist werden:
- Kleiner Breyeller See,
- Großer Breyeller See,
- Nettebruch,
- Windmühlenbruch,
- Ferkensbruch,
- Kleiner de Wittsee,
- Großer de Wittsee,
- Schrolik,
- Poelvennsee,

2 Seen von der Renne:
- Hinsbecker Bruch,
- Glabbacher Bruch

Und ein See vom Königsbach:
- Kälberweide

In allen 12 Seen kann man nicht tauchen. Man würde die Hand vor Augen nicht sehen!

Meines Erachtens sind alle 12 Seen keine ehemaligen Kiesgruben, sondern bestehen bestimmt schon einige hundert Jahre.
25.11.2014 16:13
Als Beispiel fällt mir der spontan der Hariksee in Schwalmtal ein. Dort gehen wir immer gerne sonntags spazieren.
Laut Wikipedia, soll der See 8.000 – 12.000 Jahre alt sein.
Tauchen kann man hier nicht.
25.11.2014 19:04
@hol_79
...habe ich auch immer gedacht, doch bei einem Kurs zur Gewässeruntersuchung hat der Fachmann genau eine solche Frage (welche natürliche Seen wir kennen) gestellt. Für einen großen Teil der Seen trifft der Begriff "natürlicher See" nicht zu.
Z.B. Kleiner Breyeller See http://www.seen.de/breyeller-see/
Zitat: "...in dessen Talniederung sich diese künstlich angestauten und teilweise durch Torfgewinnung vergrößerten Seen befinden."

@scuba_ron
zu Hariksee: aus Wiki: Die heutige Form erhielt der von der Schwalm durchflossene See durch die Austorfungen im 17. Jahrhundert.

Sehe hier bei beiden Seen eine Parallele, nämlich die Torfgewinnung - wie hell/dunkel, gut/schlecht, die Sichtweiten sind hängt dabei u.a. auch von dem Untergrund ab. Beide werden durch einem kleinen Fluss gespeist.

Weitere Einflussfaktoren: Eutrophierung, Sauerstoffgehalt, Temperatur,... Verschlammung, Lage/Windeintrag/Wasserbewegung,...
25.11.2014 19:32
... und das Alter.
26.11.2014 08:40
Wow… das ist interessant! Das mit der Torfgewinnung wusste ich noch gar nicht.

Also sind die Seen, die ich hier am Niederrhein für „natürliche“ Seen gehalten habe, alles ehemalige Torfseen?

Warum hat sich denn so ein Torfsee nach all den Jahren immer noch nicht aufgeklart und ist fürs Tauchen ungeeignet?

Besteht denn der Seeboden heute immer noch aus Torf und färbt der Torf das Wasser wirklich schwarz, so dass man hier nichts sehen kann?
26.11.2014 10:34
@scuba_ron
Alle? keine Ahnung ob das für jeden See dort zutrifft.
Am Ende eines jeden Tümpels steht das Moor,
danach gibt´s Torf. (Schulwissen )

Details kann dir ein Biologe sicherlich sehr viel besser erklären.
26.11.2014 11:29
Hatte gehofft, dass sich hier ein Biologo rum treiben würde...
26.11.2014 11:30
@scuba_ron u. a.
Es gibt auch Seen aus der letzten Eiszeit, die durchaus (von der Sicht her) betauchbar sind und wo auch Tauchbetrieb stattfindet. Dies gilt z. B. für einige Seen der Mecklenburger Seenplatte (Seen im Umfeld des Müritzsees). Das Alter ist offensichtlich nicht so bedeutsam.
Seen, die von einem Fluss durchströmt werden, sind generell erst mal sichtmäßig benachteiligt, aber dies trifft für die allermeisten Naturseen zu (nebenbei auch für Talsperren), und dennoch kann die Sicht da durchaus brauchbar bis gut sein. In der Tat muss man sich fragen warum es dann Seen gibt, die eigentlich durchgehend schlechte Sicht haben und warum das für andere nicht zutrifft.
Torf dürfte wohl generell ein Negativfaktor sein, dennoch gibt es Ausnahmen. Der Rursee in der Eifel z. B. wird vom Torf zwar oliv gefärbt, aber ansonsten ist er rel. klar.
Es dürfte interessant sein, von einem Fachmann zu erfahren, warum so viele Seen dauertrüb sind. Leider kann das aber an den Fakten nichts ändern.
Gruß
ddiver
26.11.2014 12:19
Tippe mal auf einen Zusammenhang von Tiefe, Wasserbewegung/Lage, Sauerstoffgehalt, biologische Aktivität. Sediment- und Nährstoffeintrag durch Flüsse kann ein zusätzlicher Grund sein.

Denke, das ist Pauschal schwierig zu beurteilen.
Mir sind zwei Seen in direkter Nachbarschaft zueinander bekannt, der ein, je nach Jahreszeit, mit guter Sicht, der andere häufiger mit schlechte Sicht. Ist der eine Klar, ist es der andere meist nicht - schon komisch. Eher selten das beide gleichzeitig gute Sichtweiten aufweisen. Der eine See ist trichterförmig und ca. 25m tief, der andere See zwar flächenmäßig etwas größer dafür eher flacher und mit sehr vielen Karpfen besetzt.
Tendenziell würde ich hier auf die Karpfen als Grund für die schlechte Sicht setzten, muss aber nicht so sein.
hol_78Divemaster
26.11.2014 12:54
Schaut mal… hier habe ich was gefunden:

http://onlinelibrary.wiley.com/doi/10.1002/9783527678488.hbal2012002/pdf

Auf Seite 5:
Für das Gebiet Niederrhein in Nordrhein-Westfalen sind 21 Stillgewässer als Wasserkörper mit einer Fläche zwischen 0,5 und 1,2 km2 ausgewiesen. Von den 21 Wasserkörpern der Kategorie „Seen“ sind nur zwei natürlichen Ursprungs.

Wäre mal interessant zu wissen, welche 2 Seen das sind!
26.11.2014 13:19
Ja, prima link. Werde ich mir mal sichern. Danke.
Die Site http://onlinelibrary.wiley.com/ kenne ich sogar, etwas mühsam sich da durch zuschlagen.

"Wäre mal interessant zu wissen, welche 2 Seen das sind!"
-> Ja, wäre interessant. Ein Quiz?
MiLieAOWD
27.11.2014 19:15
Die Antwort ist relativ einfach.
Baggerseen etc. sind wie du selbst schreibst Rückstände von z.B. Sand oder Kiesgruben, aber auch Steinbrüche. Alle diese haben eigentlich nur eben das als Untergrund. Zudem sind sie meisten gegenüber der Oberfläche gesehen sehr tief.
Das bedeutet, das Wasser ist durchschnittlich kälter und es sind relativ wenig Nährstoffe im Grund. Teilweise sogar Salze oder Erze oder Kalk. Das Ganze bedeutet weniger Algen = bessere Sicht. Ausschlaggebend sind auch Zu- bzw. Abflüsse. Ist der Wasseraustausch sehr hoch, kann das auch weniger Algen bedeuten, da die Zuflüsse in der Regel kälter sind und Algen reichlich abgeflossen werden. Das erkennt man auch daran, das solche Steinbrüche gegenüber natürlichen Seen meist schlechter bewachsen sind.
Es gibt aber auch künstliche Seen , etwa alte Kohlegruben (z.B. Kulkwitzer See bei Leipzig), diese sind von der Fläche sehr groß, dadurch wärmer. Dort bilden sich auch gut Algen.
Entscheidente Fakturen sind Licht, Temperatur und vor allem die Härte, weil diese entscheidend den CO2-Gehalt beeinflusst. Auch entscheidend ist der Uferbewuchs und die Uferlänge gegenüber der Seegröße. Uferbewuchs z.B. entzieht reichlich Nitrat und das benötigen aber die Algen. Daher haben Flüsse oder Bäche mit viel Ufer eher weniger Algen. Wasserpflanzen benötigen weniger Nitrat. Ausschlaggebend ist auch der Fischbestand. Fische geben neben Ammonium (was durch Bakterien zu Nitrit und dann zu Nitrat wird) auch Phosphate ab. Das ist ein Schmaus für die Algen, zudem geben sie CO2 ab. Viel Fisch = viel Algen.
27.11.2014 19:16
Sehr interessantes Thema.

Das mit den `zwei Seen` halte ich aber für unwahrscheinlich, denn das Landesamt definiert schon drei verscheidene Typen von natürlichen Seen (in NRW):
http://www.lanuv.nrw.de/wasser/uebersee.htm

Ich bin mal auf dem Weg auf den Erdfallsee gestossen: https://www.google.com/maps/place/Erdfallsee,+48496+Hopsten,+Germany/@52.3482786,7.6272798,16z/data=!4m2!3m1!1s0x47b9d117ee7cec89:0x4db3852a9d3dc662

Gemeinsam scheinen Erdfallseen schon mal zu haben, das die viel Sediment enthalten und ne Taucherlaubnis sieht eher schwierig aus.
Dürfte aber, auch bei einem Alter von nur hundert Jahren, einer der Seen aus der obrigen Statistik sein.

Altgewässer sind dann die Rheinarme und andere Flussarme, die irgendwann bei Begradigungen zurückblieben.
Die, die ich kenne, zeichnen sich durch dichten Bewuchs und Tiefen von weniger als 3 Meter aus (der Rhein, als grösster Fluss, hat ja nur 3,5 Meter Fahrrinne).
Alles Privatbesitz von Anglern mit Häusschen.
Kennt jemand einen, wo es wenigsens mal möglich wäre die Betauchbarkeit überhaupt zu testen?

Bleiben Heideweiher...
Braucht man glaube ich nicht drüber reden, das der Name ein Synonym für `Naturschutzgebiet` ist.
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Gute Sicht ist ja gerade ein theoretischer Vorteil der Baggerseen.
Kiesiger Grund, schwerer Sand, Grundwasserspeisung.
Aber Grundwasser ist halt auch nicht mehr das was es mal war
28.11.2014 08:05
Großes heiliges Meer ist ein natürliches Gewässer, allerdings liegt dieser nicht am Niederrhein.
Tippen würde ich auf einen Altarm des Rheins.
28.11.2014 08:12
Damit liegen alle drei Naturseen auch im selben Naturschutzgebiet
Als hätte man nach den dreien die Gewässer-Typen definiert.
28.11.2014 12:15
"Kennt jemand einen..."
-> Taucher sollten ihre Nase nicht in jedes Gewässer halten.
28.11.2014 12:22
-> Taucher sollten ihre Nase nicht in jedes Gewässer halten.

Wer sagt das?
28.11.2014 13:10
Zu Baggerseen und Grundwasser sei noch folgendes gesagt.
Baggerseen in Rheinnähe (und davon gibt es viele) nehmen den Wasserstand des Rheins (verzögert) an. Das Grundwasser fließt also je nach Rheinpegel in beiden Richtungen, und das bestimmt ganz wesentlich die Sichtweite.
Gruß
ddiver
28.11.2014 13:13
"Wer sagt das?"
Ich, was dagegen?
28.11.2014 13:34
Ja
Zumindest sage ich das Gegenteil
Antwort