Actioncams und filmende Fotoapparate und Handys, gepaart mit fehlender Bereitschaft zur anspruchsvollen Nachbearbeitung haben in den letzten Jahren zu einem drastischen Verfall der "Videokultur" geführt und die Hersteller von Camcordern haben den Markt leichtfertig aufgegeben ... und das haben natürlich auch die Gehäusehersteller zu spüren bekommen. Aber da ja nach wie vor ein Anschluss für Kabelfernbedienungen vorhanden ist, wird es auch möglich sein, die Cam im Gehäuse fernzusteuern - Hersteller wie Damm oder BS Kinetics sollten also über kurz oder lang auch mit passenden Gehäusen aufwarten können. Und das das Marktsegment "Camcorder" ja noch nicht vollständig tot ist, beweist die Tatsache, dass Sony sein Topmodell sowohl mit, also auch ohne Projektor anbietet - man sieht dort also offenbar ein gewisses Potential.
Da auch der Bereich der filmenden Fotoapparate technisch ein wenig stagniert, es dort immer noch nicht keine wirklich brauchbare Bildstabilisierung und vergleichbare Autofokuseigenschaften wie bei klassischen Camcordern gibt, kann man zusehen, wie der Hype abnimmt - die breite Masse ist eben nicht bereit, minutenlang an der Büchse rumzuschrauben um 15 - 20 Sekunden Video zu machen. Ich weiss nicht, wer auf der Boot darauf geachtet hat, aber wenn dort noch vor 2 - 3 Jahren gut 90% der "Reporter" mit aufgeriggten DSLRs rumgerannt sind, dann sieht man aktuell vielleicht nur noch die Häfte von ihnen mit `ner Knipse (und die oft auch auf einem Stativ) ... Tendenz wahrscheinlich noch mehr abnehmend (meine Prognose). Auch in den einschlägigen Videoforen kann man inzwischen lesen, dass einige wieder zurück wechseln ... ich würde also die klassischen Camcorder noch nicht abschreiben.
Warum?
Gerade beim Unterwassereinsatz ist das Argument "Wechselobjektiv" nicht wirklich schlagend - man hat sowieso immer das falsche Glas drauf und wechseln unter Wasser ist bekanntlich (noch?) nicht möglich. Warum also nicht lieber ein ordentliches Zoomobjektiv (ja, ich weiss
) und einen Klappfilter und / oder eine Makrolinse?
Unter Wasser vernachlässigbar, aber grundsätzlich schon zu beachten, sind auch Dinge wie das 30 Minuten Videolimit, die schlechtere Toneinheit, die ungewohnte Ergonomie und die grössere Hitzeentwicklung bei DSLR / DSLM Kameras.
Auch die (an Land oft förderlichen) Eigenschaften der größeren Sensoren braucht man im Wasser nicht wirklich - die geringere Schärfeebene wird oft durch schliessen der Blende zunichte gemacht (ist ja auch notwendig wenn man nur bedingt manuell fokussieren und das Ergebnis auch nicht vernünftig kontrollieren kann) und die höhere Lichtempfindlichkeit fällt bei immer besser werdenden UW-Lampen nicht mehr wirklich ins Gewicht. Was bleibt, sind der bei einigen Modellen höhere Dynamikumfang und die bessere Abtastung und manchmal auch höhere Datenraten - für die intensive Bearbeitung im Kino sicher wichtig, für den heimischen TV in der Regel uninteressant.
Keine Frage, sie haben (genau wie Actioncams) ihre Berechtigung - und wer professionell arbeiten muss, der wird es sich auch leisten können, für jeden Shot die passende Kamera dabei zu haben. Für mich persönlich sind filmende Fotoapparate nach wie vor mit zu vielen Kompromissen behaftet und daher nicht in der Lage, (m)einen Camcorder vollständig zu ersetzen.
Und mal ehrlich: 99,99% der User hier (einschliesslich mir) sind Amateure, also Leute, die das zum Spass machen, deren Hobby das ist und die damit kein Geld verdienen ... und die wollen gute Ergebnisse ohne viel Aufwand und das nach Möglichkeit in allen erdenklichen Situationen. Die haben sehr oft weder das Geld und auch nicht die Lust, Zeug im Wert eines Kleinwagens und (Foto)Gepäck vom Volumen eines kompletten Tauchtrolleys mit in den Urlaub oder an den Baggersee zu nehmen. Also hört doch bitte auf, diesen Leuten ständig eine GH4, eine BM oder eine DSLR zu empfehlen.