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Verletzung durch Dornenkrone

Was ist die beste Behandlung nach einem
Dornenkronenstich in der Hand?
Während einer "Aufräumaktion" bekam ich 2 Stiche in die Hand. Schwellung und Juckreiz.
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29.12.2002 03:30
*sofort* zum Arzt!
http://members.vienna.at/nemetz/Notfall.htm sagt:

2:Seeigel Tropischer, Dornenkrone (Seestern):
# Viol. Gift bei Einstich, Rötung, Lähmung, Kreislauf
* Aufweichen, Hämmern, Zugsalbe, Kreislaufstützung

nicht, dass ich mich mit Dornenkronen wirklich auskenn. Aber wenn die mit Seeigeln in einen Topf geworfen werden... Und mal draufschauen lassen schadet nicht. Vielleich kriegst du was gegen die Schwellung und was gegen das Proteingift. Gute Besserung.
Peter B.SSI DIVECON
29.12.2002 06:39
Hi,

es heißt immer, daß man nach derartigen Stichen die Hand etc. in heißes Wasser tauchen soll. Da es sich bei den meisten Giften um Proteine (Eiweiß) handelt soll die Hitze ein "gerinnen" des Eiweißes und damit eine Inaktivierung des Giftes zur folge haben. Bin mir da aber nicht so einig, ob das wirklich hilft.

Was die Schwellung angeht ist schließlich sicherlich kühlen mit nem Eispack nicht verkehrt.
Bei Jucken z.B. Fenestil-Gel (im Kühlschrank aufbewahren, da das kalte Gel zusätzlich linderung bringt.
Bei Rötung muß man aufpassen! Es kann sich lediglich um eine Entzündung handeln (macht jede(!) Wunde) und ist nicht so schlimm. Aber kann auch mal eine Infektion mit irgendeinem fiesen Keim bedeuten. Dann wären Antibiotika angesagt. Auch Reste eines Stachels in der Wunde machen sich nicht wirklich gut und müßten dann ggf. durch einen kleinen Schnitt entfernt werden.

Das mit den Giften kann aber durchaus mal ganz dumm laufen und schwere Kreislaufreaktionen zur folge haben. Daher ist es wirklich anzuraten nach einem Stich so bald wie möglich mit einem Arzt Kontakt aufzunehmen.

cu
Peter B.
29.12.2002 07:35
Bei Crown of Thorn Seastar, genau wie bei allen anderen Verletzungen mit Meereslebewesen, die proteinbasierte Gifte haben, die betroffene stelle so schnell wie moeglich in heisses wasser (ca. 43 - 52 grad celsius) eintauchen. wenn das nicht moeglich ist, dann heisse lappen oder nen foen benutzen, aber nicht verbrennen/ verbruehen. je mehr zeit verstrichen ist, desto weniger wird das was nuetzen. danach am besten mal einen arzt nachsehen lassen, denn infektionen koennen schnell auftreten und lassen sich am allerbesten im anfangsstadium behandeln. falls kein arzt/ krankenschwester vor ist, am besten antibiotische salbe (z.b. bactroban) mehrmals taeglich auftragen oder penicillin einnehmen. kommt eben immer drauf an wo man sich aufhaelt. kann sich aber wohl kaum um deutschland handeln...
29.12.2002 19:07
@ Mario

sorry für die nachfolgende Frage, aber wo ist Dir das ganze passiert? Beim aufräumen zuhause??? Hast Du da lebende Exemplare?

Ciao martin
30.12.2002 02:32
Natürlich nicht zu hause, sondern im chinesischen Meer, wo sich die Dornenkrone auch langsam zu einer Plage ausweitet und alles an Korallen frist was zu haben ist. Das eigentliche Problem sind ja eigentlich wir Menschen, die den Freßfeind dieses Seesternes fast ausgerottet hat. So bleibt fast nur noch das absammeln....
30.12.2002 10:30
@ mario

danke!!! Was hast Du inzwischen unternommen???
30.12.2002 14:49
Da ich keine Erfahrung hatte, habe erst mal nichts getan. Ich hätte tatsächlich die Hand unter heißes Wasser halten sollen, da die meisten Meeresbewohner mehr oder weniger konzentrierte Proteine absondern, die bei Temp. über 45° anfangen abzusterben.---> fürs nächste mal!
Bin in Kuala Lumpur zu 2 Ärtzen gagangen und habe Tabletten und Salbe bekommen. Die die ich haben wollte gibt es nicht. Systral hatten wir noch eine Tube, aber Travegil hätte ich gebraucht.
Dank des Internets habe ich viele Informationen dazu erhalten. Die Ärtze hier haben weniger damit zu tun, da fast alle Einwohner Wasser scheuen.
Gut für die Meeresbewohner!!
Langsam verlagert sich die Schwellung in den Arm hinein. 7 Tage soll es aber dauern, wenn man die Hitzebehandlung versäumt und kein Antibiotika verwendet.
30.12.2002 14:59
Vielen Dank auch noch einmal an Peter, Erich und Jessica für die Anteilnahme und Informationen.
Den meisten Ärtzen erzählt man wahrscheinlich eine reißende Geschichte und dann fällt ihnen noch juckreizstillende Salbe ein. Gefragt haben mich beide, wie mich der Seestern gebissen hat!!!?
Da hätte ich noch eine wilde Geschichte hinzufügen sollen.
30.12.2002 15:13
oh mann... hihi.. der Monsterseestern vom chinesischen Meer... Wenn das nicht ne neuauflage des weissen Hai`s wird
Manchmal muss man sich schon ueber die Leute da wundern... Selbst wenn die Einheimischen nicht ins Wasser gehen, muessen die doch trotzedem was zu den giften wissen... tsss
04.01.2003 21:16
@Jessica
Du brauchst dich nicht zu wundern, über die Gifte der Meerestiere wissen die Einheimischen und auch die weltweite Wissenschaft teilweise recht wenig. Auch gibt es für viele Arten, keine Arten- bzw. Gattungsspezifischen-Seren wie bei den landlebenden Giftschlangen. Deshalb sollte man bei den bekannt stark giftigen Meereslebewesen besonders vorsichtig sein.
Von der Anwendung von heißem Wasser, rät Bartmann und Muth im Notfallmanager Tauchunfall, erschienen im ecomed Verlag, dringend ab. Dies sei ohne ausreichende Wirkung. Stattdessen aber gibt es noch zusätzliche Gewebsschädigung durch Verbrühen.
Eine weitere interessante Literatur zu diesem Thema ist das "Notfall-Handbuch Gifttiere" von Junghanss, Bodo. Thieme 1996.
06.01.2003 11:49
Hallo,

schaut mal unter http://www.toxinfo.org/frameset.php?inhalt=menu.php?class=2&hauptframe=/tier/index.html
dann auf Meerestiere/Dornenkronenseestern
Dort wird die Heisswassermethode für diesen Fall übrigens nicht empfohlen.

Gruß
Olaf
Bio-UliDipl.Biologe, TL****
16.03.2004 12:16
Hallo zusammen!

Bin eben (März 2004) zufällig auf den alten Thread gestossen.

BITTE keinesfalls eine Heißwassermethode / heisse Kompressen o.ä. Therapien bei Gifttierverletzungen anwenden, die nicht lebensbedrohlich sind. Diese Methode führt, wenn sie `richtig` angewendet wird, d.h. über wenigstens 45 Minuten und bei Temperaturen von 50 - 60 Grad, garantiert zu Verbrennungen.
Im Meer sind ALLEIN Stiche durch Steinfische, wenn überhaupt, durch heisse Kompressen therapierwürdig, und wegen der geringen tiefenwirkung der `HWM` nur bei geringer Gewebemasse wie einer Fingerverletzung sinnvoll. Wichtig: Unter allen Giftfischen ist ALLEIN das Steinfischgift so mächtig, dass es zu lebensbedrohenden Folgen führt (Blutdruckabfall, atrioventrikulärer Block, Herzflimmern). Alle anderen Giftfischstiche tun zwar verdammt weh (können zu lebensbedrohlichem Schock führen), rechtfertigen aber nicht die `HWM` mit ihren Verbrüh-Folgen.

Bei den wirbellosen Gifttieren wie der Dornenkrone (das gift wirkt muskelschädigend!) ist die Heißwassermethode demnach
a. völlig überflüssig
b. kontraindiziert (Verbrennung).

Auch sind potentiell tödliche Gifte unter den wirbellosen Meerestieren wie das von bestimmten Conusschnecken gar nicht thermolabil! Die HWM ist also auch hier eine höchst zweifelhaft Therapie!

vg,

uli

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(Hier gibts auch Info über Velertzungen durch Meerestiere / Therapie zum Download!)
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