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Warten auf den großen Knall - Eure Meinung

Uns interessiert eure Meinung zum Thema -Total-.

In unserer Pressemeldung haben wir die wichtigsten aktuellen Ereignisse der drohenden Erdgas-Katastrophe in der Nordsee zusammengefasst: http://www.diveinside.de/aktuell_Warten_auf_den_grossen_Knall__4710.html

Eure Meinung - Infos - Kommentare?
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Mr.Dive+ 600 TG
29.03.2012 20:05
Da auch nach Infos und Kommentaren gefragt wurde, es gibt eine gute Seite mit aktuellen Infos, dazu musst Du nur => http://www.greenpeace.de/themen/oel/nachrichten/artikel/gasleck_austritt_von_methangas_in_die_nordsee/

Und wenn Du dagegen bist, dass der Ölkonzern Shell plant Öl-Probebohrungen in den besonders sensiblen arktischen Gewässern durchzuführen, dann findest Du => http://www.greenpeace.de/themen/oel/ neben Informationen auch einen Link um an einer Unterschriftenaktion dagegen teilzunehmen.

29.03.2012 21:03
Es gibt aber noch andere, noch schlimmere Nachrichten, und zwar hier => http://www.wwf.de/2012/maerz/gas-leck-in-der-nordsee-wwf-befuerchtet-todeszonen/ sowie in der Linkliste unten bei "weiterführende Informationen".

Ich finde es sehr schlimm, dass wir offenbar aus derartigen und ähnlichen Katastophen nicht viel lernen. Das wir nicht in der Lage sind entsprechende Sicherheitsvorkehrungen zu treffen und das wir in Bereichen arbeiten, in denen wir im Notfall nicht mehr eingreifen können - oder, falls doch, nur sehr unbefriedigend.
Umweltschutz wird immer mehr Selbstverteidigung, hier vielleicht noch nicht, aber wenn wir uns die globalen Klimaänderungen und Gesamtumwelt-Änderungen ansehen, so wird es höchste Zeit vorsichtiger zu sein und anders zu handeln.

Wie kann es sein, dass die beim Tauchen übliche Redundanz, die wie selbstverständlich eingefordert wird, in einer Offshore-Industrie so nicht praktiziert wird? Und warum gibt es solche Diskussionen, die gerne parallel zur Katastrophe geführt werden, wenn es dann anschließend keine Verbesserung oder Änderung der Situation bzw. zukünftiger Projekte gibt?

Der maritime Lebensraum wird offenbar als lukrativer Wirtschaftsraum, aber nicht als ökologischer, absolut notwendiger und schützenswerter Lebensraum angesehen.
Und das finde ich sehr, sehr traurig.
ramklovApnoeTL, TL**
30.03.2012 00:12
@ Armin,

in Deinem Link lese ich: "Methangas ist ein Killer für die Ozonschicht. Das Gas soll 22 Mal schädlicher sein für die Ozonschicht, als CO2." Hoppla, stimmt das? Methan kenne ich als Klimagas, welches den Treibhauseffekt anheizt. Als Ozonkiller fallen mir Halogenverbindungen ein, wie FCKWs http://www.uni-heidelberg.de/presse/ruca/ruca2_2002/keppler.html

Meine Meinung zum Bericht: Gut das darüber berichtet wird, aber wenn es geht ausgewogen und nicht wie oben empfohlen alles von Greenpeace abschreiben.

gruß ramklov
30.03.2012 12:25
Ich denke, daß diese "Unfälle" absolut furchtbar sind, aber....

Wer von fährt denn momentan mit einem Elektroauto, das zu 100% mit Solarstrom betrieben wird?
Ich leider nicht, daher bin ich wohl mitschuldig an solchen Unfällen, denn bei uns regelt immer noch die Nachfrage den Markt.

Und warum soll der Mensch belehrbar sein?

Wer glaubt denn solche Märchen?

Was haben denn die Banker aus der Wirtschaftskrise gelernt?
Der Mensch ist gierig und das treibt ihn dazu absolut skrubellos zu sein in einem mehr oder weniger großem Umfang. Dummerweise kommen die skrubellostesten Mensch auch immer wieder ziemlich weit nach oben in Strukturen wie Konzernen und können dort dann immer noch skrueblloser sein.

Wie war denn die letzte Ölkatastrophe?

Da hat man 5 Euro gespart und keine Ventile eingebaut und schon flossen einige Liter Öl ins Meer.
30.03.2012 12:50
Solche Unfälle sind absolut furchtbar, aber leider ist es so, dass Technik und der Mensch versagen können.
Nur leider sind wir im Moment noch auf die Förderung von Gas und Öl angewiesen. Regenerative Energien decken unseren Bedarf nun mal noch nicht und mobil wollen und müssen wir alle sein.

Viele von uns Tauchern fahren für ein paar schöne TG gerne auch mal mehrere Hundert Kilometer und das geht ohne entsprechende Energie nun mal nicht.

Wir müssen Energie einsparen. Das ist klar und wird seit Mitte der 70er ja auch gepredigt. Aber wir tun’s nicht. Mitte der 70er in der „Ölkrise“ haben die Leute massenweise ihre VW-Käfer verschrottet, weil sie 10-12L Benzin brauchten. Ein Mittelklassewagen, und das war der Käfer zu seiner Zeit, verbraucht heute auch nicht wesentlich weniger. In den 70er und 80er gab’s Mittelklassewagen, die begnügten sich mit 5-6. Solche Fahrzeuge findet man heute nirgends mehr.

PS.: Habe gerade gelesen, dass sie undichte Stelle an der Förderplattform wohl oberhalb der Wasserlinie ist, was die Reparatur mit Sicherheit deutlich erleichtert. Mögen die Herrschaften so schnell wie möglich das Loch stopfen und dafür sorgen, dass so etwas nicht wieder passiert.
30.03.2012 13:15
Moin, mein Verstand sagt mir: Es hat auf einer Bohrplattform einen Blowout gegeben. Das ist nicht schön, das sollte nicht vorkommen, aber das Risiko besteht, da Erdöl und Erdgas meist vergesellschaftet vorkommen. Und es ist ja nicht das erste Mal in der Geschichte der Öl- und Gasförderung. Betriebsrisiko halt*.

Offensichtlich haben wir es mit einem fast reinen Gas-Blowout zu tun, Öl scheint fast nicht auszutreten. Das ist gut.

Um das austretende Methan mache ich mir keine Sorgen. Die rein biologische Methanproduktion (Verdauung, mikrobiologischer Abbau) liegt lt. Prinn(1994) für die Landmasse der Erde weltweit bei etwa 1 Mio. Tonnen pro Tag. Da sind abiotische Quellen (Vulkane, zerfallene Methanhydrate, natürliche Erdgasquellen) und marine Zerfallsprozesse noch gar nicht eingerechnet. Dagegen ist ein lausiger Gasausbruch mit ein paar hundert Tonnen pro Tag nix. Zudem wird Methan in der Atmosphäre relativ schnell radikalisch abgebaut. Der Abbau wird durch eine hohe OH- Konzentration in der Luft, wie sie im Frühjahr/Sommer in hohen nördlichen Breiten typisch ist, gefördert. Wir haben also zeitlich wie örtlich Glück gehabt.

Das H2S ist auf Grund seiner guten Wasserlöslichkeit eher ein Problem, besonders wenn größere Mengen davon UW ausströmen. Das passiert aber z.B. am Mittelatlantischen Rücken ständig. Wenn ich die Nachrichten richtig verfolgt habe erfolgt der Gasausbruch am Sondenkopf, also Überwasser. Das mindert die Gefahr für die Unterwasserwelt. H2S ist allerdings auch ein biogenes Gas, demzufolge von spezialisierten Bakterien gut abbaubar- es kann für einige Zeit alles auf O2- Stoffwechsel basierendes Leben in einem gewissen Meeresgebiet abtöten, verursacht aber keine Dauerkontamination. Der radikalische Abbau an Luft ist ähnlich dem Methan, nur schneller.

Sollte sich das Methan an der Fackel entzünden, erwarte ich eine Verpuffung, gefolgt von einer Feuersäule. Da die Zündung in diesem Falle von oben nach unten erfolgt denke ich nicht, das es eine echte Explosion geben wird- die Wirkung wird vermutlich eher der einer Aerosolbombe gleichen. Das ist verheerend genug und auch Grund genug, alle Leute aus dem Umkreis abzuziehen. Total hat IMHO richtig gehandelt, dass es die Unfallstelle evakuiert hat und keine Maßnahmen zur Ausbruchseindämmung unternimmt, die die unmittelbare Anwesenheit von Menschen an der Ausbruchsstelle erfordert- technische Gerät ist ersetzbar, Menschenleben nicht. (Das auch allen ins Stammbuch, die „wegen der Umwelt“ eine sofortige Eindämmung „fordern“- wie viele Leichen wären denn im Fall der Fälle genehm?)
Summa summarum wird, wenn nicht noch größere Mengen Öl ausgeblasen werden, der Blowout die Umwelt wie ein kleiner unterseeischer Vulkanausbruch belasten. Wie so etwas aussieht, kann man im Moment gut vor La Gomera studieren.

Übrigens:
1. Methan hat einen marginalen Einfluss auf das Ozonloch (durch die Spaltung des O3 bei der photolytischen Oxydation), der ist aber vernachlässigbar (CO2 hat praktisch keinen, deshalb ist es leicht, für das bisschen CH4 einen Horrorfaktor gegen CO2 anzugeben- ausserdem hätte ich mal gern eine belastbare Quelle für das „22 Mal schädlicher“- Greenpeace- Flyer zählen aber nicht !)
2. GAU heisst „Größter Anzunehmender Unfall“ und ist z.B. in der Kerntechnik eine wohl definierte Größe. Mir wäre neu, dass es in der Öl- und Gastechnik eine Definition für einen GAU gibt. Anständige Journalisten verwenden GAU nur in seiner wirklichen Bedeutung- GAU als Buzzword ist was für –naja, vier große Buchstaben….

Ich habe fertig.

Frohe Ostern,

Hartmut

*Man kann natürlich auf Öl- und Gasförderung verzichten. Auf Kohle und Uran auch. Überhaupt auf so ziemlich alles.
Wenn man will.
Ich nicht.
30.03.2012 13:40
@klarwassertaucher
ich gehe davon aus, das Dich dann mein WWF-Link auch nicht interessiert, wenn Du schon so über Greenpeace schreibst. Was ist denn dann mit BBC => "It seems unusual that it is not bubbling through the sea and that is going to add further complications of hydrogen sulfide going into the water - certainly causing widespread poisoning in the vicinity of the rig."?
Quelle => http://www.bbc.co.uk/news/uk-scotland-north-east-orkney-shetland-17505448
ag2908PADI Staff Instr.
30.03.2012 14:49
Ich denke dass es auch durchaus eine Chance gibt einige Dinge zu beeinflussen. Es ist wichtig dass sie Menschen wieder auf die Strasse gehen und sich der Politik in den Weg stellen. Dass die funktioniert beweisst der schon lange überfällige Atomausstieg und auch mit der Gegenwehr zu Stuttgart 21 wurde ein Zeichen gesetzt. Auch wenn die Schlacht verloren wurde,so ist dort vielen Menschen klar geworden, dass man sich gegen die Staatsgewalt auch wehren kann und ich bin stolz darauf dabei gewesen zu sein und das auch insbesondere an den "heissen Tagen".
Ich bin zuversichtlich, dass die Menschen in Deutschland wieder lernen sich zu wehren und sich von der Politik und der Polizei nicht mehr länger klein halten lassen. Dann werden Grosskonzerne in Sachen Sicherheit und Umweltverschmutzung auch mehr investieren müssen. Es sollte jedem Einzelnen auch wert sein für dies ein paar Euro mehr für Strom etc. zu bezahlen.

Gruss Fred
30.03.2012 18:05
@Nacktschneckenfetischist: True, dem WWF glaube ich in solchen Fragen auch nur so weit wie ein Pinguin fliegen kann.
Das ist berufsbedingt.

Der BBC- link (BBC ist auch nicht mehr, was es mal war) enthält einige Aussagen des Ozeanographens Dr Simon Boxall, die mich an seiner oder an der Expertise der Reporter zweifeln lassen.

"That gas has a high proportion of hydrogen sulfide and carbon dioxide and that makes it very flammable and quite poisonous."

Was das Gas brennbar macht ist hauptsächlich das Methan, nur in geringem Maße das H2S und ganz sicher nicht das CO2. Sauergase haben normalerweise H2S- Gehalte unter 10%, gegenüber dem CH4 ist die Brennbarkeit vernachlässigbar. Ein Sauergas, das nur auf Grund seibes H2S- Gehaltes brennt, wäre eine ziemliche geologische Kuriosität.

"On the one hand the Total spokesman said there was no gas bubbling through the sea and yet the observer talked about the sea boiling.
It seems unusual that it is not bubbling through the sea and that is going to add further complications of hydrogen sulfide going into the water - certainly causing widespread poisoning in the vicinity of the rig."

Hier gibt es offensichtlich Widersprüche in der Darstellung. Da ich nicht vor Ort bin kann ich dem Einen oder dem Anderen glauben- oder weitere Meldungen abwarten. Ich tue letzteres.
Strömt das Gas tatsächlich durch das Wasser, ist mit Sicherheit mit einer H2S- Kontamination zu rechnen. Das ist, wie schon geschrieben, zwar unmittelbar tödlich für Sauerstoffatmer, aber lokal und zeitlich begrenzt und tritt so auch bei jedem Unterwasser-Vulkanausbruch auf.

BTW: Es steht jedem frei, den "Großkonzernen" die kalte Schulter zu zeigen, seine Flaschen auf dem Fahrrad zum Tauchsee zu fahren (Kein Öl!), nach dem TG kalt zu duschen (Kein Gas!) und seine Flaschen nur bei Sonnenschein und Wind (kein "Atomstrom"!) füllen zu lassen. Wer das aber nicht möchte und auch keine funktionierende (!!!) Idee hat, wo man die benötigten Treibstoffe und die benötigte Energie sonst herbekommt- der sollte sich vielleicht überlegen, ob er nicht doch das Nuhr- Prinzip anwenden sollte....

Hartmut
30.03.2012 19:25
Klarwassertaucher,... Ich mach mir auch so meine Gedanken zum WWF. Der hat ja jetzt den Hafen Darsser Ort "unter Kontrolle....Mal abwarten, wann dort die ersten Bohr- und Erkundungstrupps anrollen.
31.03.2012 16:54
Vielen Dank, Klarwassertaucher! Was Du schreibst, das deckt sich äußerst wohltuend mit dem Rest von dem, was aus ein paar Schuljahren Chemieunterricht noch so hängen geblieben war. Zugegebenermaßen ist das sicher nicht mehr viel. Nur dass Methan sich in etwa so sehr für Ozon "interessiert" wie Klaus Wowereit für Frauen, ist noch noch dabei.

Ein Treibhausgas mag es sein. Wer also glaubt, die Atmosphäre unseres Planeten mit ihren unterschiedlichen Schichtungen verhalte sich keineswegs komplexer als ein 3 Meter hohes holländisches Gurkengewächshaus, der genieße sein Leben nitte so gut es ihm in Erwartung der nahenden (Nordsee-) Apokalypse noch möglich ist.

Ablass für unsere Kollektiv-Sünden gibt es an der nächten Tanke zum Preis von 1,66^9 pro Liter Super E10.

Beispielsweise mein Vorpsoter ag2908 hat in diesem Zusammenhang bereits angemerkt, dass er derartige Mehrkosten gerne zu tragen bereit ist. Die paternalistische Art und Weise (Zitat: "Es sollte jedem Einzelnen...wer sein...mehr zu bezahlen", mit der er diese Sichtweise auch von Leiharbeitern, Beschäftigten im Wachdienst oder den Schleckerfrauen einfordert, ist - mit Verlaub - schlicht ekelhaft.

Selbstverständlich freue ich mich für jeden, der seine einkommensspezifischen Rechtsverhältnisse ebenfalls so ausgestaltet hat, dass auch er oder sie von der jüngsten 1-Billionen-Euro-Druck-Orgie ein Stückchen abbekommt. Möglicht groß genug, um die mit einer derartigen Infaltion verbundene Teuerung in den nächsten Jahre zu überstehen. Erst recht, wenn ihm oder ihr dies so gut gelingt, dass neben der Befriedigung elementarster Grundbedürfnisse wie Nahrung und einem (auch im Winter noch beheitzem) Dach über dem Kopf, selbst die weitere Ausübung unses gemeinsames Luxushobbys noch möglich bleibt.

Ist Euch eigentlich auch schon mal aufgefallen, dass die ägyptischen Kompressor-Boys, Keller usw. ein in US-Dollar ausbezahltes Bakschisch mit einem Lächeln im Gesicht eintreichen, das man bei der Übergabe von Euro-Münzen vergeblich sucht? ist inzwischen sogar verpönter als wäre man denen in den 90ern mit D-Mark gekommen.

Quizzfrage: Woran liegt´s?

Antwort:

„Es gibt keinen Weg, den finalen Kollaps eines Booms durch Kreditexpansion zu vermeiden. Die Frage ist nur, ob die Krise früher, durch freiwillige Aufgabe der Kreditexpansion, oder später zusammen mit einer finalen und totalen Katastrophe des Währungssystems kommen soll.“

Ludwig von Mieses (1929)

Gemessen an diesem anderweitigen "Knall", der da noch auf uns zukommen dürfte, wird man eine mittelschwere Methangas-Verpuffung - respektive die alternativ zu dieser möglicherweise eintretende Verendung von ein paar Millionen Nordseefische durch Schwefelwasserstoffvergiftung - als vergleichsweise harmloses Ereignis einstufen müssen, dessen Folgen sich nach spätestens 10 bis 15 Jahren ohne jegliches menschliches Zutun erledigt haben werden.

Aus dieser anderen Angelegenheit werden wir ohne harte Arbeit und den verzicht auf den ein oder anderen (Tauch-) Urlaub wahrscheilich nicht herauskommen.

In diesem Sinne Euch allen ein schönes WE!

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