Wrackexpedition im Roten Meer

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08.12.2014 17:24
Kategorie: News

Jagd auf die TS Shillong

TS Shillong - © Archiv Taucher.Net
Das Objekt der Begierde: Frachter TS Shillong

Am Sonntag, 7.Dezember morgens gab Expeditionsleiter Rene Heese den Startschuss zur zweiten Suche nach dem 1957 gesunkenen englischen Frachter TS Shillong. Zusätzlich zu den Wracktauchern mit an Bord – ein Team des ZDF um die Expedition für eine Spezialsendung des Zweiten Deutschen Fernsehens festzuhalten.

Bereits im Spätsommer des Jahres fand die erste Expedition statt. Der Wettergott allerdings war nicht gnädig und aufgrund starker Winde und teils extremer Welle musste die Expedition aufgegeben werden (siehe auch DiveInside Bericht: Wrackexpedition im Roten Meer). Für den zweiten Versuch charterte Rene Heese die MY Blue Pearl, mit 36 Meter Schiffslänge, beinahe doppelt so groß in ihren Abmessungen wie das erste Expeditionsschiff, um einer möglichen bewegten See Herr zu werden.

An der Blue Pearl, dem Hauptschiff für die Expedition wurde ein spezieller Fishfinder montiert, zwei weitere befinden sich an den Beibooten. Die zwei Zodiaks werden mit je 40m Seitenabstand links und rechts folgen; die Suchmuster werden also in einer klassischen Dreiecksformation gefahren. So wird das Suchgebiet seit Sonntag durchforstet.

Bohrinseln im Golf von Suez
Direkt im Suchgebiet: Bohrinseln und deren Versorger

Der Wettergott ist auch diesmal nicht wirklich gnädig, relativ starker Wind und eine sehr hohe Welle erschweren vor allem den Zodiaks die Suchmusterfahrt und verlangen den Teams alles ab. Wie auch bereits bei der Expedition im Spätsommer ist das Suchgebiet durchaus problematisch: Sorgen bereiten die vielen Bohrinseln in unmittelbarer Nähe. Durch die Kreuzmusterfahrten, mit den beiden Zodiaks im Anhang, könnten die Mannschaften der Bohrinseln auf die Idee kommen dass hier Aktivisten z.B. von Greenpeace unterwegs sind und etwas gegen die Bohranlagen vorbereiten. Sollten die Besatzungen die Küstenwache oder das Militär verständigen, wäre das Abenteuer wohl schnell beendet...

"Ausschlag" am Fischfinder!

Wrackexpedition im Roten Meer - © Martin Strmiska / Taucher.Net
Die Geschichte zur ersten Shillong Expedition in DiveInside

Am Montag (8.12.) vormittags dann eine Meldung die aufhorchen lässt... Ein "gewaltiger" Ausschlag auf dem Display des Fishfinders. Hier liegt definitiv etwas "sehr großes". Die Spannung an Bord steigt ins Unermessliche. Ein erstes Tauchteam macht sich bereit um Details herauszufinden, denn die Anzeige kann nur als Wrack interpretiert werden. Der Bug des vermeintlichen Wracks sollte für eine bessere Orientierung der Folgetauchgänge gefunden werden. Mit dem Oberflächenteam wurde abgestimmt – bei Wrackfund wird eine Boje mit Schreibtafel und Infos nach oben geschossen. Die Boje erreichte kurz vor 11:00 Uhr vormittags die Oberfläche: es ist definitiv ein Wrack und zwar ein großes. Der Jubelsturm an Bord ist unglaublich!

Die Tiefe wird mit ca. 58 m angegeben. Die genaue Identifikation steht noch aus. Sicher ist, die Fundstelle ist nicht am errechneten Unglücksort der TS Shillong; dennoch - ein Wrack wurde eindeutig gefunden. Laut Schifffahrtsaufzeichnungen könnte es sich um die Cape Clear handeln; dieses Schiff sank in der Nähe der momentan durchsuchten Koordinaten.

Da bei der Recherche die möglichen Fundstellen mit Tiefen um die 30m bis knapp um die 40m errechnet wurden, konnten die vorbereiteten Nitrox Doppelgeräte nicht verwendet werden. Zum Glück standen auch Doppeltanks mit Trimix für die Tour zur Verfügung, hiermit konnten die ersten Tauchgänge zur Fundstelle durchgeführt werden. Weitere Tauchgänge durch andere Teammitglieder werden nun mit Luftgeräten und 50er Nitrox als Dekogas durchgeführt. Es gilt eine eindeutige Identifizierung zu erreichen. Die relativ starke Strömung und eine Sicht von teils unter 10 Metern erschweren das Vorhaben...

Nicht die Shillong

Cape Clear - © Archiv Taucher.Net
Die Cape Clear kurz nach dem Stapellauf.

Gegen 15:00 Uhr am Montagnachmittag erreicht die zweite Tauchgruppe nach längerer Deko in unruhigem Wasser wieder die Oberfläche. Die Taucher berichten übereinstimmend von wunderschönem Korallenbewuchs und Fischschwärmen ohne Ende. Die Identifikation des Wracks konnte zweifelsfrei durchgeführt werden. Das Werftschild am Frontschott brachte die endgültige Gewissheit.

Die "Cape Clear" war ein Frachtmotorschiff der Lithgows Ltd. Werke in Glasgow. Gefertigt wurde das Schiff mit 5.085 Bruttoregistertonnen im Auftrag der Cape York Motorship Co., Ltd. Das Frachtschiff mit einer Länge von 134,6 m und einer maximalen Breite von 17,3 m begann seinen Dienst im August 1940. Die kurze Geschichte des Frachters endet bereits vier Jahre später - im Somer 1944, während der Anfahrt auf den Suez Kanal. Im Golf von Suez kollidierte die "Cape Clear" mit dem U.S. Liberty Ship "Henry Dearborn" und sank in kurzer Zeit zwischen den Schifffahrtswegen für südwärts und nordwärts fahrende Schiffe. Das Wrack liegt in einer Tiefe von knapp über 60m.

Trotz aller Begeisterung, es ist keine Erstbetauchung aber durchaus ein wunderbares Abenteuer. Ein seltenes Erlebnis in der heutigen Zeit; die Betauchung eines Wracks welches bisher vielleicht nur 20 Personen unter Wasser live gesehen haben. Abenteuer pur!

Die "Cape Clear" wurde zufällig im Jahr 2007 während einer Turkia Expedition gefunden, als sich der Anker des Safarischiffes am Wrack der Cape verhängte. Die Taucher befreiten den Anker und fanden die Cape... da die Tiefe doch erheblich war, das ganze schon in der Dämmerung geschah und gleichzeitig das Wetter umschlug, blieb es bei dem kurzen Besuch am Wrack. Das gleiche Team (Team DWELLER) betauchte dann vier Jahre später die "Cape Clear" nach längerer Recherche ausführlicher und gilt damit als Entdecker.

Bericht über die zweite Shillong Expedition, Rotes Meer - Golf von Suez

(23.12.2014) Der vollständige Bericht über die zweite Shillong Expedition ist in unserem OnlineMagazin DiveInside nachzulesen: Und ewig lockt das Wrack.


Damit geht die Suche nach einem jungfräulichen Wrack für Rene weiter. Wir halten ihm und dem gesamten Team alle verfügbaren Daumen und werden weiter über die Expedition berichten.