Der Tourismus in Ägypten vor dem Kollaps

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04.09.2013 17:28
Kategorie: News

Die Lawine rollt

Dive Point Red Sea
Die Luft wird langsam eng im ägyptischen Tourismus, denn immer mehr Hotels schließen die Tore, entlassen ihre Mitarbeiter oder schicken sie in unbezahlten Urlaub. Und die Tauchbasen, die versuchen, den Betrieb für die wenigen Gäste aufrecht zu halten, kommen auch immer mehr in Bedrängnis.

Am 3.9. abends lief im WDR die sehenswerte Reportage „Stell Dir vor es ist Urlaub und keiner geht hin – Ägypten vor der Pleite“ zur derzeitigen Situation in Hurghada. Autor Jens Eberl recherchierte vor Ort bis zum 29. August und besuchte Hotels, Menschen, die im Tourismus arbeiten und die Tauchbasis Dive Point Red Sea von Matthias Breit und Regina Rinkenburger. 30 faszinierende Minuten mit vielen An- und Einsichten und einem Fazit, das nichts Gutes ahnen lässt für die Urlaubsdestination Ägypten.

Matthias und Regina stehen kurz vor dem „Aus“, denn neben der verheerenden Buchungssituation, die praktisch gleich Null ist, haben sie es noch mit einem wenig einsichtsfähigen Hotelier zu tun, dessen Management auf die volle Mietzahlung inklusive Mieterhöhung trotz des beinahe leeren Hauses besteht.

Matthias Breit, Regina Rinkenburger - Dive Point Red Sea
Mathias und Regina vom Dive-Point Red Sea
„Wir leben praktisch schon sein 2012 von unserer Substanz und unseren Altersrücklagen, aber 2013 ist für uns das absolute Desaster“, sagt Matthias Breit in einem Gespräch mit Taucher.Net. Das Rotana Coral Beach Resort in dem Matthias die Basis seit 1992 betreibt (2007 kam Regina Rinkenburger als Partnerin noch dazu) besteht, anders als zahlreiche andere Hotels auf voller Zahlung des Mietpreises inklusive einer zusätzlichen Mieterhöhung seit August, was die beiden umtriebigen und in Taucherkreisen sehr angesehenen Basenbetreiber nicht nur auf die Palme bringt, sondern zunehmend auch in die finanzielle Enge treibt.

Andere Tauchbasen haben von umsichtigeren Hoteliers zumindest für die nächsten Monate Mietreduktionen bis zu 75 Prozent bekommen. Die nämlich haben erkannt, dass man gut funktionierende Systeme durch diese formaljuristisch rechtmäßige Haltung in den Ruin treibt und sich selbst damit möglicherweise Schaden zufügt. Diese Erkenntnis ist jedoch nicht durchgängig vorhanden, was manchen Tauchbasen, so auch den Betreibern des Dive Point Red Sea, schwer zusetzt. Regina Rinkenburger sagt auch unmissverständlich: “Wir machen zurzeit Monat für Monat ein Minus von mehreren tausend Euro. Das Ende der Fahnenstange ist erreicht. Wir haben noch Gespräche mit dem Hotel, wenn es aber kein Entgegenkommen für uns gibt, machen wir den Laden hier dicht“, sagt die engagierte Basenleiterin.

Der Dive Point vom Meer aus gesehen
Matthias Breit führt noch weitere Probleme an, die vor allem den in Ägypten tätigen ausländischen Arbeitnehmern und Unternehmern zusetzen.

Seit einiger Zeit müssen alle Dokumente auf Arabisch übersetzt und beglaubigt werden, so zum Beispiel auch die Versicherungen der Tauchbasen z.B. bei DAN Europe für die jährliche Lizenz. "Das kostet Zeit und viel Geld. Und die Kosten für die jährlichen Arbeitsgenehmigungen der Tauchlehrer sind auch erheblich gestiegen.“ sagt Matthias.

Und auch der Wettbewerb unter den Tauchbasen führt zu teilweise unsinnigen Sonderangeboten und damit zu einem desaströsen Preisverfall. In den ohnehin schlechten Zeiten ein gefährliches Spiel. Das Resümée von Matthias ist dann auch eher niederschmetternd: “Wir sind im Moment ratlos und erschüttert, selbst mit 20 Jahren Ägypten Erfahrung“.

Aktuelle Lage Ägypten
Reiseinformationen / Veranstalter
(TUI verlängert Ägypten-Storno bis 29.September)
Aktuelle Situation in Ägypten
(Reisemöglichkeiten und Berichte von Vor-Ort)
Aktuelle Reisemöglichkeiten
(Angebote und besondere Reisespecials)
Meinung zur Lage in Ägypten
(Ein Kommentar über die Situation am Roten Meer)
Wir bleiben am Ball und werden berichten, wie es bei Dive Point und den anderen Basen in Ägypten aussieht und weiter geht.

Mehr zum DivePoint könnt ihr in der Taucher.Net-Reportage zum Dive Point (DiveInside) lesen.

Zur WDR-Reportage: „Stell Dir vor es ist Urlaub und keiner geht hin – Ägypten vor der Pleite“, 30 Minuten gesendet im WDR am 3.9.2013, 22 Uhr (Link führt zur WDR Mediathek).

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